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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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anscheinend auch keine Zollko n trollen gab, verließen sie ihr Schiff und gingen Richtung Hauptstadt, deren Lage ein feiner Dunstschleier jenseits dichter Baumbestände anzeigte.
    Als sie eine staubige und offensichtlich wenig benut z te Landstraße hinuntergingen, sagte er: „ Es ist schon k o misch … wenn man bedenkt, welche Entfernungen wir zurückgelegt haben, um dann anschließend zur Mittag s zeit auf einer Landstraße zu wandern, als hätten wir noch nie in unserem Leben ein Weltraumschiff gesehen. Alles liegt so ungeschützt da. Man müßte doch annehmen, daß sich die Leute wie ein aufgeregter Bienenschwarm ve r halten, dessen Stock man kurzerhand ausgeräumt hat.“
    Liszendirs Antwort bestand darin, daß sie ihre we i chen Stiefel auszog und ein Wagenrad in den Staub der Straße zeichnete. Danach klopfte sie den Schmutz ab, nahm ihre Stiefel und sagte: „Das einzige, was mich im Augenblick interessiert, ist die Tatsache, daß ich wieder gediegenen Boden unter den Füßen habe.“
    Während sie barfüßig weiterlief, studierte Han ihre Fußform: Wie bei den Händen, so bestanden auch hier Unterschiede zum menschlichen Original. Vier statt fünf Zehen – und kürzer; der Fußballen war im Verhältnis breiter, zur Hacke hin wurde er jedoch schmaler, ein Fuß, der eher zum Laufen als zum Stehen prädestiniert war. Ihre Fußabdrücke im Straßenstaub zeigten, daß sie ihr Körpergewicht auf die Ferse verlagerte.
    Obwohl es genügend Anzeichen zivilisierten Lebens um sie herum gab, mußten sie eine ziemlich weite Stre cke laufen, bevor sich jemand blicken ließ. Sie waren schon kurz vor der Hauptstadt, als sie zwei Personen auf sich zukommen sahen, die schon von weitem mit den Armen winkten. Als sie näher heran waren, konnte man erke n nen, daß es sich um einen Ler und einen Menschen ha n delte – beide männlich und offensichtlich bis zur E r schöpfung überarbeitet. Der Mensch, groß und hager, stellte sich als Ardemor Hilf vor, Bürgermeister der „Hauptstadt“. Er entschuldigte sich für den Namen seiner Stadt, der eigentlich gar kein richtiger Name war. Der Ler neben ihm, älter als er und kräftig gebaut, trug Haare, die zu einem einzigen Zopf geflochten waren. Er nannte sich Hath’ingar.
    Hath’ingar fehlte jegliche Bescheidenheit. Sofort e r griff er das Wort: „Und entschuldigt den ganzen tlanh- und srith -Quatsch. Wir haben hier keine Zeit – besonders jetzt nicht –, uns wie zivilisierte Leute zu benehmen.“
    Hilf blieb so lange bei ihnen, bis er erfahren hatte, wer sie waren und was sie vorhatten. Dann verabschiedete er sich und bat Hath’ingar, sich weiter um sie zu kümmern. Dieser klopfte Hilf vertraulich auf die Schulter und vers i cherte, daß er ruhig gehen könne. Dann wandte er sich wieder Han und Liszendir zu.
    „Ich bin hier im Augenblick städtischer Abgeordneter. Davor war ich ein angesehener Farmer im Norden und habe Gemüse angebaut.“ Er zeigte seine kräftigen, schwieligen Hände. „Als man uns überfiel, wurde die Hauptstadt schwer getroffen; deshalb bin ich runterg e kommen, um zu sehen, was man tun könnte. Leider ist das, was wir bisher geschafft haben, noch immer nicht genug.“ Er deutete auf die wabernden Staubwolken. „Bei weitem nicht genug.“
    Liszendir verharrte schweigsam, irritiert durch Hath’ingars ungehobeltes Verhalten, das zugleich gepaart war mit einigen merkwürdigen menschlichen Gewoh n heiten. Er dagegen schaute sie gierig und lüstern von der Seite her an – fast so unverhohlen wie mit dem G e sichtsausdruck eines Theaterschauspielers. „Ah, wenn ich doch nur dreißig Jahre jünger wäre! So ein junges, zivilisiertes Ler-Mädchen, reif wie eine Hagebutte und erfahren wie ein Professor der Erotikkunst! Und ständig unterwegs mit diesem jungen Primaten, eh?“ Er stieß sie rüde in die Seite. Aber sofort danach verfiel er wieder in seine vorherige uneindeutige Stimmung und Verhalten s weise: eine Mischung aus Müdigkeit und Melancholie. Seine Gestik zeigte die ganze Spannbreite möglicher B e deutungen, aber weder Han noch Liszendir wußten, ob sie das ausdrückten, was sie darin zu sehen glaubten.
    „Nun gut, diese Schufte und glatzköpfigen Affen h a ben uns wenigstens eine Taverne gelassen.“ Er deutete an, ihm zu folgen, und führte sie zu einer schäbigen Bre t terbude, die den Anliegern offenbar als Bierkneipe die n te. Als sie in die kühle Dunkelheit hineinstolperten, e r klärte er ihnen, daß zu dieser Tageszeit die meisten

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