Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
zu. Es gab nicht den geringsten Fingerzeig. Eine ASTRA-Linie konnte es überall geben.
Vance sagte: „Das werde ich tun.“ Er notierte die Angabe auf seinem Block. „Was hat sie getan?“
„Alles in allem eher eine geringfügige Sache. Aber es gibt Leute, die gerne wüßten, wieso ein so geringfügiges Vergehen eine so starke Verteidigungstaktik nach sich zieht oder auch soviel Angst, wie die Person laut Bericht empfunden haben soll. Wir hätten gerne mehr über diese eigenartige Person gewußt und über die noch eigenartigeren Umstände der … Transition in ihren augenblicklichen Zustand.“
„Bleiben Sie noch auf einen Kaffee?“
„Nein, nein, ich muß jetzt weg; es müssen noch viele kleinere Dinge erledigt werden, bevor die Schicht zu Ende ist. Also dann, guten Tag.“
Errat drehte sich um und entfernte sich auf die gleiche stille und flüssige Art und Weise, mit der er gekommen war.
Vance meldete einen Anruf an, damit Doktor Harkle sofort zu ihm käme, wenn sie einträfe, und lehnte sich nachdenklich wieder zurück. Er konnte sich nicht erinnern. Hatte er Malverdedh gelautet? Nein, so nicht. Aber sie wollten mehr als einen Namen, sie wollten wissen, wer sich nach ihr erkundigen würde. Das klang einfach und einleuchtend, war aber ebenso falsch. Angenommen, die eigentlichen Verschwörer schickten jemanden, der von nichts wußte. Schickten Unschuldige, um das Mädchen zu holen. Die hatten nichts zu verlieren. Vance ertappte sich bei dem Wunsch, daß Fellirian da wäre; sie wäre gewiß fähig, Licht in diese Angelegenheit zu bringen … oder auch nicht, denn er konnte ihr kaum alles sagen. Aber wenn hier eine Falle war, würde sie sie ausfindig machen, davon war er überzeugt. Aber für wen war die Falle gedacht? Bei einem Aufsichtsbeamten konnte man nie wissen. War das hier der nächste Schritt in Parleaus geplanter großer Säuberungsaktion, bei der er, Vance, für die Überführung in den Status des Emeritierten bestimmt war? Verflucht noch mal.
Vance hätte sich wohl noch weiter geärgert, aber in diesem Moment erschien Doktor Harkle, wie gewöhnlich ohne Vorankündigung. Normalerweise verbot sie den Angestellten, ihm zu sagen, daß sie kam. Sie wollte es ihnen einfach nicht gestatten, sie hinzuhalten. Sie war eine streng gekleidete, recht stattliche Frau von deutlich mittlerem Alter, die denen, die es ihrer Meinung nach verdienten, viel Humor und Wärme entgegenbrachte. Sie hatte zwei große dampfende Becher mit Kaffee mitgebracht.
„Hier, der eine ist für Sie, Walter“, begann sie. „Wir haben ihn unten in meinem Laden gekocht, und er ist verdammt besser als das Zeug, das ihr schon mal hier oben oder in der Kantine serviert. Das Zeug ist nichts als künstlicher Kraftkäsedip.“
Vance nahm den Becher dankbar an und sagte: „Ich nehme gern an; nehmen Sie sich einen Stuhl, wenn Sie wollen. Ich habe die da vorn gebeten, Sie anzurufen, weil ich einen Denkanstoß brauche.“ Er reichte ihr das Flex.
Doktor Harkle sah nur für einen Augenblick darauf, dann wieder Vance an. Dann sagte sie: „Ist das nicht eines von den Mädchen, die unten bei Ihnen arbeiten?“
„Ja. Ich kann mich gut an sie erinnern, obgleich ich meine, daß sie nicht so aussieht wie auf diesem Bild. Was ist mir ihr? Sie sieht hierauf so leblos aus; vielleicht auch verschlagen, obwohl man eigentlich sicher sein kann, daß jemand, der verschlagen aussieht, etwas verheimlicht, und die hier anscheinend nichts zu verheimlichen hat. Sie wirkt entspannt. Warten Sie mal, ich weiß ein besseres Wort. Ungehemmt. Als ob gar keine Persönlichkeit da wäre, nicht einmal eine verbogene.“
„Ich kenne die näheren Umstände nicht. Wie ist ihr Name?“
„Maellenkleth. Ja, Maellenkleth. Srith Perklaren.“
„Genau! Jetzt erinnere ich mich auch. Eine Erst-Spielerin. Was macht sie für Ihre Leute?“
„Hauptsächlich Mathe, Tensoren, Astrogation. Sie ist auf dem gesamten Gebiet recht begabt, wenn man ihre Aufmerksamkeit gewinnen kann. Sie geht auf unorthodoxe Weise an die Mathematik heran, aber über die Ergebnisse, die bei ihr herauskommen, läßt sich nicht streiten … sie scheint alles mit Hilfe irgendeines merkwürdigen, sich stets wiederholenden inneren Programms zu machen; vielleicht sollte ich es einen Topologiefilter nennen, das ist die beste Bezeichnung, die ich mir im Moment dafür vorstellen kann.“
„Wenn man ihre Aufmerksamkeit gewinnen kann? War sie denn zerstreut? Ich habe nie einen von ihnen zerstreut
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