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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Essens machte sich Kris an der Speisekammer zu schaffen und kehrte zurück, blieb am Ofen stehen und goß etwas von dem allgegenwärtigen Wurzeltee auf, dann ließ er sich wieder auf seinem Platz nieder, indem er die Beine nach Art der Schneider oder vielleicht auch Teppichweber unter sich kreuzte.
    Morlenden putzte den letzten Rest auf seinem Teller mit dem letzten Stück Brot weg und bemerkte dabei: „Du kochst wirklich gut. Bei dir würde ich dick und fett werden.“
    Kris antwortete freundlich: „Aber nein. Wenn der Koch etwas taugt, bedient man sich seiner Künste seltener … einmal pro Tag oder noch seltener.“
    Morlenden nippte an seinem Tee und blickte den Jungen über den Rand des Bechers hinweg an. Die Zeit der Scherze war nun vorüber, und die Einleitung war beendet, die Grenzen waren abgesteckt. Er begann, nach Worten suchend: „Soweit ich das bisher beobachten konnte, bist du recht gelassen für einen, der lange in der dhofterie gelebt hat … Ich hätte dich für mehr, nun, besorgt gehalten, was den Aufenthaltsort von Maellenkleth betrifft.“
    „Meine Sorgen sind echt genug, wenn ich auch Abstand davon nehme, sie öffentlich zur Schau zu stellen wie die ungewaschene Wäsche von gestern. Sie sind natürlich ebenso stark, wie du vielleicht vermutest, vielleicht noch stärker. Aber übersetzt ins Hier und Jetzt haben sie keinen sonderlichen Einfluß auf die Natur und den Lauf der Dinge. Wie stark sie auch sein mögen.“ Er sah weg und wich Morlendens Blick aus.
    „Hast du einmal daran gedacht, selber nach ihr zu suchen?“ Jetzt nur vorsichtig sein.
    „Nein. Sie schärfte mir ganz besonders ein, ich sollte ihr unter gar keinen Umständen nachgehen, falls sie einmal nicht wieder auftauchen würde. Sie hatte bei ihren kleinen Ausflügen wohl das Gefühl: Wenn sie je an eine Sache geraten sollte, mit der sie selber nicht fertig werden konnte, würde auch niemand anders fähig sein, sie für sie zu erledigen, und ein Eingreifen könnte ihre Lage höchstens noch verschlimmern.“
    „Wir springen jetzt mitten hinein. Sollten wir nicht besser ganz vorn anfangen?“
    Kris antwortete: „Fange am Anfang an, fange am Schluß an oder in der Mitte; in einer guten Geschichte macht das keinen Unterschied. Führt nicht alles zum anderen hin?“
    Morlenden erwiderte: „Sicher, aber bei aller Spitzfindigkeit: Der Habicht fliegt nicht rückwärts ins heutige Leben, um zum Hasen zu gelangen.“
    „Der Habicht und der Hase … du hast recht. Das war unverschämt von mir. Du weißt, daß ich mich mit dieser Angelegenheit nicht abfinden will; so ist das mit den Worten.“
    „Ich weiß das, und ich gehe mit dir, obwohl ich mich jetzt vielleicht selbst auch nicht damit abfinden werde, in meinem eigenen Leben. Ich hatte einmal eine Geliebte …“
    Kris sinnierte: „Wir wissen nie, womit wir uns abfinden werden und womit nicht … laß mich dich wenigstens davor warnen.“
    Die Bemerkung hörte sich für Morlenden merkwürdig an. Nicht daß er bezweifelte, daß sie wahr war, aber sie klang merkwürdig prophetisch, nach Art eines Orakels; doppelsinnig, undefinierbar, unerklärlich wie der Traum-der-vorhersagt. Bis dann der Augenblick kam. Was wußte dieser Waldbewohner?
    Kris fuhr fort: „Aber trotzdem würde ich es auf meine Art sagen. Die Zeit verdunkelt die Dinge, verdeckt den Sinn. Du wirst haben wollen, was ich habe, um es dem hinzuzufügen, was du schon weißt oder vermutest.“
    Morlenden lachte. „Dann sprich weiter, ganz wie du willst, denn was ich habe, das ist wenig genug.“ Er nippte wieder an dem Tee. Er war immer noch fast zu heiß, um richtig getrunken werden zu können.
    „Dieses Mal“, begann er zögernd, „sollte das letzte Mal sein, daß sie sich nach draußen wagte. Ja, es gab noch andere Male. Viele sogar. Ich wußte nicht, wohin sie ging oder was sie machte. Aber es war immer kurz, nie länger als ein paar Tage. Aber sie sagte mir, daß sie, bevor sie mich kennenlernte, manchmal länger weggewesen sei … Monate, Jahreszeiten.“
    „Maellenkleth war eine Jahreszeit lang draußen? Drei Monate?“
    „Ja, die ganze Zeit über bei den Vorläufern, und sie wußten nichts davon.“
    „Ganz heimlich? Wo konnte sie für so lange Zeit hingehen?“
    „Sie wollte genausowenig davon sprechen wie all die anderen Male. Außer einmal … da sagte sie, als sie in der Stimmung war, in der man sich zurückerinnert: ‚Die Menschen haben vor langer Zeit einmal gesagt, daß Gott die Welt in sieben Tagen

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