Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
was das betrifft, was ich neu gelernt habe, noch nicht nachgedacht, ob ich es kennen will oder nicht. Wie lange hat das denn bei mir gedauert?“
„Es gibt, wie es heißt, in der Multisprache keine Zeit … ich habe keine Ahnung, aber der Braten ist fertig. Ich habe ein paar Älteste sagen hören, daß das Universum wartet, bis man damit fertig ist. Was das betrifft, bin ich jedoch skeptisch, denn zu dem Braten solltest du die Tatsache hinzufügen, daß dort drüben im Westen kein Licht mehr ist. Vielleicht haben die Sterne mehr Phantasie als der Durchschnittsälteste. Das sind auch ihre Worte.“
„Du verstehst dich entschieden zu gut darauf. Ich glaube nicht, daß ich dir das noch einmal gestatten werde“, sagte Morlenden ohne Heftigkeit, als stelle er eine Tatsache fest.
„Ich werde es nicht noch einmal versuchen, obgleich ich dir sagen muß, daß es eine Variante des Befehls-Modus gibt, den innenverwandte Spieler lernen müssen, das Sich-hinwegsetzen-über-Befehle, ein Modus, der keine Erlaubnis erfordert, ja nicht einmal Kenntnis desselben auf Seiten des Empfängers … Mael hat es mir beigebracht, und es ist eine schreckliche Sache, derer ich mich nicht bedienen will. Aber es könnte sein, daß du auf deiner Wanderung anderen begegnest, die nicht so zurückhaltend sind wie ich.“
Morlenden war entsetzt. „Aber wie kann ich mich davor schützen?“
„Unmöglich. Wenn du zum Volk gehörst, dann bist du empfänglich dafür. Du kannst dich ihm nicht einmal durch freiwilliges Vergessen entziehen, das ist der Grund, weshalb es auch nur beschränkt gelehrt wird … es ist sehr schwer, es richtig zu machen. Ich kann es dir nicht beibringen. Wie ich schon sagte, es ist schwierig. Mael hat es mir nur teilweise beigebracht. Ich habe es bei dir nicht angewandt. Es tut mir leid, daß ich wütend geworden bin; du hast dir deine Stellung nicht ausgesucht, genausowenig wie ich mir die meine. Aber ich würde vorschlagen, daß du jemanden dazu bringst, es dir zu zeigen – dann kannst du wenigstens mit einem, der es dir gegenüber anwendet, kämpfen.“
„Wer würde so etwas versuchen?“
„Ich weiß nicht. Aber alles lernst du nur im Inneren Spiel. Ich bin nur ein Anfänger, einer, der zu Füßen der Großen sitzt, die sich dazu herablassen, ihre geheimnisvollen Fertigkeiten an andere weiterzugeben. Ich bin nicht so gut dabei, wie du vielleicht denkst; Instruktionen kann ich zwar geben; Maellen, die für mich und für mich allein Aelekle war, kann ich sie sehr leicht geben … Das liegt auch auf der Hand, denn ich habe sie durch und durch gekannt. Ich kannte sie als Liebhaber und als Schüler ihrer Weisheit. Zufallsbilder sind schwerer, abstrakte noch mehr. Aber solltest du eine weitere Demonstration wünschen, kann ich dir ein Bild von dir selbst senden, wie ich dich sehe …“
„Mich selbst durch die Augen eines anderen? Danke, nein. Das muß ich ablehnen. Laß mir bitte meine Illusionen und Erinnerungen. Sonst wäre ich nicht länger imstande, mich selbst als Jüngling wie dich zu sehen. Ich weiß schon sehr gut, daß der Mir-bekannte-Morlenden einen dicken Bauch hat, weil ich allzu viele Verwebungsfeiern allzusehr genossen habe. Nichtsdestoweniger ziehe ich es vor, mich als ranken und schlanken jungen Mann zu sehen.“
„Ha!“ Krisshantem mußte lächeln. Es war das erste Mal, daß Morlenden ihn lächeln sah. Und im Inneren vergab er ihm die Aufdringlichkeit. Er hatte es zum Teil selbst gewollt. Er war dankbar, daß dieser wilde Junge nicht mehr wußte.
Während des Essens – der Braten war trotz Kris’ allzu großzügigen Umgangs mit dem roten Pfeffer gut – sprachen sie nicht, sondern aßen schweigend. Morlenden war hungrig, denn er war weit gelaufen in den letzten beiden Tagen und hatte wenig gegessen außer der Wegzehrung, den kalten Mahlzeiten, die ihm eingepackt worden waren, um unterwegs gegessen zu werden. Dies war die erste anständige Mahlzeit für ihn, seit er von zu Hause fort war. Auch Krisshantem aß schweigend, mit einer Ruhe und Gelassenheit, die Morlenden überraschte. Schließlich wurde ihm allmählich mehr als klar, daß Kris Maellen durch einen zufälligen Unglücksfall verloren hatte, nicht aus dem üblichen Grund für solche Trennungen, und er war nur wenig älter als Morlendens und Fellirians Pethmirvin. Aber im Gegensatz zu Peth, die bei all ihren sexuellen Aktivitäten mit fünfzehn noch ganz Kind war, war dieser Junge bereits ganz und gar ein Erwachsener.
Gegen Ende des
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