Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
– was könnte es dann gewesen sein?“
„Da habe ich nicht die geringste Ahnung. Ja, bei allem, wozu ich zusätzlich zu alldem, was sie mir gab, eigenständig fähig bin, ist die Angelegenheit für mich trotzdem immer noch ankavemosi, das, was verbogen ist. ‚Du kannst nicht von dort nach hier gelangen.’ Man kann sich da nicht so einfach hineinversetzen; das, was ich über das Äußere Spiel weiß, setzt sich nicht nur aus ungenügenden Daten zusammen, sondern es ist auch obendrein ein Programm der Irreführung. Aber du bist ja jetzt Spieler genau wie ich … alles wird dabei variiert, sogar die dimensionale Matrix. Das war die Art von Spiel, die Maellenkleth am liebsten hatte. Weil sich Sanjirmil bei den höheren Spielern nämlich auf den Hintern setzt. Und Mael sagte: ‚Konfrontiere die gute alte Sanjir mit einer Matrix, die über vier Dimensionen hinausgeht, und sie kann ihren eigenen Arsch nicht mehr von einem Astloch unterscheiden.’ So unerfahren ich auch war, konnte ich das an ihren Spielen doch merken. Aber mit den niedrigeren Spielen kam sie recht gut zurecht; da ist sie grob, aber sehr fähig – ihre Partien sind plumpe, mit roher Gewalt geführte Angriffe. Ihre Taktik hat so etwas Zerstörungswütiges an sich.“
„Das glaube ich“, sagte Morlenden.
„Wenn sie sich einem Problem gegenübersieht, dann haut sie sich mit aller Gewalt heraus. Gewalt, das brutale Aufzwingen von Ordnung. Maellen andererseits spielt feinfühliger, leichter … schlau, gewandt, ausgewogen. An ihren Spielen teilzunehmen, das ist so, als ob man Wind und Wasser erlebt, das ist wie Segeln und Fliegen und das Branden und Stürmen des hohen Meeres.“
„Es kommt mir so vor“, sagte Morlenden, „als ob sich in diesen beiden vieles konzentriert … Webtraditionen wie auch das, worin sie sich vielleicht unterscheiden.“
„O ja, o ja, beides. Ihre Charaktere, ihre Talente und Fähigkeiten, die Kraft der Traditionen beider Weben. Das war auch der Grund, weshalb zu Anfang zwei Spielerweben gegründet wurden – damit jede von ihnen verschiedene Aspekte des Zugangs zum Spiel untersuchen sollte, sowohl was den Inhalt als auch was den Stil betraf. Eine neue Etappe in dem ewigen Streit zwischen Harmonie und Schöpfertum. Wir brauchen beide Elemente. Und nicht daß du meinst, Sanjirmil sei nun unbedingt wegen ihres geringeren Talents bei dem Spiel im Nachteil gewesen. Sie besitzt andere Qualitäten … die Mehrheit hört auf sie beim Spiel, und sie hat Macht über die, die ihr am nächsten stehen; Machtgier, Hoffnung und Furcht. Sie ist gefährlich.“
„Aber sie arbeiten zusammen?“
„Sie haben keine andere Wahl. Sanjirmil als zukünftige Meisterspielerin ist es untersagt, das Reservat zu verlassen; trotzdem ist, wie sie sagen, draußen eine Menge zu tun. Sanjir ist für die Arbeiten verantwortlich, die draußen zu erledigen sind, und Maellen ist die einzige, die sie schicken kann. Und bevor Mael und ich uns kennenlernten, hatte sie ohnehin wenig anderes zu tun. Und was das angeht, behandeln sie einander durchaus korrekt, wenn auch etwas kühl. Sanjir hat jetzt die Macht, die Autorität. Maellen hat eine Menge Mut. So ist es gewesen, seit Mevlannen beschloß, sich zurückzuziehen.“
„Nichtsdestoweniger hört sich Maellenkleth selbst recht entschlossen an, wenn sie gegen den Willen so vieler so weit gegangen ist.“
„Entschlossen? Ja, das war sie. Aber sie war in vielen Dingen, zum Beispiel in ihrer Art zu sprechen und sich zu benehmen, auch sanft, außer, was das Thema Sanjirmil anging – was das betraf, konnte sie jeden Kerl an Vulgarität übertreffen …“ Und an dieser Stelle wirkte Krisshantem einen Augenblick lang zerstreut, als erinnere er sich an etwas, als rücke er ein Gewirr von Daten zurecht, Dinge, die er Stück für Stück über Monate hinweg gesammelt hatte. „Sie trafen den Entschluß, die Perklarens aussterben zu lassen, als Mevlannen geboren wurde. Sie ist eine jüngere Innenverwandte. Sanjir war damals ungefähr zehn. Und später, nach etwa fünf Jahren, genau weiß ich es nicht, da ist Sanjirmil etwas passiert … etwas, das mit dem Inneren Spiel zu tun hat, von dem keiner außer im Flüsterton sprechen will. Kein Unfall, mehr so, als ob irgend etwas zu früh passiert sei … beim Inneren Spiel geht es auch um so etwas wie die zeitliche Abstimmung gewisser Ereignisse. Auf jeden Fall wurde Sanjir von da an immer zügelloser und wilder. Wahnsinnig, arrogant. Und ihr wurde bewußt, was sie
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