Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
sich da erobert hatte, und daß sie es nicht durch ihren Mut oder ihr Geschick erobert hatte, sondern aufgrund einer Unterlassung. Die Terklarens waren immer die Unterlegenen gewesen. Jetzt arbeitete die Zeit für sie, und sie brauchte nichts weiter zu tun als abzuwarten, bis ihre traditionellen Feinde von selbst verschwunden wären. Aber das war ihr nicht genug – sie wollte gewinnen. Sie war gierig. Ein paar der Ältesten fingen an, ihre frühere Entscheidung zu bedauern, aber als es soweit war, hatte genug dafür gesprochen zu handeln, die Jahre waren vergangen, und Mevlannen hatte sich entschieden, nach draußen zu gehen. Und als Mael und ich ein Paar geworden waren, verbrachte sie den Großteil ihrer Zeit in der inneren Meditation, um zu versuchen, sich von alldem zu befreien … denn wenn man einmal an dem Spiel beteiligt ist, gibt es nichts sonst, was einen befriedigen kann. Es ist schon ein höchst gefährliches und süchtig machendes Gift, wenn es auch den Horizont erweitert.“
Kris redete weiter, und Morlenden lauschte jetzt auf jedes einzelne Wort, um die Fäden dieser Geschichte mitzubekommen. „Wir spielten mit dem Gedanken, und ich überraschte sie durch meine Reaktion darauf; wir tauschten Erfahrungen aus. Ich zeigte ihr, wie ich im Wald lerne, indem ich das Wetter beobachte, indem ich versuche, den Wind zu sehen … das kann man nämlich, weißt du. Es ist schwer, aber man kann es. Es ging in beide Richtungen. Und sie gewann wieder ihre Hoffnung zurück und fing wieder an zu handeln. Wir trafen Pellandrey einmal in den Wäldern nördlich des Berges des Wahnsinns, und sie sprach ganz offen von ihrem Tun. Dann folgten endlose Verhöre durch die Altmeister. Sie beschimpften Mael, sie beleidigten sie.
Was sie zu mir sagten, lassen wir hier lieber weg. Aber einige waren interessiert, gefangen durch die ungewohnte Situation, Pellandrey, Perwathwiy, obwohl sie zu Sanjirmils eigener Linie der Terklaren-Webe gehört. Daß du mich hier nicht falsch verstehst: Sie alle haben Angst vor Sanjirmil, sogar ihre Anhänger. Grund ist auch hier wieder das Innere Spiel und ihre Kraft und Stellung darin.“
Für einen Moment war in Augen und Stimme des Jungen ein inneres Feuer, eine Begeisterung, hochgestiegen. Jetzt schwankte sie schließlich, flackerte noch einmal auf und ging aus. Er nahm wieder die Haltung der stillen Resignation ein. Er seufzte tief und sagte: „Aber wir wußten doch, daß, wie sehr man uns auch unterstützen würde, es eine aussichtslose Sache war. Weniger als ein Jahr noch, und Sanjir hat alles.“
„Wenn man mal von ihrer heranrückenden Fruchtbarkeitsperiode und ihrer Amtseinsetzung als oberste Spielerin absieht – wieso denn? Ich verstehe das nicht. Hätte Mael sie nicht später, in ihrer eigenen Fruchtbarkeitszeit, herausfordern können, mit dir als ihrem shartoorh-Mitgatten ?“
„Nein. Sie ließen die Perklarens auseinandergehen – einige behaupten, daß dies mit Absicht herbeigeführt wurde –, weil in dem Inneren Spiel etwas verborgen ist und weil man es ab der Mitte von Sanjirmils Generation nicht mehr verbergen muß. Was immer das Innere Spiel ist, Sanjirmil wird es offen darlegen, zur Überraschung aller, und es wird kein Spiel mehr geben.“
„Kein Spiel mehr, aber eine Spielerwebe bleibt bestehen!“
„Eben. Und das war auch der Grund für Maellens Verzweiflung. Es war ihr ganzer Lebensinhalt, ihre besondere Begabung, und sie konnte nicht ertragen, es aufzugeben; sie wollte sich gegen alle stellen, um es zu halten, und das ging sogar soweit, daß sie …“ – an dieser Stelle machte Kris eine fast unmerkliche Pause – „nach dem sharhifzergari {36} streben wollte. Sie wollte sich selbst dazu erklären und dann hierbleiben. Wir wollten von Grund auf alles neu aufbauen. Denk dir nur: Die einzige Spielerin, die jemals ein angeborenes Talent dafür hatte und sich lange leidenschaftlich dafür eingesetzt hatte. Sie steht weit über jedem anderen lebenden oder toten Spieler in bezug auf Geschicklichkeit, in bezug auf die Ausschöpfung der Möglichkeiten, die das Spiel bietet. All dies umsonst, für nichts vergeudet. Eine Perklaren, die nur noch die Revens über sich duldet.“
Morlenden fragte: „Und die andere, Mevlannen? Was hat sie mit dem Ganzen zu tun?“
„Sie waren Innenverwandte ohne die sexuelle Bindung; trotzdem hatten sie immer ein sehr enges Verhältnis. Sie trafen sich ständig, selbst als Mevlans Arbeit es mit sich brachte, daß sie weit fortgehen
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