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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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schattenlosen grauen Licht riet und sich, wie er so ging, gründlich nach möglichen Anzeichen von Gesellschaft umsah. Daß er keinerlei Anzeichen sah, beruhigte ihn keineswegs. Denn als er und Taskellan Krisshantem getroffen hatten (oder war es andersherum gewesen?), war Kris anscheinend aus dem Nichts gekommen. Vielleicht gab es noch andere, die ähnlich begabt waren. Zumindest begabt genug, um ihm unbemerkt zu folgen und sich von Kris fernzuhalten, so daß der Verfolger unerkannt bleiben konnte.
    Bei Anbruch des Nachmittags, als die Luft durch einen von Norden her wehenden Wind kalt war und mehr als nur einen Anflug von Feuchtigkeit an sich hatte, sah er sich mit der Tatsache konfrontiert, daß er an diesem Tage nicht sein eigenes yos erreichen oder auch nur in die Nähe davon kommen konnte. Kraft seines eigenen inneren Schätzsystems, das, wie er zugab, sich leider nur allzuoft irrte, und trotz des totalen Gedächtnisses hatte er geglaubt, sich südöstlich des Seengebietes und der Perklarens zu befinden und damit etwa einen Tagesmarsch nordöstlich seiner Wohnung. Die Gegend, die er jetzt durchquerte, war nirgendwo so wildromantisch wie der ferne Nordosten, das Land der Hulens, Krisshantems und anscheinend wenig anderer, aber man hatte auch erst vor kurzem damit begonnen, dieses Land in den Grundbesitz der Reservatsweben einzugliedern, und es war noch verhältnismäßig unterbevölkert. Morlenden wußte nur von wenigen Anwesen in diesem Teil, und die, an die er sich erinnern konnte, lagen auch nicht annähernd in dieser Gegend, wo immer er sich jetzt befinden mochte; er war sich nicht ganz sicher. Er wußte nur, daß er, wenn er in der Richtung, in die er sich bewegte, weiterging, irgendwann auf vertrautes Land stoßen würde.
    Der Nachmittag zog sich dahin, wie dies in Gebieten geschieht, die unter dem Einfluß launischer und sich im Zeitlupentempo wandelnder Witterungen stehen; bald konnte man damit rechnen, daß es anfing zu regnen, möglicherweise zu schneien, und so würde es tagelang gehen. Jetzt ließ das Licht nach, das Licht eines späten Wolkentages, schwach und mit blauen Untertönen; das Ler-Auge mit seinem höheren Anteil an Stäbchenzellen in der Netzhaut verlor mit abnehmenden Helligkeitsgraden zunehmend an Unterscheidungsvermögen und sah im Graulicht besonders schlecht. Morlenden fand sich damit ab, frieren zu müssen und fing an, nach einem geeigneten Unterstand für die Nacht zu suchen. Blind durch den Wald und über gestrüppbedecktes Neuland weiterzugehen war undenkbar: Irgendwann würde er stolpern und hinfallen.
    Als er nach einem geeigneten natürlichen Unterstand suchte, einem geologischen Vorsprung, einem gestürzten Baum, ein paar Ruinen aus der Zeit, in der dieses Land noch von Menschen bewohnt gewesen war, einem Stall oder Schuppen, da wurde ihm allmählich bewußt, daß er sich an einem Ort befand, der gewisse Anzeichen dafür aufwies, daß er benutzt wurde: ein frischer Pfad, einer, der erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit von Wanderern benutzt worden war. Eine merkwürdige Rodung in dem halbbewachsenen Waldgebiet, dort, wo man geschickt einen Baum entfernt hatte. Es sah allerdings nicht nach der Arbeit einer Webe aus, die das Land auf eine bestimmte Frucht hin bearbeitete. Sie pflegten unbekümmerter vorzugehen, und außerdem waren sie spezialisierter. Wahrscheinlich war irgendwo in der Nähe eine Ältestenhütte, höchstwahrscheinlich erst kürzlich gegründet. Das konnte alles mögliche bedeuten: Morlenden hatte sich nie um die Organisationen der Ältestenklasse gekümmert und wußte eigentlich nur von den berühmteren, wo sie waren und wie sie lebten. Er lauschte sorgfältig, außerstande, mit dem bloßen Auge auch nur irgend etwas mit Gewißheit in der Ferne auszumachen, in der bedeckten Dunkelheit, die vor dem Regen kommt, grauen und violetten Schatten. Nichts. Ein träge fließender Bach in der Nähe. Ein tröpfelndes Geräusch, ganz langsam, irgendwo in entgegengesetzter Richtung. Etwas Erwartendes, ein Hoffen auf Regen. Ja, es würde sicher Regen geben. Er konnte es fühlen. Keinen Schnee.
    Aus der Ferne, gedämpft durch den Abstand und das Wetter und durch das halb überwachsene Land, glaubte Morlenden das Läuten einer Glocke zu hören, über die bewachsenen Felder hinweg. Er lauschte abermals. Stille für eine ganze Weile. Dann das Geräusch: Das Läuten einer Glocke, schwach, einzelne, tiefe Impulse, die sich wie das langsame Kräuseln auf der Oberfläche eines

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