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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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war, an Gesicht und Händen. Ihre dunklen Augenwimpern; tiefschwarz, mit dem gleichen bläulichen Schimmer wie ihr Haar.
    Sie sprach zuerst, weil sie entweder die Fassung wiedergewonnen oder sie nie verloren hatte, indem sie sagte: „Du auch hier? Darf ich mich zu dir gesellen?“
    „Ja, ja, natürlich darfst du“, stotterte er und fuchtelte mit der Kerze herum. „Deine Stimme ist die erste, die ich hier höre; du bist mir sehr willkommen.“
    Sanjirmil trat schüchtern ein und vermied es, Morlenden direkt anzusehen, während sie wie mit sich selbst sprach. „Du bist noch nie hiergewesen? Die hier sind wahrlich schweigsam. Nie habe ich einen von ihnen auch nur ein Wort sagen hören.“ In der Mitte des Raumes zog sie den äußeren Umhang aus, schüttelte den Regen ab und suchte nach einem Haken, um ihn aufzuhängen. Als sie ihn gefunden hatte, den unbesetzten Haken an der entgegengesetzten Wand, hing sie den Umhang auf und ließ ihm einen großen Beutel folgen, den sie über eine Schulter geschlungen getragen hatte und der dumpf klirrte, als sie ihn gegen die Wand lehnte.
    Morlenden konnte sehen, daß der Umhang nicht den ganzen Regen abgehalten hatte, denn an den Schultern und am Saum ihres Pleth waren feuchte Flecken. Auch dies zog sie unbefangen aus und legte es über das Kopfende des freien Bettes. Alles, was ihr jetzt noch an Kleidung verblieb, war ihr Unterhemd, welches sie anbehielt. Morlenden fiel jetzt vieles an ihr auf, aber das erste, was seine Aufmerksamkeit erregte, war ein gesticktes Zeichen, das in die rechte Schulter des Unterhemdes eingearbeitet war und den Mustern ähnelte, die er zuvor im yos der Perklarens bemerkt hatte, jedoch anders geformt war. Wo jene einfache geometrische Muster gewesen waren, mehr oder weniger symmetrisch, hatte das von Sanjirmil nicht diese offensichtliche Ähnlichkeit mit einer Zelle und war asymmetrisch – eine Linie aus blauen Punkten, die an jedem Ende bogenförmig angeordnet waren, wobei das rechte Ende größer war als das linke. Er erinnerte sich des grundlegenden Wissens, das Krisshantem in ihn hineingezwungen hatte, suchte in seinen neuen Erinnerungen nach der Figur und fand sie auch. Es war eines von den beweglichen Mustern des Anfängerspiels, eine Figur, die sich mit der Grundlinie rechtwinklig über das Feld in Richtung des größeren Kringels bewegte. Wie alle nachhaltigen Figuren des Spiels hatte diese einen Namen: Prosianlodh. Übersetzt ergab dieser Name eine rätselhafte Impression – „Schiff des leeren Raums“. Der Name wurde nicht erklärt. So war eben das Innere Spiel.
    Aber er sah auch noch andere Dinge, Dinge, die zu sehen er sich nicht die Mühe gemacht oder die zu sehen er vermieden hatte, als das Mädchen die Perwathwiy Srith zum yos der Derens vor seiner Wanderung ins Landesinnere begleitete. Sanjirmil stand jetzt zögernd an der Grenze zur Fruchtbarkeit, auf dem Gipfel der Adoleszenz; sie stand zitternd an dieser Grenze.
    Im Geiste erinnerte er sich der Range, des Wildfangs von vor sechzehn Jahren. Von nahem gesehen, so wie sie jetzt vor ihm stand, waren immer noch große Mengen dieser gleichen Qualitäten gegenwärtig – die Gesten, die zögernde Ungeduld, der schmale, schmollende, entschlossene Mund, die halb angestrengte Konzentration ihres Gesichts. Aber da war noch mehr. Ihr Haar war genauso dunkel und fest und zerzaust, wie es immer gewesen war, aber es war jetzt länger und voller, fiel achtlos über ihre Schultern, war fast bereit, zu der einzelnen Websträhne zusammengeflochten zu werden, die das Merkmal der Elternphase war. Auch war ihr Körper voller, beinahe erwachsen, besaß jedoch mit den stärkeren Rundungen etwas nicht ganz Lerhaftes, wenn diese auch gleichfalls nicht menschlich und auf ihre Art immer noch geschmeidig und kräftig waren. Sie nahm ihm die Kerze ab und stellte sie auf das Pult; sie bewegte sich mit wohlabgewogener Anmut, wie es vielleicht ein junges Mädchen gegenüber dem Liebhaber getan hätte, eine fließende, tanzende Haltung, die das Unterhemd um sie herumwirbeln ließ, und stand hinterher so da, daß das Licht der Kerze durch das Unterhemd hindurchscheinen mußte und somit vieles ahnen ließ und nichts enthüllte. Es war eine klassische Bewegung, kaum weniger direkt als eine ausgesprochene Einladung. Morlenden sah und würdigte alles, was sie da für ihn zur Schau stellte; er verstand die Botschaft ganz und gar. Sie weiß nicht weniger als ich, daß meine Zeit für diese Dinge vorbei ist,

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