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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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unangenehme Gefühl ab. Es verschwand nicht ganz, und er befürchtete schon, daß es ihn für den Rest seines Lebens begleiten würde, aber es war immerhin doch bis zu einem erträglichen Intensitätsgrad abgeflaut.
    Kris hatte auf dem Boden am Ofen geschlafen und Morlenden das Schlafbord angeboten. Offensichtlich hätte der Junge unter dieser Decke sowieso nicht allzu ruhig geschlafen, da er sich voll und ganz der Gefühle erinnern mußte, die sich zwischen ihm selbst und Maellenkleth hier abgespielt hatten. Morlenden stand auf, zog sein Überhemd an und kletterte zur niedrigeren Ebene des Baumhauses hinunter, wo der Ofen und der Kaminraum waren, der Raum, in dem sie miteinander gesprochen hatten. Das Baumhaus war still, leer. Er hatte nicht das Gefühl, daß jemand anwesend war. Morlenden wußte nur zu gut, daß Krisshantem ein ruhiger Typ war, aber doch nicht so ruhig. Er blickte sich um. Kris war verschwunden. Am Herd lagen ein paar hartgekochte Eier, etwas Brot und Käse und ein Zettel. Er hob den Zettel auf und las, was in zierlicher und klarer Schrift darauf geschrieben stand.
     
    Ser Deren, ich habe dich letzte Nacht viel zu lange aufbleiben lassen, doch ich mußte mich heute früh auf den Weg machen. Für deinen Nachhauseweg habe ich dir Proviant hingestellt. Ich werde dich in ein oder zwei Tagen bei deinem yos treffen. Ich habe dir letzte Nacht nichts gesagt, denn ich wollte nicht laut davon sprechen, aber sei gewarnt und paß auf dich auf. Jemand war in der Nähe und hat uns verfolgt, wahrscheinlich dich, obwohl ich nicht weiß, warum es so sein sollte, wie es zu sein scheint. Ich glaubte in der Nacht ihre Spuren zu hören, aber sie kennen meine Grenzen und wollen nicht nahe genug herankommen, damit ich sie hätte identifizieren können. Bei Anbruch des Tages fand ich Teile von Spuren im Wald. Aber ich weiß immer noch nicht, von wem. Ich rieche hier Gefahr und weiß, daß du nicht das Gespür derer hast, die hier leben. So gehe denn geradewegs zu deinem Anwesen und zögere nicht. Ich werde so schnell ich kann zu dir stoßen. Sei auf der Hut, so gut du kannst.
     
    Morlenden las alles durch und dann nochmals, wunderte sich über die Botschaft und sann über den eigenartig abgehackten Stil nach, so unähnlich dem, in dem Kris persönlich sprach. Vielleicht hatte er wirklich Angst. Da gab es also des Nachts Lauscher bei den Perklarens oder besser dem, was noch von ihnen übrig war; und einen Beobachter außer Sichtweite beim Baumhaus, jemanden, der laut Kris’ eigenem Eingeständnis fähig war, sich mit genügender Geschicklichkeit zu bewegen, um sein beachtliches Wahrnehmungsvermögen zu neutralisieren. Ja, es sah in der Tat so aus, als folge ihm jemand, beobachte ihn jemand. Morlenden zog nicht ernsthaft die Möglichkeit in Betracht, daß die beiden Ereignisse nichts miteinander zu tun hätten. Eine solche Geschicklichkeit war selten. Er trat ans Fenster und sah durch es hindurch in den Wald; er wußte nicht genau, was er zu sehen erwartete. Er sah nichts als die Bäume, den blattbestreuten Waldboden, die kahlen Stämme und Äste, die Schatten des Morgens, den sich überziehenden Himmel, dunstig, verschwommen. Das Licht hatte etwas Perlenartiges, Verblassendes, Zerrinnendes an sich.
    Er kehrte wieder zu dem Essen zurück, und nachdem er alles in einem Bündel zusammengepackt hatte, zog er sich für das Wetter draußen an und machte sich daran, das Baumhaus zu verlassen, indem er die Falltür öffnete, um die Luft hereinzulassen. Die Luft hatte sich während der Nacht erwärmt; es war nicht annähernd so kalt wie am Tage zuvor. Regen lag in der Luft, Regen von der Sorte, der tagelang anhalten würde – beginnend mit einem feinen Nieseln und endend mit dem Morast, der durch das allmähliche Durchweichen klebrig geworden sein würde. Er glaubte jedoch, daß er es bis zum yos der Derens zurück schaffen würde, bevor der Regen ernsthaft einsetzte. Er glaubte, irgendwie Böses ahnend, daß dies unter der Voraussetzung der Fall sein würde, daß er unterwegs niemanden traf. Einer plötzlichen Eingebung folgend, sah er sich nach einer Waffe um, etwas, das er als solche benutzen konnte, ein Messer, einen Knüppel. Es war nichts zu sehen; und Morlenden hatte im Augenblick viel zu großen Respekt vor dem Bewohner dieses Hauses, um es auf der Suche nach einer Waffe zu durchstöbern. Die es hier wahrscheinlich ohnehin nicht gab.
    Eine Waffe! Morlenden war allein durch das gesamte Reservat gegangen, hatte im Freien

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