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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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nicht aus einem Guß mit einem selbst.
    Er und Kris hatten noch bis tief in die Nacht hinein geredet, bis weit über die Zeit hinaus, zu der sie beide gewöhnlich zu Bett gingen. Aber was sie untereinander besprochen hatten, hatte wenig zu dem hinzugefügt, was er bereits entdeckt, worüber er bereits nachgedacht, was er sich bereits zusammengesetzt hatte. Nichts als Einzelheiten, Farbe, das lebendige Gefüge zweier Leben, die sich irgendwie ineinander verstrickt hatten und die wieder auseinandergekommen waren, aus Gründen, die keiner von ihnen kannte. Einzelheiten. Morlenden wußte, daß er die einzige Person war, mit der Kris über Maellenkleth gesprochen hatte, seit sie vor nunmehr zwei Monaten ihren letzten Auftrag angetreten hatte. Seine starke Unabhängigkeit als hifzer hatte ihm hierbei ganz und gar keinen guten Dienst erwiesen; seine zurückhaltende Schweigsamkeit hatten den Verlust dessen, was er vor allen anderen Dingen schätzte, nicht ausgleichen können.
    Morlenden schob die Tagesdecke nach unten, streckte sich, stöhnte und ließ zu, daß ihn die eisige Luft schnitt, ihn noch wacher machte, während er, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, Gedanken sammelte. Irgendwo dort draußen war eine durstige, böse Macht, die das Leben Unschuldiger aussaugte, deren einziges Verbrechen übermäßiger Eifer war. Irgend etwas dort draußen in der Menschenwelt des Jahres 2550, welche überall, in ihr selbst und um sie herum, ihre Wurzeln hatte. Sie war eine geborene Spielerin, dachte er, und das einzige echte Naturtalent, das man jemals hatte, galt als die beste Spielerin, die je in der Geschichte des Spiels auftauchte. Aber sie spielte auch noch bei einem anderen Spiel mit, bei mehreren Spielen, und bei denen war sie nichts als eine Anfängerin, eine Amateurin, zum Verlieren verurteilt von Anfang an. Eine vom Aspekt Wasser, die auf dem Feld des Willens und der Disziplin spielte. Die auf einem Feld spielte, in dem Unbekannte anderen ihren Willen aufzwangen. Sie ging nach draußen, sie war jemandes Spionin, vielleicht Detektivin, gewiß für Sanjirmil, aber wer steckte hinter Sanjirmil? Aber es gefiel ihr nicht, sie hatte große Angst davor, und während dieses letzten Auftrags rechnete sie sogar mit Schwierigkeiten, nach den Vorbereitungen zu urteilen, die sie getroffen hatte, und den Dingen, die sie Kris erzählt hatte. Und trotzdem war sie gegangen! Diese Narren! Morlenden rollte sich auf eine Seite hinüber, stützte sich angeekelt auf den Ellenbogen und dachte über das Problem der Unschuld nach. Deren Unschuld, seine eigene Unschuld.
    Das ist bei ihr das Problem, bei mir, bei Kris, dachte er, bei uns allen; wir Ler kennen das Böse nicht. Wir haben uns immer den Luxus erlaubt, das allein den Menschen zuzuschreiben. Jawohl, das Böse, die Sünde, die Dummheit. Nicht bei uns! Wir waren die Neuen Menschen, die Mutanten, die Ler, wir waren so unschuldig wie der frischgefallene Schnee, ohne Fehl und Tadel. Und was waren deine Sünden, Morlenden Deren? Daß du in deiner Jugend einmal ein unscheinbares oder reizloses Mädchen abgewiesen und ihre Gefühle verletzt hast? Daß du für deine Dienste als Registerbeamter manchmal zu viel berechnetest? Daß du manchmal zu ausgiebig dem Alkohol zusprachst? Du bist dumm und weißt fast nichts über das, in das du da hineingeraten bist; in das du mit Sicherheit noch tiefer hineingeraten wirst, wenn du diese Maellenkleth noch weiter verfolgen willst.
    Er hatte etwas wie eine Vorahnung; jedoch war er sich auch einer starken Strömung der Unrechtmäßigkeit, der Ungerechtigkeit, der Böswilligkeit bewußt, etwas, das ihm sogar noch fremder war – daß eine Person auf ein Nichts reduziert werden konnte und dies durch nichts als irgendeinen simplen Vorgang oder möglicherweise die Ziellosigkeit eines geheimen Plans, mit dem sie gar nichts zu tun hatte. Sie war einfach nur anderen im Weg, die nicht sehen wollten, was sie ihnen anbot. Nein, das war auch nicht alles. Es war auch Böswilligkeit dabei. Aber von wo ging sie aus? Von wem? Morlenden suchte irgendwo tief in seiner Intuition nach den äußeren Anzeichen einer Macht, einer elementaren Gewalt, aber dort unten, da war nur das Gefühl eines schimmernden Widerspruchs, eines Zwiespalts. Falsch, falsch. Ihm fehlten die Daten. Er setzte sich aufrecht auf dem Schlafbord hin. Er hatte etwas entschieden. Er fühlte sich unwohl deswegen, einen Augenblick lang schwindelig vor Angst, aber er blieb dabei, und kurz darauf klang das

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