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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Gebäudeteil, der aus Krankenzimmern und anderen Räumen bestand. Errat sprach kurz zu einem Pfleger, der scheinbar aus dem Nichts erschienen war, und sie betraten eines der Zimmer. Es enthielt einen Bewohner, der locker an ein Krankenhausbett geschnallt war. Es war Maellenkleth.
    Auf Morlenden, der sich an das mnemo-holistische Bild erinnerte, das Krisshantem ihm eingeprägt hatte, wirkte das Mädchen kaum verändert, was den Gesamteindruck und die Gestalt anbetraf, obwohl sie ein wenig dünner war als in seiner Erinnerung an das Bild. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht aber war weder der einer lebendigen Heranwachsenden noch der einer Person, die sich in sich zurückgezogen hatte, sondern der einer verlassenen Neugeborenen: ausdruckslos, leer und unkoordiniert. Das war leicht zu erkennen, aber dieser Unterschied sagte alles, selbst wenn man ihn in seiner Einfachheit beinahe übersah. Die Persönlichkeit, die Persona, die undefinierbare, nicht zu umreißende Person, die diesen Körper bewohnt hatte und für seine Handlungen verantwortlich gewesen war, war verschwunden, als sei sie nie dagewesen. Das war genau genommen nicht Maellenkleth, sondern eine leere Schale, die früher einmal auf diesen Namen gehört hatte.
    Morlenden hatte noch nie vorher in seinem Leben einen Vergessenden aus der Nähe gesehen; und es war ihm vorher noch nicht in den Sinn gekommen, was ihm nun mit verdoppelter Gewalt vor Augen geführt wurde, daß nämlich in der Tat hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung gewesen war, um zu diesem Resultat zu führen. Er kannte das Geheimnis noch nicht, das Maellenkleth mit ihrem Leben gehütet hatte, aber mit dem Wissen, über das er verfügte, war er sich sicher, daß dies kein Unfall gewesen war. Intuition: Das ist nicht zufällig geschehen. Es wurde ausgelöst.
    Er beobachtete Krisshantem genau. Dieser Augenblick durfte, mehr als alle anderen, nicht von der Kraft des Wassers beherrscht werden. Die Empfindungen. Kris durfte es keinen Beobachter erkennen lassen, daß er zu ihr auch nur in der geringsten Beziehung stand. Was würde er tun? Der Junge tat nichts. Krisshantem sah das Mädchen genau an, musterte sie kühl, als sei sie nichts als ein weiteres Versuchsobjekt aus den Labors hier, und wandte sich dann wieder Morlenden zu. Der Ausdruck auf dem Gesicht des Jungen sagte Morlenden das, was er sehen wollte: Diese Person ist nicht das Mädchen, das ich gekannt und geliebt habe, mit der ich geschlafen und zahllose Augenblicke in süßer dhainaz geteilt habe, von denen wir gehofft hatten, sie würden nie enden. Ja, früher einmal war sie es, aber diese hier ist eine Fremde. Sie verdient Zuneigung und Respekt, dieses fremde ksensrithman -Mädchen, aber nicht viel mehr als das. Und von Rache reden wir später, wenn wir mehr wissen. Viel mehr. Es war ein Gesichtsausdruck voller Logik und Pflichterfüllung. Nicht mehr – nur daß ganz tief darunter ein Feuer glimmte.
    Sowohl Fellirian als auch Morlenden hatten plötzlich das Gefühl, als würden all ihre Pläne in einen faulen Sumpf fallen und sich dort auflösen. Was konnten sie mit ihr anfangen? Sie war hilflos, und es war unmöglich, sie hier zu heilen. Wahnsinn! Sie waren sich über das richtige Vorgehen im unklaren. Sollten sie einfach zu dem Bett hingehen, sie ohne Zeremonie herausheben und sie wie einen Sack Kartoffeln wegschaffen? Wozu war sie in der Lage, wozu nicht?
    Errat spürte die ausweglose Situation, in der sie sich befanden, und schlug höflich vor: „Wir haben den Eindruck, daß sie nicht mehr Reaktionen zeigt als eine durchschnittliche Neugeborene, nach unserem menschlichen Standard hier eigentlich sogar weniger. Sie scheint nicht so schnell zu lernen. Am Anfang mußten wir sie fesseln, weil sie sich unkontrolliert herumwarf; später konnte sie sich dann soweit kontrollieren, daß sie abrupte Bewegungen vermied. Jetzt ist sie meistens ruhig. Sie kann sich weder selbst umdrehen noch sich aufsetzen, noch in irgendeiner Weise für sich selbst sorgen. Sie ist in einer äußerst merkwürdigen Kondition. Ist das die spezifische Form einer Ler-Psychose?“
    Fellirian antwortete: „Eine Psychose ist es ganz definitiv nicht.“
    „Wir mußten sogar Übungen mit ihr machen, aber ich bin sicher, daß ihre Muskulatur in erheblichem Maß atrophiert ist … Was werden Sie mit ihr tun?“
    Morlenden gab ihm Auskunft: „Wir werden sie wohl zu uns nach Hause tragen müssen. Wir brauchen dazu etwas, womit wir sie tragen können. Vielleicht eine … Bahre.

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