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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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eigentlichen Objekt des Blicks abgewendet waren, genau und vorsichtig um, als sie auf äußerst umständlichen Wegen durch das Innere des Gebäudes 8905 gingen; da gab es Gänge mit dürftiger Beleuchtung und zahlreiche abrupte Ecken; kurze, düstere Treppen, Fahrstühle, Durchgänge, Rampen. In seinen Augen war 8905 unheimlich, fremd, ein Bau, der Konzepte verkörperte, die sie kaum kannten und noch weniger pflegten. Seine Fremdheit, das fühlte er instinktiv, besaß eine Komplexität, die sein eigentliches Wesen selbst vor seinen regelmäßigen Besuchern verbarg. Außerdem wurde er den Verdacht, der sich ebenso instinktiv erhob, nicht los, daß der Weg, den sie gingen, nicht die übliche Route durch das Gebäude war, sondern ein Nebenweg, ein Weg für den Hausmeister, oder vielleicht folgten sie auch dem Kontrollgang eines Nachtwächters. Oder vielleicht war es ein geheimer Weg, den nur Eingeweihte kannten. Errat zögerte nicht: Er schien genau zu wissen, wohin er ging. Sie trafen auf ihrem Weg kaum Menschen und jene, die sie trafen, gingen ihren eigenen Geschäften nach und beachteten sie über oberflächliche Blicke hinaus nicht. Und weiter ging es. Manchmal aufwärts, manchmal abwärts. Das Licht von den Milchglasscheiben veränderte sich nicht, ganz gleich, wie die Fenster angeordnet waren, und die Beleuchtung veränderte sich in ihrer Qualität überhaupt nicht. Morlenden wußte, daß sie weiter gelaufen war, als dies durch Abschreiten des Gebäudes von außen möglich gewesen wäre. Dies und dazu das unveränderte Licht überzeugten ihn davon, daß sie, wo auch immer sie waren, nicht mehr in dem Gebäude waren, das sie von außen gesehen hatten. Ein kalter Schauer durchzuckte ihn. Die ganze Gegend hier muß Acht-neun-null-fünf sein, ausgehöhlt wie ein Ameisenhaufen, mit verbundenen Gängen und Überführungen, und jedes einzelne von den Fenstern ist nach außen blind, und seine Beleuchtung steht unter künstlicher Kontrolle. Was von draußen zu sehen ist, das ist nur eine Fassade, die dazu noch in einer Seitenstraße steht.
    Er sah verstohlen zu den anderen hinüber, die mit ihm gekommen waren. Fellirian waren die Gebräuche der Vorläufer nicht so fremd, und sie schien hier nur wenig wachsamer als sonst zu sein. Sie würden ihnen offensichtlich das Mädchen übergeben und sie ziehen lassen. Was auch immer sie sonst noch im Sinn hatten, sie hatte das Gefühl, damit könnten sie fertig werden. In ihrem Gesicht jedoch, um ihre großen, ausdrucksvollen Augen herum, an den Winkeln ihres großen, vollen Munds fanden sich kaum merkliche kleine Falten und zuckende Muskeln, die ihre Besorgnis um den Zustand verrieten, in dem sie nach ihrer Erwartung Maellenkleth vorfinden würden. Oder vielmehr jene Person, die einmal Maellenkleth gewesen war. Es nicht mehr war. Sie, die in den Körper erst noch einziehen würde, sie, der sie den Namen Schaeszendur geben wollten, denn wenn der Körper auch der gleiche sein würde, so würde es doch eine andere Persona sein.
    Krisshantem auf der anderen Seite war angespannt und mißtrauisch wie ein wildes Tier, das zum ersten Mal den Zoo vor sich sieht. Alle Sinne waren wachsam, jegliche Wahrnehmung befand sich am Gipfel der Empfindsamkeit. Morlenden hatte es gelernt, den Eindrücken des Jungen zu vertrauen, und er erinnerte sich daran, daß er während ihres Wegs zu diesem Haus, diesem Ameisenhügel, nicht so nervös gewesen war, sondern nur übellaunig und gereizt. Er spürte also etwas in Beziehung zu diesem Gebäude 8905. Was war es, das er an diesen kahlen, manchmal rissigen und fleckigen Wänden, den massiven, schweren Türen, den vereinzelten Gestalten, die mit abgewandten Augen an ihnen vorbeigingen, und der Stille gesehen, gespürt oder aus alldem geschlossen hatte? War es nur die Stille? Sie war, wie Morlenden wußte, nicht die Stille der Abwesenheit, sondern der Druck von Nähe, von sorgfältig verborgenen Dingen.
    Endlich erreichten sie einen Teil des Hauses, der durch seine bessere Beleuchtung und einen scharfen, schneidenden Geruch in der Luft seine Bestimmung für medizinische Zwecke enthüllte. In dem Komplex von Gerüchen waren auch die Spuren von zahlreichen anderen Substanzen auszumachen, zum größten Teil organischer Art, manche natürlich, andere in höchstem Maße künstlich. Er konnte keine von ihnen identifizieren. Sie gingen durch einen hellbeleuchteten Bereich, der die Quelle des größten Teils der Gerüche zu sein schien, ein Labor, und weiter in einen

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