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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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der Oberfläche des Tessarakts wurde langsamer, langsamer, noch langsamer und veränderte sich zu einer regelmäßigen Bewegung, ganz ähnlich dem rhythmischen Schlag von Wellen an einem flachen Strand, ruhig, reflexhaft, stetig. Die Gestalt gab auch etwas von ihrem energischen Aufbäumen auf und war jetzt leichter zu halten. Vom Rande des Universums her stellte sich wieder ein Zeitgefühl ein und drängte sich in ihr Bewußtsein, und sie waren in der Lage, wie aus einer riesigen Entfernung wieder Alltagsgeräusche zu hören. Aus der alltäglichen Welt, nicht aus der realen Welt. Dies hier war die reale Welt, und sie schufen sie. Die Welt des Alltags schien nun entmutigend, enttäuschend zu sein; die subjektive Umwelt der Reprogrammierung durch Multisprache war schließlich verführerisch und suchtbildend. Sie war nackte Macht. Und an den hereindrängenden Ecken hörten sie die Stimme von Krisshantem, der normale Worte sagte und sie in den Strom der Multisprache einfließen ließ, als könne er das gegenwärtige Muster beibehalten, wenn er ihm dann und wann einen kleinen Stoß gab.
    Die Stimme sagte heiser: „Das Schlimmste ist vorbei, der längste Teil … Motorische Koordination und Kontrolle über den Körper … alles an Ort und Stelle, kalibriert und getestet … Als nächstes kommen Sprachfähigkeit und Pseudogedächtnis, die Repersona, Schaeszendur. Anders … jetzt wird sie gegen uns kämpfen …, ihr müßt jetzt festhalten wie nie zuvor … Jetzt, jetzt, jetzt“, und …
    Jetzt verschwand die Stimme, ausgeblasen wie die Flamme einer Kerze, als hätte es sie nie gegeben, könnte es sie nie geben. Die kleinen zellularen Einheiten schienen kleine Zufallsbewegungen zu vollführen, für kurze Augenblicke den Zusammenhalt zu verlieren, aber in den größeren zellularen Einheiten schien sich ein neuer Zusammenhalt aufzubauen, hochzusteigen, wie die Flut hereinzubrechen, wie ein aufziehendes Gewitter, ein Sturm, machtvoll und unausweichlich. Das Gefühl von Wellen statt des feurigen Lichts wurde sehr deutlich, und Morlenden schmeckte in seinem Mund einen Geschmack wie von Messing, von Metall und roch einen unbekannten, würzigen, fauligen Geruch. Es war nun viel schwerer festzuhalten. Da war nun deutlich eine weitere Kraft, die gegen sie ankämpfte, etwas, dessen Standort sie nicht bestimmen konnten, das aber von tief drinnen (?) zu kommen schien, aus der projizierten Gestalt in ihrem Bewußtsein. Es versuchte zu entkommen, sich aus ihrem Griff zu winden, die Gestalt des Tessarakts zu verzerren. Morlenden griff tief in sich hinein, auf der Suche nach Reserven, von denen er nicht sicher wußte, ob er sie hatte; und dort fand er etwas, was es ihm gestattete festzuhalten, ein wenig fester noch, ein wenig länger noch zuzugreifen. Der Widerstand der Gestalt aber wurde ebenfalls stärker. Und doch war er jetzt nicht mehr so stetig; er schwoll an und wieder ab, kämpfte gegen sie, zog sich dann wieder zurück und fing manchmal auf eine merkwürdige Weise den Sinn und den Rhythmus von dem auf, was sie taten, und hastete unvermittelt vor ihnen her, nahm das, was sie wollten, beinahe vorweg und half ihnen beinahe.
    Ja, es war schwieriger als der erste Teil, aber es dauerte nicht so lange. Sie konnten bereits eine Abschwächung des Widerstands spüren, und als der Widerstand nachließ, wurde die Gestalt passiv, unterwürfig und wartete auf sie. Es war nun viel leichter, sie zu halten, bedurfte fast keiner Anstrengung mehr; und mit der Lockerung der gemeinsamen Spannung begann Morlenden nun zum ersten Mal, die Erschöpfung zu spüren, die viel tiefer als die bloße Müdigkeit reichte, die er vorher empfunden hatte. Er war ausgelaugt; die Entspannung der Gestalt gab ihm ein Gefühl, als würde er in warmem Sirup versinken. Und mehr noch ließ der Widerstand nach, und jetzt spürten sie zum ersten Mal deutlich die wirkliche Anwesenheit einer vierten Person in dem Netz der Multisprache, die sie alle verband. Diese vierte Person war warm, ansprechend, freundlich wie ein kleines Kind, zwar nicht übermäßig geistvoll, aber angenehm und ohne jegliche Kraft. Sie … er wollte sie gerade willkommen heißen, und …
    Jetzt verschwand der Tessarakt in ihrem Bewußtsein ohne Warnung oder Ankündigung, und mit ihm verschwand die allgegenwärtige Nacht: Sie saßen auf dem Fußboden eines Abteils der Untergrundbahn, das von Lampen an der Decke beleuchtet wurde, die zu hell schienen, und sie waren in die alte, schäbige Welt der

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