Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Parleau im Flur vor dem Büro des Vorsitzenden. „Einen Augenblick, Herr Vorsitzender. Kann ich Sie kurz sprechen?“
„Sicher, Eykor. Es ist jetzt frei. Kommen Sie mit.“
Parleau ging voraus und an dem Aushilfs-Verwalter vorbei, der teilnahmslos und schweigend dasaß.
Eykor folgte, wobei er das unhandliche Papierbündel trug, als verberge er eine sehr empfindliche Bombe darin. Sobald er in dem Privatbüro war, legte er das Bündel vorsichtig vor Parleaus Sessel auf den Konferenztisch und wandte sich dem Vorsitzenden zu. „Herr Vorsitzender“, begann er aufgeregt, „drüben in der Abteilung haben wir mehrere Aspekte der Vorfälle verfolgt, die sich um dieses Vandalenmädchen häufen. Wir haben weitere lose Enden gefunden. Zu viele. Jetzt sind wir in der peinlichen Lage, daß wir mehr Spuren haben als Verbrecher oder Täter.“
„Weiter.“ Parleau wußte sehr gut, daß für jemanden wie Eykor das Verbrechen überall blühte, selbst in Gedanken. Nie würde er sie alle ausjäten können, aber er würde auch nie damit aufhören, es zu versuchen, ungeachtet des Elends, das er auf diesem Weg verursachte, und der Fehler, die er machte. Nicht der Haß auf das Verbrechen war es, der ihn so machte, sondern eher ein Übermaß an Pflichteifer und ein zu enger Blickwinkel. Solche Typen waren letztendlich für alle gefährlich, wenn man sie nicht unter strenger Kontrolle und mit einer Vielzahl echter krimineller Aktivitäten versorgt hielt, um sie bei der Stange zu halten, ihre Aufmerksamkeit in Anspruch zu nehmen, da für sie sonst alles und jedes Beweisstück war.
Eykor sagte: „Wir haben Errat gefunden.“
„Genauer, bitte.“
„Errat wurde in einem heruntergekommenen Wohnhaus nahe dem Lagerhausviertel gefunden. Hier, in der Bezirkszentrale. Für den Sicherheitsdienst der Nachbarschaft war es ein Routinefall, bis ein aufmerksamer Wachtmann die Berichte erwähnte. Dann kam unsere Abteilung ins Spiel.“
„Aha. Weiter.“
„Bis wir ankamen, war der Körper entfernt, aber der Raum war nicht zu sehr in Unordnung gebracht, so daß sich der Gerichtspathologe mikroskopisch genau darum kümmern konnte. Nachdem wir den Körper des Toten hatten, machten wir dasselbe mit ihm. Errat wurde mit einem scharfen, spitzen Gegenstand, der ihm in den oberen, linken Rücken drang, erledigt. Der Tod trat sofort ein. Anzeichen eines Kampfes gab es nicht. Wir nehmen an, daß er überrascht wurde.“
„Jemanden zu erstechen – das ist ein ziemlich gewöhnlicher Mord.“
„Hier war es anders; Es wurde ohne sonderliche Kraftanstrengung getan, ohne jede Seitenbewegung. Wir waren in der Lage, die Form der Waffe zu rekonstruieren.“
„Errat schien freier Agent für einige Unbekannte gewesen zu sein. Dies würde erklären, daß jemand so nahe an ihn herankam und Zeit genug hatte, sorgfältig zu zielen.“
„Genau. Und es war eine außergewöhnliche Waffe: gerade, doppelschneidig, etwa zwei Handspannen lang, im Vergleich zu den Messerarten, mit denen wir vertraut sind, ziemlich dick. Die Waffe bestand nicht aus Metall, sondern aus Holz, aus einem sehr harten Holz, das mit einer ehemals ätherischen Substanz eingerieben worden war, die viele Verunreinigungen enthielt.“
„Ein solches Werkzeug ist mir unbekannt.“
„Uns bisher auch. Wenigstens in unserem Bezirk. Aber bei den Neuen Menschen sind solche Messer allgemein üblich. Sie werden zum Schneidern benutzt und zum Beilegen von Fehden. Außerdem wurde dieser angenommene Schluß durch andere Spuren bestätigt, die wir anhand der Gegenstände im Raum gewannen. Wissen Sie, die Brechungen, die chemischen Spuren, die sie und wir hinterlassen, sind unterschiedlich. Die Detektor-Leute wurden fast verrückt, bis ihnen einfiel, daß ihre Maschine tatsächlich richtig funktionierte. Ich begab mich mit Klyten in die Archive, und wir rekonstruierten eine Basiszusammenfassung, um die Person beschreiben zu können, die bei Errat im Zimmer war: Es war eine weibliche Ler, wahrscheinlich eine heranwachsende, obwohl es widersprüchliche Hinweise gibt. Die Spuren wurden von einem sehr hohen Wert für Adrenalin-Brechungen und -Rückstände verzerrt sowie von einer weiteren Gruppe Rückstands-Brechungen, für die wir keine Entsprechung haben. Wer auch immer da drinnen war, war mehr oder weniger im Dauerzustand angespannt. Und wir haben uns auch mit der Aufsicht abgestimmt. Die Spuren, die wir gefunden haben, die unbekannten, sind mit denen von der unidentifizierten weiblichen Person
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