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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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von ihren nächsten Nachbarn, den mit ihrer Webe in Resonanz stehenden Morens, behaupten konnte, daß sie geradezu in einem anderen Land lebten, dessen Fremdartigkeit sie immer wieder in Erstaunen versetzte. Die Morens lebten etwas mehr als eine Meile entfernt. Dieses Erkennen von mikroskopisch kleinen Provinzen war bei ihnen üblich; ja, es war eine kleine Kunstform, der mit Fleiß nachgegangen wurde, wenngleich auch mit der Erkenntnis, daß eine ihrer Beschränkungen darin lag, daß die „Provinzen“ mit zunehmender Entfernung vom Betrachter rasch größer wurden. Der Zweck dieser Kunst bestand letztlich darin, jedermanns Empfindungen in Einklang zu bringen und ihre ganze Welt in mikroskopisch kleine Provinzen aufzuteilen, und zwar als reine Erkenntnisübung.
    Vance warf einen flüchtigen Blick auf die Besucherliste, um zu sehen, ob sich auf ihr ein Hinweis darauf fände, wo die Fragesteller herkamen. Er sah vergeblich nach; die ganze Liste bestand aus programmierten Namen, die natürlich nicht den geringsten Hinweis auf die nationale oder ethnische Herkunft gaben. Vance verspürte auch einen gewissen Ärger. Er war der einzige Mensch in dem Raum, der keinen programmierten Namen hatte. Wahrscheinlich hielten ihn die Besucher heimlich für einen von den Obstruktionisten.
    Der jüngste Fragesteller schien ganz nett zu sein, ja sogar schüchtern, weil er ihnen ihre Zeit stahl. „Sie müssen meine Neugier entschuldigen“, sagte er, „aber der Vortrag heute hat mich fasziniert. Ich habe nur eine Frage, die mir nicht aus dem Kopf will: Was tun Sie zu Ihrer Unterhaltung? Ich könnte mir vorstellen, ab und zu im Freien zu übernachten, aber nach gewisser Zeit hätte ich sicher das Gefühl zu ersticken, wenn ich nichts anderes zu sehen bekäme als Wald und nichts anderes zu tun hätte, als zu überleben.“
    Die Frage war taktlos und die Formulierung dürftig, aber Fellirian glaubte zu verstehen, worauf der junge Mann hinauswollte. Sie sah für einen Augenblick zur Seite, durch das Fenster und in den sich immer mehr verdunkelnden Abend hinein. Sie fühlte, wie eine Welle der Müdigkeit über sie hinwegging, und wünschte sich, auf dem Nachhauseweg zu sein. Als sie sich wieder umwandte, hatte ihre Stimme etwas von einem geselligen Lachen: „Sie wären überrascht, wenn Sie wüßten, wieviel Zeit es kostet, primitiv zu sein.“ Sie lachte wieder. „Die Kinder müssen unterrichtet werden, dann ist da das Gewerbe des Klanh, dann die Haushaltspflege, es muß saubergemacht, gewaschen, der Garten gepflegt und das Vieh gehütet werden. Die persönlichen Aufgaben jedes einzelnen. Wasser muß geholt werden. Letzteres ist der Grund für die alte Tradition, jeden yos in der Nähe fließenden Wassers zu bauen. Unterhaltung? Wenn ich heute abend nach Hause komme, werde ich keine brauchen.“ Sie wurde wieder ernster. „Bitte halten Sie uns nicht für einen sturen Haufen, der an nichts als Arbeit denkt, sich in Haus und Hof schindet. Wir haben auch unsere Späße und Spiele, mit denen wir uns die Zeit vertreiben; manche von ihnen sind sehr kompliziert. Und es gibt noch vieles mehr; wir erzählen uns gegenseitig Geschichten, singen, tanzen. Pflegen Freundschaften – und Feindschaften ebenfalls. Allein letzteres ist ein ganzer Zyklus für sich. Ich komme oft hierher, so daß ich mich mehr bei Ihnen zu Hause fühle, aber obwohl das so ist, finde ich die Art von Unterhaltung, die Sie haben, ganz merkwürdig. Ich würde einschlafen, wenn ich nur ein paar dieser Sachen ausprobieren würde.“
    „Es hat nicht den Anschein, als ob Sie sich langweilten.“
    „Nein. Wir haben versucht, unsere Angelegenheiten so zu ordnen, daß wenigstens die Langeweile ein Feind ist, den wir nicht zu fürchten brauchen. Die Langeweile führt zu revolutionären Wünschen, nicht die Not, so ist das. Und Änderungen, die aus Langeweile entstehen, bringen nie einen Fortschritt. Sie machen nur alles schlimmer. Nein, ich spreche hier für mich selbst und für die, die ich kenne – ich will keine Veränderung. Nur mein eigenes Leben leben.“
    Fellirian wollte noch mehr sagen, aber irgend etwas gebot ihr Einhalt, und sie verstummte. Im Moment hatte sie das unangenehme Gefühl, daß sie vielleicht mehr gesagt hatte, als es ihre Absicht gewesen war. Egal, es war zu spät. Die Worte flogen jetzt schon wie die Vögel dahin. Aber sie glaubte jetzt, die Quelle des beklemmenden Gefühls zu kennen, das sie während der Sitzung gehabt hatte: Ja, sie war sicher,

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