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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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stiller Bach, schweigend, rätselhaft.
    Während dieser ganzen Zeit hatte Morlenden gespürt, wie der Drang zum Unbekannten hin sich in ihm verstärkt hatte und wie ihm die Umgegend der Deren-Webe in zunehmendem Maße fade und unbefriedigend vorgekommen war. Fellirian war nicht nur die künftige Klandorh gewesen, sondern auch die älteste Innenverwandte, daher war es ihr Recht, als erste zu gehen. Aber nachdem ein paar Tage seit ihrer Rückkehr vergangen waren, packte Morlenden ein paar Sachen und ging ebenso ruhig von dannen, wie es seine innenverwandte Schwester getan hatte. Auf dem Wege zum Hauptpfad waren sie wortlos aneinander vorbeigegangen. Es gab nichts, was sie ihm hätte sagen können. Man fand seine eigene Wahrheit, und die Worte keines anderen konnten sie einem sagen.
    Zuerst, an den ersten Tagen, war es furchtbar aufregend gewesen; nie zuvor hatte er solche Freiheit, solche totale Verantwortungslosigkeit empfunden. Morlenden wanderte zunächst nach Norden, dann nach Nordwesten; er schlief unter freiem Himmel, fühlte die Kälte der Nacht, die jetzt in der Luft lag, verrichtete für irgendein yos irgendeine Arbeit als Entgelt für ein Essen und ein Bad oder ein paar Münzen vielleicht, manchmal auch für eine Ältestengemeinde, wo die schweigenden Bewohner ihm wissende Seitenblicke zuwarfen, aber nichts sagten, keine verächtlichen Bemerkungen machten. Diejenigen, die in einem früheren Leben Innenverwandte gewesen waren, kannten das vayyon. Sie wußten Bescheid.
    Die große Liebschaft hatte sich nicht eingestellt. Morlenden konnte nicht genau in Worte fassen, was es eigentlich war, wonach er suchte, aber was immer es gewesen war, die Möglichkeit, es zu finden, schien in immer weitere Ferne zu rücken. Es war nicht so, daß keine Mädchen dagewesen wären; es gab jede Menge Mädchen, und seine Tage und Nächte waren im großen und ganzen nicht bar von Schäkereien, Tändeleien, Blumenkämpfen. Aber irgendwie schien es die Beziehung, die er wünschte, nicht zu geben. Die eine war beschäftigt, ans Haus gebunden und wollte nicht mit ihm weggehen, obwohl sie durchaus in Frage gekommen wäre. Eine, die dazu bereit war, war mehr als ein hoffnungsloser Fall; Fellirian schien noch an ihren schlimmsten Tagen vorzuziehen zu sein, selbst als bloße Kameradin. Andere hatte er nur flüchtig gesehen. In früheren Zeiten hatte sich Morlenden am eifrigen Zusammenspiel von Auge und Gestik, am suggestiven Wort entzückt. Jetzt, da er frei war, wirklich frei, schien jene ganze Welt weggefallen und verschwunden zu sein; welche Ironie – jetzt da er zu haben war, war niemand interessiert. Die Aussichten waren gering, und er schien immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, zu früh, zu spät. Er fing an, von einem Ort zum andern zu ziehen; er langweilte sich und wurde unzufrieden, frustriert und von einem Gefühl erfüllt, das er nicht benennen konnte. Mehr als einmal ertappte er sich bei dem Zweifel, ob dies wirklich das große Abenteuer war. Ließ sich am Ende etwa alles auf nichts weiter als auf den Gegenwert eines langen Spazierganges bringen? Eine unerfüllte Erwartung? Waren es die umgebenden Schichten des alltäglichen Lebens, die die flüchtigen Ausnahmen so aufregend machten? Ja, war es vielleicht die Seltenheit, die den Wert verlieh? Und bestand die Lektion des vayyon vielleicht darin, daß es das Abenteuer nicht gab, nie gegeben hatte, nie geben konnte, sondern statt dessen etwas mit dem langsameren Ablauf des Durchschnittslebens zu tun hatte, in dem man sein Gut bewirtschaftete, die Kinder aufzog? Sicher, er spürte, daß dies die ständigen Prüfungen der Wirklichkeit waren, die alle lernen mußten, jeder einzelne, immer und immer wieder, der Mensch wie der Ler, aber wie jeder andere war er überrascht über den Schmerz, den der Verlust vieler seiner liebsten Illusionen verursachte.
    Eine Weile wurde Morlenden lustlos, scheu, ja ein wenig feindselig; sein Blick schien kristallklar, durchdringend, mächtig, zersetzend zu werden. Er sah die Dinge aus einer Distanz, aber im Geiste wurde die Distanz für ihn noch größer; er sah die Ler der Elternphase, die rodhosi, bei der Arbeit, auf dem Feld und im Geschäft; jüngere Heranreifende, die didhosi, beim Lernen, bei den eigenen Angelegenheiten. Und nach alldem die Ältesten, die sich in ihre abgeschlossenen Hütten zurückgezogen hatten, sehr mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt waren. Er hatte sein ganzes Leben lang darauf gewartet, von diesem

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