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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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währenddessen nicht den Mut und versuchte, die Bekanntschaft zweier Mädchen zu machen, die über zwei Glas Glühwein schüchtern an einem der Tische im Zelt herumsaßen. Die erste war auf überzeugende Weise uninteressiert und die zweite kaum weniger, obwohl sie ihm ihren Namen sagte, Meydhellin. Sie erwähnte auch einen gewissen jungen Mann, mit dem sie alsbald eine Verabredung habe.
    Morlenden entschuldigte sich nach einer taktvollen und taktischen Pause und begab sich ein Stück weiter weg allein an einen Tisch, wo er sich setzte und vor sich hin brütete, während er beobachtete, wie die spärliche Menge sich noch weiter verflüchtigte, als einzelne Sommerfrischler und Vergnügungssüchtige einer nach dem anderen abwanderten. Der Lärm von den kleinen Rabauken hinter ihm ließ nach. Nach gewisser Zeit beobachtete er, daß das Mädchen Meydhellin wenigstens die Wahrheit gesagt hatte; ein Junge erschien und setzte sich zu ihr an den Tisch. Das andere Mädchen äußerte etwas, das durch die Entfernung verrätselt wurde und ging. Meydhellin und ihr Freund begrüßten einander mit einer gewissen zögernden Steifheit. Morlendens Interesse schwand.
    Aus der nahen Küche, die sich hinter ihm befand, kam ein Ältester, um Morlenden diskret darauf hinzuweisen, daß die Küche gleich geschlossen werde und ob der kritische junge Herr nicht vielleicht noch etwas von den Resten bestellen wolle, zu herabgesetzten Preisen. Morlenden nickte begeistert, denn ihm wurde ganz plötzlich bewußt, daß er den ganzen Tag nichts gegessen und einen Bärenhunger hatte. Er fragte nach der Speisekarte; unglücklicherweise war nichts mehr übrig außer etwas Dner, einem Gericht, das dadurch zubereitet wurde, indem man hauchdünne Scheiben verschiedenartigen Fleisches auf einen senkrechten Spieß legte, das Fleisch an der Außenseite anbriet, indem man den Spieß an dem Rost eines Holzkohlengrills vorbeirotieren ließ und dann kleine Stücke davon abschnitt. Es war ein schweres, mehr als fettes Abendessen, und Morlenden bestellte es ohne sonderliche Begeisterung und nahm sich vor, es mit einem kleinen Krug des in der Gegend angebauten Weines hinunterzuspülen, mit Shrav Bel-lamosi, herb und harzig. Kurz darauf und ohne weitere Umstände kam das Essen zusammen mit einer Schale voller wildwachsender Gemüsesorten aus der Gegend. Morlenden aß, weil er immer noch Hunger hatte, aber es war für ihn kein besonderer kulinarischer Genuß. Das ist nun wirklich das Ende, dachte er. Morgen gehe ich nach Hause.
    Nach und nach ergab es sich, daß durch den Wein und seine düsteren Grübeleien seine unmittelbare Umgebung zurücktrat und er das Kommen und Gehen der wenigen Patrone und Eigentümer nicht mehr beachtete. Sie alle traten in einen gemeinsamen Hintergrund. Er hörte den Lärm der kleinen Bengel nicht mehr.
    Während Morlenden aß und sich zufälligen und etwas trüben Gedanken hingab, kam ihm allmählich der Verdacht, daß er von jemandem, jemandem ganz in der Nähe, scharf beobachtet wurde; ja, von jemandem, der an seinem eigenen Tisch stand und sich vorsichtig zu seiner Rechten und hinter ihm, gerade außerhalb seines Gesichtsfeldes, postiert hatte. Morlenden hielt mit der Gabel auf halbem Wege zwischen Teller und Mund inne und blickte auf.
    Es schien eines von den Kindern zu sein, die er schon zuvor bemerkt hatte, einer dieser schwer zu beschreibenden, laut schnatternden Bengel, die entlang der Schattenlinie unter den jenseits gelegenen Bäumen Fangen gespielt hatten. Dieser hier, so dachte er, schien weiblich {21} zu sein und vielleicht sogar eine Heranreifende, die wenig mehr als ein zerlumptes Pleth trug, das schon bessere und sauberere Tage gesehen hatte. Er sah das Mädchen nochmals an; es war auf den ersten Blick etwas Forsches an ihm, etwas Schneidiges lag in seinem Ausdruck, etwas Abenteuerliches, etwas Rücksichtsloses. Morlenden dachte, daß die Kleine ziemlich gut einen erfolgreichen Banditen hätte abgeben können, aber einen Banditen, der wegen seiner leichtsinnigen Geldausgaben ständig arm ist. Ja, im Grunde hatte sie fast etwas Verzweifeltes an sich. Ein richtiges Gör. Ein Balg mit dunkler Haut, großen Augen, scharfen, raubtierhaften Zügen.
    Ihre Augen fingen seinen Blick sofort auf; sie bewegten sich nicht hin und her, um dieses oder jenes anzusehen, sondern schienen glasig vor sich hin zu starren, ohne auf etwas Bestimmtes gerichtet zu sein, aber gleichzeitig waren sie gespannt. Ihr Gesicht zeigte an, daß ihr nichts

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