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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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gewohnheitsmäßige Arbeit noch lange nicht auf.

6
     
    Was, so fragen sie, ist also das Spiel? Am einfachsten ausgedrückt ist es eine rekursive Abfolge von Zustandsänderungen, welche von den Spielern in Übereinstimmung mit den Regeln variiert werden. Es kann etwas so Einfaches wie eine Abfolge von digitalen Daten oder Zahlen sein; es kann auch komplexere Formen annehmen wie Reihen sich wiederholender Elemente, die über eine zweidimensionale Fläche verteilt sind; es kann in dreidimensionalen Matrizes vorkommen, ja und noch mehr. Es kann mit Blöcken, auf einem Schachbrett, innerhalb eines Rahmens gespielt werden; auf Papier oder mit einem Computer oder, was am allerbesten wäre, gänzlich im Geiste. Nun fragen sie, wozu ist es gut? Und wir sagen, daß wir durch das Spiel lernen, die Wirkungen und rekursiven Muster des Lebens und des Universums zu verstehen. Und durch das Spiel lernen wir, wieviel wir nicht wissen.
    Die Spieltexte
     
    Morlenden erwachte; er vollzog den Übergang vom Tiefschlaf zum Bewußtsein ohne die äußeren Anzeichen einer Veränderung. Neben ihm spürte er die Wärme von Fellirians Körper und an seinem Hals den Gegensatz der nachtkühlen Luft des yos im Winter. An den durchscheinenden Scheiben der schmalen Fenster zeigte s ich Licht, ein gedämpftes morgendliches Pfirsichlicht, aber auch ein Licht, das einen harten, stahlblauen Unterton an sich hatte, etwas von der reinen Luft des Winters, des Morgens und des klaren Himmels. Er bewegte sich langsam, kostete vorsichtig und wie bei einem Versuch die Luft, prüfte sie sozusagen, bevor er sich ihr überließ. Er streckte sich, vernahm sanftes Knarren und Quietschen, als er sich langsam und behutsam von Fellirian löste, ohne sie aufzuwecken. Sie bewegte sich, veränderte ihre Lage, aber der Rhythmus ihres Atmens änderte sich nicht.
    Morlenden schlüpfte unter der Decke hervor, lauschte: Das einzige, was er hören konnte, waren die Geräusche des Waldes zu Beginn des Winters. Draußen die Tiere waren schon munter in ihren Verschlägen und Ställen und beklagten sich wie gewöhnlich darüber, daß niemand zu ihnen gekommen war. Auf der anderen Seite des yos, hinter dem Kinderschlafraum, gluckste und rauschte der Bach zufrieden vor sich hin … es gab kein Regengeräusch, nicht einmal das leiseste Tropfen von den Bäumen über ihm.
    Jetzt begann er das Stechen der Kälte zu spüren; er holte tief Luft, zitterte heftig, stand auf und fing an, auf dem Wandbrett nach einem frischen Winterüberhemd zu wühlen, nachdem er die Kälte abgeschätzt hatte. Nicht so schlimm heute, dachte er, wählte ein mittelschweres Pleth, zog es über den Kopf.
    Morlenden rieb sich die Augen und kletterte aus dem Schlafraum nach unten in den Kaminraum, wobei er sorgfältig lauschte, ob außer ihm noch jemand wach war. Es war nichts zu hören außer Kaldhermans leichtem Schnarchen im Schlafraum. Er mußte sich bewegt haben, dachte er. Er hatte Lust, einen Tiegel oder irgend etwas anderes umzustoßen, damit noch jemand wach würde. Er bezähmte sich: Er wollte Sanjirmil nicht aufwecken … aber so sehr er schlechte Nachrichten verabscheute, wollte er es doch endlich hinter sich bringen und mit der Perwathwiy sprechen. Aber nein, es war niemand wach außer ihm selbst, nicht einmal der Jüngste, ihr kleiner Nachkömmling Stheflannai, der immer als erster alles mitbekam. Morlenden zuckte mit den Achseln und begann, das Feuer im Kamin wieder zu entfachen; nach einer Weile, als er sehen konnte, daß in der Asche und den Kohlen der vorherigen Nacht wieder etwas zum Leben erwachte, setzte er seinen Weg zum Eingang fort, um seine Stiefel zu holen. Als er sie anzog, stellte er fest, daß sie steif und kalt waren.
    Als er hinaustrat, hielt er inne, um die Luft zu prüfen, den Morgen zu lesen, wie man bei ihnen sagte. Der Himmel war in der Tat klar, von erstaunlich klarem, tiefem Blau; im Osten ging die Sonne auf aus den letzten Resten einer zerfetzten Nebelbank, schien durch das spinnwebartige Geflecht kahler Stämme und Äste, machte sich daran, der Kälte wieder etwas Leben zurückzugeben. Es würde den ganzen Tag über frisch bleiben. Sehr frisch, wie er zu sagen beliebte, ein Ausdruck, mit dem Fellirian ihn immer dann aufzog, wenn das Wetter ganz besonders schlecht war. Er ging die Stufen hinunter; er fühlte sich jetzt schon besser und schlug den Weg quer über den Hof ein, der zum Toilettenhäuschen hinüberführte, während er wie immer über die Dinge nachdachte, die

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