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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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auch Gerüchte über geheime Einflüsse um, aber über solche Theorien hatte sich Morlenden nie sonderlich Gedanken gemacht; die Libelle war seiner Ansicht nach schon ohne zusätzliche Verstärkung durch finstere, heimliche Machenschaften mächtig genug. Aber sie waren verschlossen und außerdem diejenigen, die am meisten von sich selbst überzeugt waren: mächtige, selbstsichere, beinahe arrogante Leute, die ihre Angelegenheiten in geheimnisvolles Dunkel und geheimnisvolle Manierismen hüllten.
    Die Perwathwiy war von der Statur her klein, dünn, mit einer Haut, die durch den jahrzehntelangen Wettereinfluß runzelig und dunkel geworden war. Wie es sich für eine Älteste geziemte, war ihr Haar in zwei langen Zöpfen zusammengefaßt, die vorn ordentlich herabhingen. Das Haar war vollkommen grau, ohne den leisesten Hauch von Farbe. Grau, nicht weiß. Er konnte sich nicht erinnern, je gehört zu haben, von welcher Farbe ihr Haar einst gewesen war. Rund um die Augen waren tiefe Falten eingegraben, aber die Augen selbst waren hell, klar, vogelartig und von keiner bestimmten Farbe. Morlenden kannte ihr Alter und war überrascht, daß die alte Frau immer noch in so guter Verfassung war.
    Sie sprach als erste. „Ich komme soeben von meiner Meditation. Die Buchstaben sind frühmorgens immer klarer, wie es heißt, aber man muß schon aufstehen, wenn man sie sehen will, was? Du kennst die Buchstaben nicht? Die Heilige Schrift der alten Hebräer, der Kabbalisten: Hm. Das ist ein Mangel, dem du abhelfen solltest. Ich hätte lieber mit euch allen letzten Abend gesprochen, Morlenden Deren, aber da ich die feine Essenz der reiflichen Überlegung schätze, halte ich mehr von der Morgenstunde. Ich hätte vielleicht mehr gesagt, als es meine Absicht war. Ja. Ich war in Eile, ermüdet. In einem solchen Zustand macht man Fehler, und bei dieser Angelegenheit darf es nicht noch mehr Fehler geben.“
    „Bei der Angelegenheit handelt es sich um …?“
    „Eine, die euch allen offenbart werden soll. Es handelt sich um keine Kleinigkeit, sondern um etwas, worüber alle Erwachsenen bei euch entscheiden müssen. Sie wird euch zuerst gering erscheinen, aber ich fürchte, daß sie zu einer unerträglichen Last werden wird, noch bevor ihr damit fertig seid, falls ihr bereit seid, euch damit zu befassen. Die Angelegenheit birgt ungeahnte Tiefen, und wenn ihr euch einmal darauf eingelassen habt, müßt ihr unbedingtes Schweigen bewahren. Aber laß uns jetzt einstweilen zum yos der Derens zurückkehren und ein gutes Mahl zu uns nehmen. Ich bin hungrig und kann gern das schlimme Märchen widerlegen, demzufolge Älteste sich lediglich von gekochter Sauermilch, Linsen, Hafergrütze und Wolfsmilch ernähren.“
    Morlenden wies ihr mit einer ausladenden Geste den Weg, und sie gingen den Pfad zum yos hinunter. Als sie sich der Treppe auf der abschüssigen Seite des yos näherten, tauchte Kaldherman auf, der sich die Augen rieb.
    Er blickte sie verschlafen an und sagte unter Gähnen: „Wie ich sehe, seid ihr beide hier die Frühaufsteher. Aber die Mädchen sind noch im Bett. Ayali schnarcht soeben auf höchst mädchenhafte Weise, aber ihr braucht nicht zu sagen, daß ich euch das erzählt habe. Es war absolut unmöglich, die beiden zu wecken. Peth und Sanjirmil haben vorübergehend ihre Fehde begraben und sind am Kamin zugange. Ich nehme an, daß wir am Ende um so ärmer sein werden, aber wenigstens bekommen wir etwas Gutes zu essen.“
    Im yos ließ sich jetzt eine körperlose Stimme vernehmen: „Ich komme ja schon, ich komme ja schon, nur noch eine Minute!“
    Morlenden fragte die Perwathwiy: „Wo willst du dein Essen einnehmen?“
    „Muß ich das wirklich noch sagen? Hier auf der Treppe natürlich. Iß du nur schnell deins auf und komm dann zu mir in den Hof, ohne die Kinder. Nur Sanjirmil wird als Zeugin für das Zanklaron {26} zugegen sein.“
    Morlenden dachte einen Augenblick nach und fragte dann: „Dann bist du nicht den ganzen Weg bis hier heruntergekommen, um mir vorzuhalten, daß die Derens für die Ältesten über Neueintritte und Übergänge Buch führen sollen?“
    „Kaum. Deswegen muß ich Fellirian sowieso irgendwann ansprechen. Sie ist doch eine Klandorh, nicht wahr? Aber was das Thema betrifft, ja, ich weiß, daß ich euch deswegen seit Jahren tyrannisiere, und das werde ich zweifellos auch weiterhin tun. Ihr Derens seid alle stur, ob ihr in die Rolle hineingeboren oder ob ihr hineinverwoben seid. Das ist eine äußerst wichtige

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