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Lerchenherzen

Lerchenherzen

Titel: Lerchenherzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Skjelbred
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Körper von dieser Berührung ein solcher Schauder, daß sie augenblicklich verloren ist. Sie sitzt in seinem Schoß und erlebt mit aufmerksamer Verwunderung, wie tief in ihr etwas zum Leben erwacht und sich seinem großen Körper entgegenstreckt, so wie im Frühling die ersten Sprossen sich ihren Weg durch den hartgefrorenen Boden stoßen und sich der Sonne und ihrer Wärme entgegenrecken.
    Harald, Harald, was tust du? Wie konntest duüber einen anderen Menschen eine solche Macht erlangen? Und wußtest du überhaupt, daß es so war? Hast du irgendwann einmal gesagt, daß du sie liebst? Kaum. Lieben, ein so großes Wort hättet ihr beide nicht benutzt. Aber oft sagtest du: »Ich bin verrückt nach dir!« Einmal hast du gesagt, daß du sie »so unheimlich gern« hättest. Du sahst ihr verliebt lächelnd in die Augen und meintest, was du sagtest.
    Das war in einer dieser schimmernden, dunkelblauen Frühsommernächte, wo die Natur innezuhalten scheint, so als ob sie selbst nach innen horcht, als ob sie selbst von ihrem eigenen Wunder ganz und gar hingerissen ist. Ihr seid in der Scheune gewesen, wie ihr es in jenem Frühjahr und Sommer fast in jeder Nacht wart, und jetzt schlendert ihr heim, an Harriet Lunds Gartenzaun entlang. Oft gingt ihr am Waldrand längs und nahmt den Umweg über Lund, um nicht von den Fenstern auf Ås aus gesehen zu werden. Anders Irgendeiner könnte nachts schlaflos herumgegeistert sein, so wie es später seiner Tochter auch erging.
    Du bist, wie so oft nach euren Schäferstündchen, erfüllt von Dankbarkeit für ihren Körper, der dir so guttut. Ihre Fähigkeit, sich deinem Mund und deinen Händen hinzugeben, ohne etwas zurückzuhalten, verblüfft dich jedes Mal aufs neue.
    Sie flüstert, sie jubelt »Ja! Ja!«, wenn sie dichaufnimmt und dich spüren läßt, daß du einen Punkt tief, tief innen in ihr berührst. Die Ekstase, die sich in ihren Zügen spiegelt, läßt ihr Gesicht so offen und verletzlich sein wie das eines Kindes und gibt dir das ungestüme Gefühl, etwas zu überwinden, das so erregend auf dich wirkt, daß du ganz schnell dein Ziel erreichst.
    Aber anschließend bist du von einer geradezu ängstlichen Zärtlichkeit erfüllt, weshalb du wieder und wieder ihre Haut streichelst, während du immer wieder flüsterst, wie wunderbar sie sei, wie unglaublich lieb und schön, und wie gut es dir mit ihr geht. Verwirrt und lächelnd siehst du in ihre weit geöffneten Augen – siehst du überhaupt je die Frage in ihnen? Und dann schläfst du ein, das Gesicht an ihren Hals gepreßt, ohne einmal den Satz gesagt zu haben, den sie am liebsten hören möchte.
    Aber in dieser Nacht, als ihr euch vorsichtig am weiß gestrichenen Lattenzaun von Lund entlangschleicht, bist du von so dankbarer Freude dem Leben gegenüber erfüllt, von deiner eigenen und ihrer Jugend und von der schon fast mystischen Schönheit der Natur. Alles fließt in dem berauschenden Gefühl von Verliebtsein und Liebe zusammen.
    Langbeinig springst du einfach über den ordentlich gestrichenen Zaun und pflückst eine der prächtigen Pfingstrosen, die dort im Gartenbeetstehen, den Kopf schwer vornübergeneigt vom nächtlichen Tau. Du überreichst ihr die schöne große Blüte und sagst: »Mathilde, ich hab dich so unheimlich gern!«, und dann fällst du auf die Knie und schlingst deine Arme um ihre Beine. Du steckst den Kopf in den Spalt zwischen ihre Schenkel und durch den dünnen Kleiderstoff erkennst du ihren Duft wieder und den deinen.
    Das entzündet alle deine Sinne aufs neue, und lachend wirfst du sie ins taunasse Gras und findest noch einmal den Weg zu ihr. Die Gesichter ganz nahe, verborgen in den duftenden rosenroten Blüten liegt ihr beieinander, während die Sterne am Himmel verblassen und die erste Amsel auf einem Zweig fast genau über euren Köpfen ihr langgezogenes Flöten anstimmt, das den neuen Tag verkündet.

12
    Ich habe in einem von Mathildes Verstecken das gepreßte Blütenblatt einer Pfingstrose gefunden. Es liegt mit vielen anderen gepreßten Blüten zusammen, die alle auf kleine rechteckige Papierstücke geklebt sind. Aber dieses scheint viel älter zu sein, und es ist das einzige, bei dem keinName auf dem Papier geschrieben steht. Beim Anblick dieses spinnwebzarten, durchsichtigen und beinahe farblosen Blütenblatts denke ich an Staub und Asche, an die Vergänglichkeit, und ich fange an zu weinen, und die Tränen fallen auf das spröde graue Papier, auf dem die Blüten angebracht sind.
    Aber du bist

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