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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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Strumpfwirker, Sie? Verschenken Ihre Ladenhüter an die Armen, Sie heiliger Mann? Sie Schwindler! Sie erkennen mich nicht? Na, ich erkenne Sie! Gleich hab ich Sie erkannt, als Sie Ihre Nase hier hereinsteckten. Na, jetzt sieht man wenigstens, daß man nicht überall hineinkriechen darf, als Schnorrer verkleidet, die Leute beschwindeln, den Wohltäter spielen und dann im Walde den wilden Mann herauskehren! So einfach ist das nicht auf der Welt! Wenn man die Leute ruiniert hat, kann man sich nicht mit einem Überrock, der zu weit ist, und zwei elenden Spitaldecken loskaufen. Sie Kinderdieb! Damals haben Sie wohl gelacht über mich? Sie sind schuld an meinem Unglück! Für dreckige fünfzehnhundert Franken haben Sie sich das Mädel erschwindelt, das gewiß reicher Leute Kind war! Die Kleine hatte mir schon Geld eingebracht, und ich hätte von ihr leben können! Das Kind hätte mich entschädigt für alles, was ich in dieser verdammten Kaschemme verloren habe!Aber damals, im Wald, hatten Sie den Stock! Damals waren Sie der Stärkere! Jetzt kommt die Rache. Heute kann ich meine Trümpfe ausspielen, heute hängen Sie, mein Bester! Zum Lachen ist das! Schön ist er hereingefallen! Ich habe ihm erzählt, daß ich der Schauspieler Favantou bin und früher mit der Mars gespielt habe und daß der Hauswirt am vierten Februar seinen Zins haben will. Er hat nicht einmal bemerkt, daß man am achten Januar zahlt, nicht am vierten Februar! Ein unglaublicher Idiot! Dafür bringt er mir diese vier albernen Louis! Schwein! Nicht einmal hundert Franken wollte er herausrücken! Wie er auf mein dummes Gequassel hereinfiel – wirklich zum Lachen! Na, dachte ich mir, du Trottel, dich habe ich. Vormittag Katzenpfötchen, am Abend steig ich dir auf den Bauch.«
    Thénardier schwieg. Der Atem war ihm ausgegangen. Seine schmale Brust keuchte.
    Leblanc hatte ihn nicht unterbrochen. Erst jetzt sagte er:
    »Ich weiß nicht, was Sie wollen. Sie verkennen mich. Ich bin ganz und gar kein Millionär. Ich kenne Sie nicht. Sie verwechseln mich.«
    »Ach Spaß!« schrie Thénardier, »damit kommen Sie nicht weit, Alter! Sie erinnern sich nicht? Sie sehen nicht, wer ich bin?«
    »Verzeihung, Herr«, antwortete Leblanc mit einer Höflichkeit, die ebenso überraschend wie zwingend war, »ich sehe sehr wohl, wer Sie sind. Sie sind ein Bandit.«
    Es ist eine Tatsache, daß auch die Lumpen ihre Empfindlichkeit haben. Bei dem Wort Bandit sprang die Thénardier vom Bett, und ihr Mann griff nach dem Stuhl, als ob er ihn in seinen Händen zerbrechen wollte.
    »Rühr dich nicht!« schrie er seiner Frau zu. Dann wandte er sich wieder an Leblanc.
    »Bandit? Oh, ich weiß, daß ihr uns so nennt, ihr reichen Leute! Na, es ist ja wahr, ich habe Bankrott gemacht, ich muß mich verstecken, habe kein Brot, kein Geld, also bin ich ein Bandit! Habe seit drei Tagen nichts gegessen: Bandit. Ah, ihr wärmt eure Füße, habt Pelzstiefel und wattierte Röcke wie die Erzbischöfe, ihr wohnt im ersten Stock, freßt Trüffel und Spargelbünde zu vierzig Franken im Januar, ihr besauft euch, und wenn ihr wissen wollt, ob es kalt ist, schaut ihr in der Zeitung nach, was das Thermometer sagt. Wir sind unsere eigenen Thermometer! Wir müssen nicht aufdem Boulevard, im Wetterhäuschen, nachsehen, wieviel Grade es hat, wir spüren, daß uns das Blut in den Adern gefriert und daß das Eis bis zum Herzen steigt. Und dann kommt ihr in unsere Höhlen und nennt uns Banditen! Herr Millionär, ich war Inhaber eines Geschäfts, ich hatte meinen Gewerbeschein, ich war Wähler, ich bin ein Bürger! Sie sind vielleicht gar keiner, Sie! Ich stamme nicht aus der Gosse, Herr Philanthrop, ich bin nicht einer, dessen Namen niemand weiß und der Kinder stiehlt! Ich bin ein alter französischer Soldat, ich hätte einen Orden verdient! Bei Waterloo war ich dabei, habe während der Schlacht einen General gerettet, einen Grafen Pontmercy! Das Bild, das Sie hier sehen, hat David gemalt! Wissen Sie, was es vorstellt? Und wen es darstellt? Mich! David wollte meine Heldentat verewigen. Ich trage den General Pontmercy auf meinem Rücken durch das Feuer. Er hat allerdings nichts für mich getan nachher, dieser General, er war wohl auch nicht mehr wert als die andern. Ich habe ihn mit Gefahr des eigenen Lebens gerettet! Und jetzt, nachdem ich Ihnen das alles gesagt habe, wollen wir zu Ende kommen! Ich brauche Geld, viel Geld, unerhört viel Geld, oder mit Ihnen ist es aus, Donnerkreuz!«
    Marius hatte wieder ein

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