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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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nachdrücklich: »Machen Sie, was Sie wollen. Aber wissen Sie, was ich tue? Und das täte ich nicht für jeden, kann ich Ihnen sagen, für ein paar Shilling mehr geb ich Ihnen den Bastard noch dazu.«
    »Ich will aber keine zwei Katzen!«
    »Mit zwei Katzen hat man es leichter als mit einer allein«, sagte der Mann. »Die leisten sich Gesellschaft. Nur eine zu halten, wäre unfreundlich.«
    »Ich will den Schwarzweißen und ich kaufe den Schwarzweißen«, sagte Oma Harris, der anscheinend die Überredungsversuche des Mannes allmählich genauso lästig waren wie uns.
    »Nur ein Pfund mehr«, sagte er. »Und wenn Sie ihn nach einer Woche immer noch nicht mögen, können Sie ihn zurückbringen.«
    »Wieso sind Sie eigentlich so interessiert daran, ihn loszuwerden, möcht ich wissen«, sagte Oma Harris. »Und was sollte gestern das Gerede von wegen Stammbaum und seltener Rasse und so? Nein, nein, behalten Sie Ihren Bastard, ich kauf meinen Schwarzweißen.«
    Der Mann öffnete den Käfig und langte ins Fenster nach meinem Bruder. Dieser wurde so rasch hochgehoben, daß ich mich nicht von ihm verabschieden konnte. Ohne besondere Umstände ließ man ihn in den Korb plumpsen. Es war eine Art Deckelkorb, den man zuschnallen konnte. Ich richtete mich auf den Hinterbeinen auf und rief ihm zu: »Adieu! Adieu!«
    »Oh«, sagte Oma Harris, »sehen Sie bloß mal den…«
    »Ich werde dich nie vergessen«, rief ich. »Und wer weiß, vielleicht begegnen wir uns noch einmal.«
    »Adieu!« rief mein Bruder aus dem Korb.
    »Ach«, sagte Oma Harris, »sie miauen nach einander.« Dann stieß sie den Ladeninhaber mit der Schirmkrücke in die Seite und sagte: »Sie Spitzbube, Sie! Es sollte mich nicht wundern, wenn Sie die beiden darauf dressiert hätten. Ich geb Ihnen ein Pfund für den Bastard.«
    »Abgemacht«, sagte der Mann.
    »Dabei will ich ihn eigentlich gar nicht«, sagte Oma Harris. Und doch war ich fünf Minuten später wieder mit meinem Bruder vereint und fühlte sein dankbares Herz an das meine klopfen, als wir in der Dunkelheit von Oma Harris’ Einkaufskorb die High Street hinunter zur Bushaltestelle holperten und trudelten – für den Augenblick zwei der glücklichsten Katzen der Welt.
    Marlen Haushofer
    Erste Schritte
    Wie Bartl die Wohnung erforscht,
    Mamas Schlafrock erobert und die Bekanntschaft
    des schwarzen Ungeheuers macht
    In den folgenden Wochen erlebte Bartl so viele wunderbare Dinge, daß er nicht zur Ruhe kam. Die erste große Entdeckung war, daß es nicht nur ein Zimmer, sondern viele Zimmer gab, die er alle erforschen mußte. Jeder Morgen fing damit an, daß Papa, Mama und die beiden Buben sich an den Tisch setzten und frühstückten. Auch Bartl bekam sein Frühstück: eine Untertasse mit warmer Milch. Er bekam es sogar als erster, weil er dauernd um Mamas Beine strich und sie bei jedem Schritt behinderte. Papa und die beiden Buben waren am Morgen nicht zum Spielen aufgelegt. Das war schade, denn Bartl fühlte sich äußerst frisch und ausgeruht und schleppte sämtliche Bällchen herbei. Waren die drei aber aus dem Haus, ging der Spaß erst richtig los. Mama, noch im Schlafrock, ließ sich fast immer zu einem Spiel verleiten. Sie war, das hatte Bartl sehr bald entdeckt, eine geduldige Seele und sehr geeignet als Spielgefährte einer kleinen Katze. Außerdem war sie gescheit genug, um fast immer zu verstehen, was Bartl von ihr wollte. Brav und fleißig trabte sie hin und her, warf die Bällchen durchs Zimmer, versteckte sie unter dem Teppich und kroch in die entferntesten Winkel, um sie wiederzufinden. Sie sah sogar weg, wenn Bartl genüßlich Fäden aus dem Teppich zog, und stopfte sie später mit einer Stricknadel wieder hinein. Außerdem, und das rechnete Bartl ihr hoch an, war sie nicht wehleidig. Sie fiel nicht gleich in Ohnmacht, wenn er von einem Schrank aus auf ihre Schulter sprang oder wenn er hinter einem Sessel hervorschoß und sie in die Beine biß. Manchmal schrie sie ein bißchen, und dann ließ er sie sofort los, denn er konnte laute Geräusche nicht leiden. Sie schrie aber nicht oft, nur wenn er wirklich zu fest zugebissen hatte. Immer ging sie ganz zerkratzt umher. Ihre Arme und Beine waren voll roter Striche, und es dauerte Monate, ehe Bartl begriff, daß die komische nackte Haut der Menschen viel dünner war als sein dickes Fell. Von da an bemühte er sich sehr, die Krallen einzuziehen und sanft zuzubeißen, aber im Eifer des Spieles kam es immer wieder vor, daß er vergaß, mit wem er es zu

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