Lesebuch für Katzenfreunde
Hogendobber an der Eingangstür, und der Sack bewegte sich verdächtig. Harry hatte keine Zeit, Mrs. Murphy herauszuziehen. Sie öffnete die Eingangstür, und als Mrs. Hogendobber hereinkam, schoß Mrs. Murphy wie eine Flipperkugel aus dem Sack.
»Fang mich, wenn du kannst!« rief sie Tucker zu.
Die Corgihündin rannte immer im Kreis herum, während Mrs. Murphy auf ein Regal sprang, dann auf den Schalter, mit einem Affenzahn darauf entlangsauste, mit allen vier Pfoten an der Wand landete und sich mit einer halben Kehrtwendung abstieß, wieder den Schalter entlangraste und in der entgegengesetzten Richtung dasselbe Manöver vollführte. Dann machte sie einen Satz vom Schalter herunter, lief zwischen Mrs. Hogendobbers Beinen durch – Tucker in wilder Jagd hinterdrein –, sprang wieder auf den Schalter und blieb dort still wie eine Statue sitzen, während sie Tucker auslachte. Mrs. Hogendobber stockte der Atem. »Die Katze ist geistesgestört!«
Harry schluckte, erstaunt über diese Darbietung katzenhafter Akrobatik, und erwiderte: »Sie hat bloß mal wieder einen Anfall. Sie wissen ja, wie Katzen sind.«
»Ich persönlich mag keine Katzen.« Mrs. H. richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf, welche beträchtlich war. Sie verfügte auch über die entsprechende Leibesfülle. »Zu unabhängig.«
Ja, das sagen viele Leute, dachte Harry bei sich. Lauter Faschisten. Dies war ein ihr liebgewordenes Vorurteil, das sie weder aufzugeben noch abzuschwächen bereit war.
»Ich vergaß zu sagen, daß Sie sich Sonntagabend Diane Bish im Kabelfernsehen anschauen müssen. Eine vollendete Organistin. Sogar ihre Füße werden gezeigt, und letzten Sonntag hatte sie silberne Ballerinas an.«
»Ich habe keinen Kabelanschluß.«
»Oh, na so was. Ziehen Sie in die Stadt. Sie sollten ohnehin nicht allein da am Yellow Mountain leben.« Mrs. Hogendobber flüsterte: »Wie ich höre, hat Mim gestern die Hochzeitseinladungen vorbeigebracht.«
»Zwei Kartons voll.«
»Hat sie Stafford eingeladen?« Es klang beiläufig.
»Das weiß ich nicht.«
»Ach.« Mrs. Hogendobber konnte ihre Enttäuschung nicht verbergen.
Josiah kam herein. »Guten Morgen, die Damen.« Er fixierte Mrs. Hogendobber. »Ich will das Bett.« Er runzelte in gespieltem Ärger die Stirn.
Mrs. Hogendobber verfügte nicht über besonders viel Humor. »Ich gedenke nicht zu verkaufen.«
Fair kam herein, gefolgt von Susan. Es gab eine allgemeine Begrüßung. Harry war angespannt. Mrs. Hogendobber ergriff die Gelegenheit, dem beharrlichen Josiah zu entkommen. Auf der anderen Straßenseite parkte Hayden McIntire, der Arzt, seinen Wagen.
Josiah bemerkte ihn und seufzte. »Ah, mein kindergeplagter Nachbar.« Hayden hatte zahlreiche Kinder gezeugt.
Fair öffnete still sein Schließfach und nahm die Post heraus. Er wollte sich verdrücken, doch Harry, nicht von der besten Intuition geleitet, rief ihn zurück.
»Wart einen Moment.«
»Ich muß einen Besuch machen. Sehnenschnitt.« Er hatte die Hand auf dem Türknauf.
»Verdammt, Fair, wo bleibt mein Scheck?« entfuhr es Harry vor lauter Frust.
Sie hatten eine Vereinbarung unterschrieben, wonach Fair bis zur Scheidung, wenn ihr gemeinsam erwirtschaftetes Vermögen aufgeteilt wurde, monatlich eintausend Dollar an Harry zu zahlen hatte. Sie waren kein wohlhabendes Paar und hatten beide während ihrer Ehe hart gearbeitet. Die Teilung des Zugewinns würde Harry zugute kommen, die wesentlich weniger verdiente als Fair. Glücklicherweise erkannte Fair das Haus rechtmäßig als Harrys an, so daß dieses ausgeklammert war.
Sie hatte das Gefühl, als ließe er sie mit dem Geld hängen. Typisch Fair. Wenn sie nichts unternahm, passierte gar nichts. Er interessierte sich nur für seine Pferdepraxis.
Fair seinerseits fand, daß dies eine von Harrys typischen Nörgeleien war. Sie würde den vermaledeiten Scheck kriegen, wenn er dazu kam, ihn auszuschreiben. Er lief rot an. »Oh, hm, ich mach ihn heute fertig.«
»Wie wär’s jetzt gleich?«
»Ich muß einen Besuch machen, Harry!«
»Du bist zehn Tage zu spät dran, Fair. Muß ich Ned Tucker anrufen? Das kostet bloß Anwaltsgebühren und verstärkt die Gefühle von Feindseligkeit.«
»Verdammt«, brüllte er, »mich vor Susan und Josiah bloßzustellen finde ich feindselig genug!« Er knallte die Tür zu.
Josiah, gebannt von dem häuslichen Drama, konnte ein Lächeln kaum verbergen. Den Fallgruben des Ehelebens entgangen, weidete er sich genüßlich an dem Theater, das Eheleute
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