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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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nichts dagegen zu leben. Sie fragte sich, wie sich das Leben angefühlt haben mochte, als das Christentum neu, lebendig und aufregend war – bevor es durch Kollaboration mit der weltlichen Macht korrumpiert wurde. Um das herauszufinden, hätte sie im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt leben müssen, und so verlockend der Gedanke auch sein mochte, sie war nicht sicher, ob sie ohne ihren alten Kombi existieren konnte. Hieß das, daß sie ihre Seele für einen fahrbaren Untersatz verkaufen würde? Maschinen, Mammon und Massenwahn waren irgendwie miteinander verknüpft, und Harry wußte, daß sie nicht klug genug war, um den gordischen Knoten des modernen Lebens zu entwirren.
    Sie war Posthalterin geworden, um sich vor dem modernen Leben zu verstecken. Mit Kunstgeschichte als Hauptfach am Smith College, das sie als Stipendiatin absolviert hatte, war sie nicht gerade glänzend auf die Zukunft vorbereitet gewesen. Daher kehrte sie nach dem Examen nach Hause zurück und arbeitete als Reitlehrerin in einem großen Reitstall. Als der alte George Hogendobber starb, bewarb sie sich um den Job im Postamt und bekam ihn. Seltsam, daß Mrs. Hogendobber eine gute Ehe geführt hatte, während Harry mit dem anderen Geschlecht im Clinch lag. Sie fragte sich, ob Mrs. Hogendobber ein paar Tricks kannte, die sie nicht drauf hatte, oder ob George einfach jede Hoffnung auf ein eigenes Leben aufgegeben und die Ehe deswegen funktioniert hatte. Harry bereute die Entscheidung für ihren Posten nicht, so gering er anderen auch scheinen mochte, aber sie bereute ihre Heirat.
    »Mom ist nachdenklich heute morgen.« Mrs. Murphy rieb sich an Tucker. »Die Scheidung, schätze ich. Die Menschen machen es sich wahrhaftig schwer.«
    Tuckers Ohren zuckten vor und zurück. » Tja, sie machen sich dauernd Sorgen.«
    »Das kann man wohl sagen. Sie sorgen sich um Dinge, die Jahre entfernt sind und vielleicht nie eintreten.«
    »Ich glaube, das liegt daran, daß sie nicht wittern können. Sie verpassen eine Menge Informationen.«
    Mrs. Murphy nickte zustimmend und fügte dann hinzu: »Auf zwei Beinen gehen. Das ruiniert ihnen den Rücken und beeinträchtigt ihr Denkvermögen. Ich bin sicher, das ist die Ursache.«
    »Darauf wäre ich nie gekommen.« Tucker sichtete den Postfahrer. »He, wer erster bei Rob ist.«
    Tucker mogelte und stürmte los, bevor Mrs. Murphy antworten konnte. Erbost stieß sich Mrs. Murphy mit ihren kraftvollen Hinterbeinen ab und flitzte, sich dicht über dem Erdboden haltend, hinter ihr her.
    »Mädels, Mädels, kommt sofort zurück.«
    Die Mädels schworen auf selektive Wahrnehmung. Tucker langte vor Mrs. Murphy beim Wagen an, aber die kleine Tigerkatze sprang in das Fahrzeug.
    »Ich hab gewonnen!«
    »Hast du nicht«, widersprach Tucker.
    »Hallo, Mrs. Murphy. Hallo, Tucker.« Rob freute sich über die Begrüßung, die ihm zuteil wurde.
    Keuchend holte Harry Katze und Hund ein. »Hallo, Rob. Was hast du heute morgen für mich?«
    »Das übliche. Zwei Säcke.« Er rumorte im Wagen herum. »Hier ist ein Päckchen von Turnbull and Asser für Josiah DeWitt, für das er unterschreiben und bezahlen muß.« Rob zeigte auf den Nachnahmebetrag.
    Harry stieß einen Pfiff aus. »Dreihundert Dollar. Da müssen ja irrsinnige Hemden drin sein. Für Josiah ist nur das Beste gut genug.«
    »Ich hab mal irgendwo gelesen, daß die Verdienstspanne im Antiquitätenhandel vierhundert Prozent betragen kann. Schätze, er kann sich die Hemden leisten.«
    »Versuch mal, ihn zur Bezahlung irgendeiner anderen Rechnung zu bringen.« Harry lächelte.
    Boom Boom Craycroft, Kellys verwöhnte Gattin, fuhr nach Osten, in Richtung Charlottesville. Boom Boom verfügte über ein neues BMW-Cabrio mit dem Kennzeichen BOOMBMW. Sie winkte, und Harry und Rob winkten zurück.
    Rob starrte ihr nach. Boom Boom war eine hübsche Frau, dunkelhaarig, betörend. Er kam auf die Erde zurück. »Heute trag ich die Säcke rein, Harry. Die Emanzipation kannst du dir für morgen aufsparen.«
    Harry lächelte. »Okay, Rob, zeig, daß du ein Kerl bist. Ich liebe Männer mit Muskeln.«
    Er lachte und hievte beide Säcke auf seine Schultern, während Harry die Tür aufschloß.
    Als Rob gegangen war, sortierte Harry die Post. Nach einer halben Stunde war sie fertig. Dienstags war es nie viel. Sie ging ins Hinterzimmer und machte sich eine Tasse starken Kaffee. Tucker und Mrs. Murphy spielten mit einem zusammengelegten Postsack. Als Harry aus dem Hinterzimmer auftauchte, stand Mrs. George

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