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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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sie geliebt werden, vor allem – ich versuche, mir hier nicht zu viele Illusionen zu machen –, wenn das gleichzeitig die Garantie für einen unablässigen Strom von Katzenfutterdosen und Liebkosungen zu ihnen genehmen Zeiten bedeutet. Aber kann man von Gegenseitigkeit sprechen? Besteht auf ihrer Seite mehr als eine Art pragmatische Zuneigung für denjenigen, der die notwendigen Dienstleistungen erbringt und darüber hinaus einen Körper von richtiger Temperatur, Größe und Konsistenz bietet, um darauf ein Nickerchen zu machen? So wie reiche Leute auch nie genau wissen, ob ihre jungen Geliebten wirklich sie lieben oder eher den gebotenen Luxus, wissen auch wir nicht sicher, ob Pukie eigentlich uns liebt. Das macht nichts, dachte ich.
    Ich fand mich damit ab, daß es nun einmal so ist. Wer absolut sichergehen will, geliebt zu werden, kann sich schließlich einen Hund zulegen. Und doch habe ich ab und zu ein Katzenverhalten beobachtet, das auf uneigennützige Zuneigung hinzudeuten schien. Ruben kümmerte sich früher, als er noch bei seinem Vater lebte, um die Katzen. So gut werden sie es nie wieder haben, denn sie bekamen jeden Tag um fünf nach sechs ihr Fressen, leicht gewärmt, wie sie es am liebsten mochten. Aber Ruben ist schon eine Weile aus dem Haus und hat das Amt des Dosenöffners schon lange abgegeben. Und trotzdem stürmt Celes, wenn er kommt, immer noch auf ihn zu, springt auf den Tisch, um ihm näher zu sein, stellt sich auf die Hinterbeine, lehnt sich in voller Länge an ihn und fängt an, so aufgeregt und liebevoll mit ihm zu schwatzen, daß ich nicht weiß, was das sein soll, wenn nicht wahre Liebe. Um Fressen betteln klingt anders.
    Um Streicheln bitten auch.
    Vielleicht also doch Liebe. Bestimmt aber Erotik.
    Daß Katzen erotische Geschöpfe sind, steht außer Frage. Eine Katze ist von Kopf bis Schwanz auf Genuß eingestellt. Man braucht sich nur einmal anzusehen, wie genüßlich sie sich nach einem Schläfchen reckt und streckt, wie sie sich in dem einen Streifen Sonne auf meinem Schreibtisch zusammenrollt, oder im Winter unter der Schreibtischlampe, die Augen geschlossen; man braucht nur einmal darauf zu achten, wie sie ihren Körper dem meinen anpaßt, um sich beim Schlafen so bequem wie möglich an mich zu kuscheln; man braucht nur zu beobachten, wie sie uns klarmacht, wo und wie sie gestreichelt zu werden wünscht und wie sie uns manchmal, pfötchentretend, ihren Bauch darbietet. Und dann Fressen, mmm, der Genuß eines Schüsselchens Fleisch oder Herz, ein paar Schluck Wasser aus der Vase, sie leckt sich das Maul und die Schnurrhaare, minutenlang, leckt sich das Fell, bis es glänzt und gut riecht, und dann ist es schon wieder Zeit für ein Nickerchen, in das sie sich mit einem kleinen zufriedenen Seufzer hineingleiten läßt. Sie braucht keinen Kurs für Massagetechnik und auch keinen Assertivitätskurs, um ihrem Mann beizubringen, daß sie erogene Zonen hat und daß simples Rein-Raus nicht die beste Methode ist, ihr zu höchstem Genuß zu verhelfen. Über Erotik braucht man ihr nichts zu erzählen.
    Sex dagegen ist etwas anderes. Sex ist eine grimmige Angelegenheit, Sex muß sein, aber zum Glück nur zwei- oder dreimal im Jahr. Von Erotik, von Verführung oder auch nur ein bißchen Zuneigung habe ich noch nie etwas gesehen, wenn sie rollig ist und die Kater der Umgebung dazu aufruft, ihre Pflicht zu tun. Kein genüßliches Nachspiel, keine gemeinsame Zigarette, kein vertrautes Einschlummern danach, an den Körper des anderen geschmiegt. Nein, wenn er nicht augenblicklich verschwindet, nachdem der Akt vollzogen ist, dann blühen ihm kräftige Tatzenhiebe, und ansonsten wünscht sie nicht, ihm noch einmal zu begegnen.
    Meine Eltern hatten einmal ein etwas herrschsüchtiges Weibchen, ich weiß nicht mehr, wie es hieß, und meine Mutter hatte noch einen kleinen Kater dazugenommen. Das Weibchen wurde rollig, und obwohl der Teenie eigentlich noch ein bißchen zu klein war – es half nichts, er mußte dran glauben. Worum es ging, als er antreten mußte, wußte er nicht. Ihm war klar, daß er etwas tun sollte, aber was? Gehorsam kam er angezockelt, als sie ihn rief, leicht erstaunt, denn bis zu diesem Augenblick hatte sie ihn immer nur angefaucht. Mehr als an ihr schnuppern tat er zunächst nicht. Sie roch zwar interessant, und er fing an, recht aufgeregt um sie herumzuschwänzeln, ließ sich dann aber doch durch ihren hin und her peitschenden Schwanz ablenken und sprang quietschvergnügt danach.

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