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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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bist die schönste Katze der Welt, du machst es ausgezeichnet –, es schien sie zu beruhigen, und in rascher Folge legte sie ein kleines Geschöpf nach dem anderen hin. Auch beim Sauberlecken, Durchbeißen der Nabelschnur, Auffressen der Nachgeburt gab es keine Probleme. Ich brachte ihr Wasser: man bekommt Durst während der Geburt, wie ich mich erinnerte. Fressen mochte sie vorerst nicht.
    Zum Glück waren es nur vier. Denn ich wußte, was sie nicht wußte – die großen Probleme kommen erst, wenn es mehr sind. Vier Junge können gleichzeitig an die Zitzen und schlafen danach ein, aber bei fünf oder mehr liegt eines immer ungünstig, und es gibt ein ewiges Gemaunze und Gedränge um die besten Plätze, so daß man als Mutter keinen Moment Ruhe hat. Wären es fünf gewesen, dann hätte ich ihr, auch im Hinblick auf ihre Jugend und zarte Konstitution, eines weggenommen. Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, wie. Man kann sie vom Tierheim abholen lassen, hörte ich, aber dann leben sie bereits richtig, bevor sie totgemacht werden. Ich hatte schon einmal ein junges Kätzchen ertränkt, in einem Eimer mit lauwarmem Wasser. Ich hatte geglaubt, es würde nicht schwierig sein, wenn man es gleich macht, noch bevor es aus der Eihaut geleckt ist, noch bevor es richtig geatmet hat, aus warmem Wasser in warmes Wasser, es würde kaum etwas davon merken, dachte ich. Sonst bin ich nicht so zartbesaitet – wenn es um Essen geht, bin ich sogar ausgesprochen gefühllos. Ich esse im Prinzip so ungefähr alles, sobald es aufgehört hat, sich zu bewegen, und werfe ohne Gewissensbisse lebende Krebse in kochendes Wasser. Aber dieses Gefühl, die unerwartete Elastizität des Tierchens, das ich unter Wasser hielt, dieses winzige Geschöpf, das zu schwimmen versuchte, leben wollte, bis es endlich, endlich still hielt und ich es in einer Tüte wegtun konnte, das ist eine Erinnerung, die ich nicht von den Händen waschen kann. Ich spüre es immer noch.
    Es war nicht nötig. Die Tage waren voller häuslichen Glücks. Wann immer ich Zeit hatte, saß ich neben der Kiste, in der Saar leicht gekrümmt um ihre Jungen lag, die gerade stockend zu schnurren begannen. Dieser Friede, die kleinen Geschöpfe, die mit den Vorderpfötchen nach Milch traten, Saar, ebenfalls schnurrend und mit den Pfoten tretend, als würde sie selbst es erleben, die Augen vor Genuß halb geschlossen. Eine Kiste voll leiser Wonnelaute. Und dann dieser herrliche, reine, animalische Geruch.
    Mit der Zeit konnte man sie voneinander unterscheiden. Sie waren alle verschieden. Ein ganz Getigertes, ein Getigertes mit weißen Pfötchen, ein Pechschwarzes und ein Schwarzweißes. Wie entzückend, das alles noch einmal zu erleben, die Milchmäulchen zu sehen, rosa Schnäuzchen mit zusammengerollten Zungen, zu sehen, wie Saar kleine Bäuche massierte und Hintern abschleckte. Der Haufen über- und untereinander schlafender Katzenkörper, die von Zeit zu Zeit in Wachstumskrämpfen zuckten. Die ersten Augen, die sich öffneten, blind, graublau. Die ersten Versuche, das Köpfchen auf wackligem Hals zu heben. Das eifrige Suchen nach einer Zitze. Das Geschmatze, wenn sie gefunden war. Die ersten Versuche, vier Beine zu koordinieren und ohne Zuhilfenahme des Bauches vorwärtszukommen. Ach, wie gern hätte ich, wäre ich kleiner gewesen, in dieser atmenden Masse mitgeschlafen, an Saars Bauch. Ich gab mich zufrieden mit Lobgesängen auf Saar, die sie blinzelnd in Empfang nahm, wie schön sie sei, wie gut sie das gemacht habe. Ich hob die Kleinen unter Saars besorgten Blicken eines nach dem anderen hoch, um unter dem Schwanz nachzuschauen, lauter Weibchen, legte sie wieder zurück, wenn sie in meiner fremd riechenden Hand schrill »piu-piu« zu schreien begannen, stets gefolgt von Saars mütterlich besorgtem »mrrr«.
    Auch Katzen haben so etwas wie eine Pubertätskrise, die genau wie bei Menschen oft eher eine Krise der Eltern ist als eine der Jungen. Bei Katzen dauert sie nur ein paar Tage. Es ist die Zeit, in der die Jungen ihre Selbständigkeit erproben und aus dem Nest zu krabbeln versuchen. Eine Katze mit intaktem Instinkt hat in diesen ersten Tagen, wenn die Kleinen Reißaus zu nehmen drohen, alle Hände voll damit zu tun, den Wurf beisammen zu halten. Da eine Katze aber keine Hände hat, sondern nur vier Pfoten, läuft das anders als bei uns. Ohne Pardon packt eine Katzenmutter das Junge mit den Zähnen am Nackenteil und schleppt es wieder zurück in die Kiste. Ich habe schon Katzen

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