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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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Nein, Freundchen, so nicht! Spielen konnte er später, aber nicht mit ihr. Sie zog ihm eins über, und er suchte das Weite. Keine Sekunde später wurde er wieder laut schreiend herbeizitiert. Was jetzt, was jetzt, konnte man ihn denken hören, aber so langsam dämmerte ihm, worum es in etwa ging. Er bestieg sie. Jetzt wurde es verzwickt, denn jedesmal wenn er in Position gegangen war, fing sie an, wüst mit den Hinterbeinen zu treten, und dann kullerte er wieder herunter. Und wenn er sich vorschob, um sich in ihrem Nacken festzubeißen, kam er hinten nicht mehr dran, und sie kreischte in einer Tour frustriert, Blödmann, Idiot, Trottel! Endlich klappte es dann, auf dem Frühstückstisch, wir hielten alle den Atem an, um nicht zu stören, bis sie zum Schluß tief aufstöhnte und sich im selben Moment umdrehte, um ihn mit Pfotenhieben fortzuscheuchen. Und trotzdem hatte er, während er davonhumpelte, etwas Triumphierendes an sich.
    Saars erste Rolligkeit standen wir gemeinsam durch, sie und ich. Ich kraulte sie hinter den Ohren und sagte ihr, ich verstünde zwar, was sie da gerade mitmachte, könnte ihr aber nicht helfen. Beim nächsten Mal fand ich, ich müsse mich entscheiden, sie entweder sterilisieren oder decken zu lassen. Nun machte sich damals gerade zum letztenmal der Nesttrieb bei mir bemerkbar, was in meinem Fall nicht mit Rolligkeit verwechselt werden darf. Ein paar meiner Freundinnen, die schlauer gewesen waren als ich, bekamen erst jetzt, kurz vor Toresschluß, ihr erstes Kind, und überall sah ich kleine flauschhaarige Kinderköpfe. Ich hätte eigentlich in aller Ruhe auf Enkel warten sollen, was angesichts des Alters meines Sprößlings auch passender gewesen wäre, doch der machte wenig Anstalten. Ich schwankte, nicht ernsthaft, aber immerhin. Du oder ich, Saar, sagte ich zu ihr, und so war die Entscheidung schnell getroffen. Schließlich würde es bei ihr mit etwa acht Wochen Kinderversorgung getan sein, und das auch noch mit meiner Unterstützung, während ich mich auf zwanzig Jahre Verantwortung hätte einstellen müssen, ohne daß meine Katze mir dabei eine große Hilfe gewesen wäre. Also ließ ich mich sterilisieren und suchte für Saar einen Kater. Das war leichter gesagt als getan, denn fast alle Kater in meinem Bekanntenkreis waren bereits arbeitsunfähig, und außerdem kannte ich fast nur Feministinnen, die aus Prinzip nur Kätzinnen hatten.
    Auf Umwegen hörte ich von einem Kater, der noch konnte. Ich besuchte Saars künftigen Bräutigam und war zufrieden. Ein schwarzer Birmakater mit glattem, halblangem Haar und freundlichem Wesen namens Dander. Sein Bruder Deen war bereits aus dem Haus. Ich vereinbarte ein Rendezvous für Saar. Diesmal war sie von ihren Trieben so überwältigt, daß sie sich nicht ernsthaft wehrte, als ich sie in den Korb steckte, in dem ich sie sonst zum Tierarzt bringe. Ein paar Tage später wurde sie zurückgebracht, heiser und mit leicht verwildertem Blick. Es war vollbracht. Saar gab keinen Muckser mehr von sich und tat tagelang nichts anderes, als sich zu putzen und zu schlafen. Vor allem schlafen. Ein paar Wochen später stellte sich heraus, daß sie schwanger war.
    Langsam wölbten sich ihre dünnen Flanken. Bei ihrer zierlichen Gestalt sah sie zum Schluß aus wie ein seltsames Packeselmodell in einer kleineren, gestreiften Ausführung. Normalerweise liebte Saar keine Einmischung in ihr Privatleben und verzog sich bei schlechter Laune, Unpäßlichkeit oder prämenstruellen Spannungen meist hinter die Bücher, wo sie keinem mit ihren Problemen zur Last fiel. Nie nervte sie einen mit Fragen wie: »Liebst du mich noch?« oder Vorwürfen im Stil von: »Du bist überhaupt nicht mehr lieb zu mir!« A very private person. She kept herself to herself. Aber als sie kurz vor der Niederkunft stand, wollte sie mich dabei haben. Das rührte mich. Ich hatte es nicht erwartet und bereits schlaflose Nächte über der Frage verbracht, wie das gehen sollte, ein Wurf junger Katzen hinter den Büchern, und dann bestimmt noch im zehnten (Regal) Stock. Aber als sie mir unentwegt murrend um die Beine strich und mich mit großen Augen ansah, begriff ich, daß meine Anwesenheit erwünscht war, und machte es mir neben der Schachtel bequem, die schon seit Tagen bereitstand, allerdings ohne große Hoffnung, daß sie sich darin häuslich niederlassen würde. Was sie aber tat.
    Die Geburt selbst verlief glatt. Während der Wehen redete ich ihr gut zu – prima, mein Mädchen, phantastisch, du

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