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Lesereise Tschechien

Lesereise Tschechien

Titel: Lesereise Tschechien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Brill
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Vergnügen bereitet. Aggressivität paart sich bei diesem Typus mit der Überzeugung, alleine den richtigen Weg zu kennen. Hohe Intelligenz geht einher mit Empfindungslosigkeit gegenüber den Schmerzen, die man anderen bereitet. Und nichts macht einen solchen Protagonisten mächtiger als das Wissen, dass andere von ihm abhängig sind. So musste sich unter dem Druck der Verhältnisse die EU in jenem quälerischen Herbst des Jahres 2009 den Auftritt eines Egomanen aufnötigen lassen, den seine Gegner als rechthaberischen Störenfried und eitlen Populisten schmähen, während seine Anhänger ihn als aufrechten Vorkämpfer für freie Märkte und liberale Prinzipien feiern.
    Das Handeln des Václav Klaus erschließt sich am ehesten von seinem Selbstverständnis als Ökonom her. Noch unter dem kommunistischen Regime war er 1967 der erste Doktorand der Tschechoslowakei, der nicht der KP angehörte. Nach dem Prager Frühling von 1968 verlor er seine Stelle bei der Akademie der Wissenschaften und kam bei der Staatsbank unter. Früh begeisterte er sich für die Marktwirtschaft, und zwar in ihrer ungezügelten Form – »ohne Attribute«, wie er zu sagen pflegt. Vor allem ohne das in Deutschland so beliebte Attribut »sozial«. Die Wissenschaftler Milton Friedman ( USA ) und Friedrich August von Hayek (Österreich) sind seine neoliberalen Säulenheiligen, entsprechend schätzt er auch die Markt-Fundamentalisten Ronald Reagan und Margaret Thatcher.
    Ihm selber öffnete sich der Weg in die Politik 1989 durch den Zusammenbruch des Kommunismus. Als Finanzexperte gelangte der Sohn eines Prager Buchhalters in die Führung des Občanské Fórum (Bürgerforum), das den Umsturz bewältigte, und danach in die erste postkommunistische Regierung der Tschechoslowakei. Klaus war kein Dissident und hat bis heute für die einstigen Regimegegner eher Spott übrig. So wurde er zum Gegenspieler des umgänglicheren Václav Havel, der durch die »sanfte Revolution« als Präsident auf die Prager Burg gelangte, während Klaus die konservativ-liberale Demokratische Bürgerpartei ( ODS ) mitbegründete und als ihr langjähriger Vorsitzender auch zum Regierungschef aufstieg.
    Havel graute es damals, wie er später in seinen Memoiren schrieb, vor den wöchentlichen Treffen mit dem Premier, weil der ihn regelmäßig demütigte. Und Klaus trägt es seinerseits Havel nach, dass dieser das böse Wort vom »Mafia-Kapitalismus« in die Welt setzte, um die Auswüchse der Klaus’schen Wirtschafts- und Finanzpolitik zu geißeln. Die Radikalreformen nach 1990, vor allem die Privatisierung der Staatsindustrie, die mit spektakulären Betrugsfällen einherging, sind in der Vita von Václav Klaus ebenso ein Eckpunkt wie sein Scheitern als Ministerpräsident durch einen Parteispendenskandal im Jahre 1997.
    Der Mann mag die Macht, keine Frage. In der Versenkung blieb er nach dem Rücktritt nicht lange verschwunden. Er wurde erst Parlamentspräsident, 2003 dann Staatspräsident, im Parlament nach heftigem Kulissenkampf mit der geheimen Unterstützung der Kommunisten gewählt. Die Wiederwahl 2008 war begleitet von Bestechungsversuchen und Einschüchterungsmanövern, sogar Pistolenkugeln wurden anonym verschickt. Die Mehrheit kam am Ende nur durch einen sozialdemokratischen Überläufer zustande.
    Václav Klaus scheut die Raufhändel nicht, und er ist auch nicht der Typus des Staatsmannes, der auf Diskretion hält, sondern sucht im Gegenteil auf vielen Feldern größtmögliche Publizität. Man spürt das schon an populistischen Anwandlungen, die ihm die Gunst der Boulevardpresse eintragen und der Beliebtheitsquote dienlich sind. Mal lässt er sich beim Tennisspiel und mal beim Nordic Walking oder Bergwandern fotografieren. Mal wettert er gegen die Abschaffung der Glühbirnen durch die EU -Kommission, mal gegen den Plan eines hypermodernen Neubaus der Nationalbibliothek in Prag, den er mit eigenem Körpereinsatz zu verhindern versprach.
    Das Amt des Staatsoberhaupts hat Václav Klaus nie so verstanden, dass es ihm den politischen Kombattantenstatus verwehren würde, bloß weil er »im Interesse des gesamten Volkes« zu handeln gelobte. Dabei ist die tschechische Verfassung in dieser Frage der Aufgabenverteilung eindeutig. Demnach hat das Staatsoberhaupt, das als Nachfolger der böhmischen Könige auf der Prager Burg residiert, keineswegs so viele Befugnisse wie die Kollegen in Paris oder Washington, die die Regierung führen. Aber es ist auch nicht so stark wie der

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