Lesereise Tschechien
Panoramabild von Oberplan gefertigt hat, das, logo, jetzt städtische Broschüren ziert. Stifter bringt die Welt her, im Stifterhaus ist die Besucherzahl im Wachsen.
Man hatte sich für das Jubiläum 2005 gerüstet. Im Geburtshaus, das der Regie des Regionalmuseums im nahen Český Krumlov (Krumau) untersteht, wurde die Dauerausstellung aufgefrischt und in detektivischer Recherche eine Sammlung von Stifter-Übersetzungen zusammengetragen, zweihundertsechzig Titel. Zudem wurde der Dichter als Maler vorgestellt, heutige Maler der drei Länder setzten sich mit ihm auseinander. Und draußen im Böhmerwald, auf der Ritterburgruine Vitkuv Kamen (Wittinghausen), die laut Stifter »von dem Tale aus wie ein luftblauer Würfel anzusehen« ist und von ihm literarisch wie malerisch gewürdigt wurde, hat der zuständige Mann im Regionalmuseum, Ivan Slávik, eine Sanierung veranlasst und eine Aussichtsplattform eröffnet, von der schon Zehntausende umrauscht ins Weite schauten. Prag, Wien, München, Budweis, Linz, Passau – wenn man dem tatenfrohen Magister Slávik zusieht, wie er auf dem Reporterblock um sein UNESCO -prämiertes Český Krumlov Kreise zieht, ihn begeistert von der Offenheit der Böhmerwald-Region reden hört, versteht man, warum er nach der Wende in grenzüberschreitenden Kontakten, auch mit Sudetendeutschen, förmlich gebadet hat. Auch Ivan Slavik sagt: »In der untersten Etage, wo konkret und gemeinsam gearbeitet wird, sind die Menschen viel weiter als die Politiker.«
So wurde also am 23. Oktober 2005 Stifters zweihundertster Geburtstag begangen, in Südböhmen, in Niederbayern, im Mühlviertel, es stifterte, dass es nur so rauschte. In Horní Planá gab es Auftritte von Sing- und Volkstanzgruppen, eine nächtliche Skulpturen-Präsentation im Stifter-Park, eine zweisprachige Messe, einen Festakt mit Chorgesang und Kranzniederlegung, eine Marienandacht und eine literarische Soiree. Es wurde auch Stifter gelesen, deutsch und tschechisch, eine zweisprachige Ausgabe der »Mappe meines Urgroßvaters« hielt das Stifterhaus bereit. Erschienen in einem Kleinverlag, den die Hornioberplaner Multiaktivistin Lenka Hůlková eigens gegründet hat. Der Verlag heißt Srdce Vltavy, und der Oberhorniplaner Stifter aus dem Motzl-Haus hätte an dem Namen sicher seine Freude gehabt, auch wenn er kein Tschechisch sprach. Srdce Vltavy heißt Moldauherz.
Weitere Kostenlose Bücher