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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gebrochener Mann, der nie wieder Freude am Leben hatte. Kurz nach dem Krieg wurde er von den Alliierten verhaftet und monatelang eingesperrt, stundenlangen, zermürbenden Verhören unterzogen, weil man ihm unterstellte, von den Absichten dieser braunen Teufel gewußt zu haben … Sein Tod war eine Erlösung für ihn, weil er hoffte, im Jenseits all jenen zu begegnen, die durch seine Arbeit umgekommen waren, um ihnen zu sagen, wie leid es ihm tat und daß er das bestimmt nicht gewollt hatte. Das ist alles, was ich dazu sagen kann. Er wollte nie, daß irgendeinem Menschen körperliches Leid zugefügt wurde.« Er drehte sich wieder um, sah Julia Durant an, sein Blick war weder kalt noch zynisch, sondern nur noch traurig.
    »Glauben Sie denn, daß diese Schuld, wenn es denn eine war, heute, mehr als fünfzig Jahre danach, der Grund für diese abscheulichen Morde ist? Glauben Sie das?«
    »Hypothetisch …«, Durant zuckte die Schultern, schüttelte aber den Kopf. »Aber ich persönlich halte es eher für ausgeschlossen. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Dr. Fink. Trotzdem noch einmal die Frage – gibt es irgend jemanden aus Ihrem Freundesoder Bekanntenkreis, dem Sie diese Morde zutrauen würden?«
    Fink schüttelte den Kopf. »Nein, sosehr ich mich auch anstrenge, ich komme zu keinem Schluß. Es ist für mich alles ein großes Rätsel …« Er blickte zur Uhr, zum ersten Mal, seit sie Fink kannte, lächelte er. »Ich muß jetzt aber wirklich gehen.«
    Sie gingen gemeinsam nach draußen, Fink fragte, bevor er in seinen Jaguar stieg: »Und wie sieht es mit Polizeischutz aus?«
    »Ich werde mich drum kümmern. Darf ich fragen, wo Sie hinfahren?«
    »Ich treffe mich mit einem Bruder aus der Gemeinde. Von ihm droht keine Gefahr.«
    »Passen Sie auf sich auf«, sagte Durant und blickte ihm hinterher.
Eine blödsinnige Idee, das mit den Juden
, dachte sie kopfschüttelnd. Sie steckte sich eine Gauloise an, blieb an den Corsa gelehnt stehen, dachte über das eben Gesagte nach. Sie schüttelte den Kopf, setzte sich ins Auto, fuhr nach Hause. Unterwegs hielt sie an, kaufte ein paar Lebensmittel und Zigaretten. Sie nahm die Post aus dem Kasten, nur Reklame, die sie gleich in den Papierkorb warf. Sie stellte die Tasche auf dem Küchentisch ab, ging ins Bad, wusch sich die Hände. Sie nahm sich vor, heute abend bei ihrem Vater anzurufen. Sie fühlte sich miserabel.

Montag, 18.20 Uhr
    Sie wartete einige Minuten in einer kleinen Nebenstraße, die nur zwei Fußminuten vom Gemeindehaus entfernt lag. Von ihrem Platz aus konnte sie sehen, wenn jemand auf den Parkplatz fuhr. Montag war der einzige Tag in der Woche, an dem sich niemand im Gemeindehaus aufhielt, nicht einmal der Hausmeister, da der Montagabend grundsätzlich der Familie vorbehalten war. Sie hatten sich für Viertel nach sechs verabredet, sie blickte ein ums andere Mal nervös zur Uhr, bis sie schließlich den blauen Jaguar sah. Sie wartete, bis er den Motor abgestellt hatte, stieg aus, lief die hundert Meter zum Gemeindehaus. Sie wußte, es war trotz allem ein riskantes Spiel, das sie trieb, doch gerade dieses Risiko, die Unwägbarkeit ihres Plans, machte es so spannend. Er war bereits an der kleinen, vom Parkplatz aus nicht sichtbaren Seitentür, schloß auf, als sie hinter ihm stand.
    »Komm schnell«, sagte er, »ich will nicht, daß uns jemand sieht.«
    »Heute doch nicht«, erwiderte sie mit einem entwaffnenden Lächeln,mit dem sie ihn schon einige Male um den Verstand gebracht hatte. »Du weißt doch, Liebling, am Montag sind wir hier völlig ungestört.«
    »Ganz wohl fühle ich mich aber nicht dabei«, sagte er und schloß hinter sich wieder ab, ging vor ihr zu seinem Büro, an dessen Tür in großen Lettern auf einem goldenen Schild
Regionshirte
stand, schloß auch hier auf und hinter sich ab. »Wenn ich mir vorstelle, irgendeiner hat doch etwas hier zu tun … Nicht auszudenken!«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, gab ihm einen Kuß auf den Mund, grinste ihn an und setzte sich in lasziver Haltung, die Beine übereinandergeschlagen, der Blick neckisch, die blutroten Lippen gespitzt, auf den Schreibtisch. Sie pendelte mit den Beinen, sah ihn herausfordernd an: »Hast du etwa Angst? Komm, großer Häuptling, du bist doch kein Hasenfuß. Es ist schließlich nicht das erste Mal, daß wir es hier machen.«
    »Aber es ist das Haus Gottes«, sagte er. »Und wir entweihen es.«
    »Das Haus Gottes!« erwiderte sie mit höhnischem Lachen, »dieses Haus ist schon

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