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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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lange vor uns durch ganz andere entweiht worden. Es sollte mich wundern, wenn Gott dieses Haus noch als das Seine ansehen würde. Es ist ein Haus wie jedes andere auch. Man gaukelt den Leuten zwar vor, es sei heilig, aber die Menschen haben es längst verunreinigt. Und was wir tun, ist im Grunde eine gute Sache. Ich liebe dich und du liebst mich. Und nur, weil irgendwer einmal gesagt hat, ein Mann und eine Frau dürften nicht miteinander schlafen, wenn sie nicht verheiratet sind, glauben alle, es wäre eine Sünde. Hat Gott das gesagt? Oder waren es die Menschen?«
    »Er hat gesagt, du sollst nicht ehebrechen«, erwiderte Fink leise.
    »Brechen wir die Ehe, wenn wir uns lieben?« fragte sie mit unschuldigem Augenaufschlag. »Liebe war noch nie verboten. Und ich gebe dir, was deine Frau dir schon lange nicht mehr gebenkann. Jetzt sag mir bitte, was daran verboten sein soll. Sind wir nicht auf der Erde, um Freude zu haben?«
    »Ich liebe dich«, sagte er und stellte sich vor sie. »Ja, ich liebe dich. Auch wenn ich weiß, daß ich dich bald verlieren werde.«
    »Sag so was nicht«, sagte sie und berührte mit der Fingerspitze seinen Mund. »Du verlierst mich nicht, ich werde nur für eine Weile fortgehen. Aber ich komme wieder.«
    »Mit einem andern Mann?«
    »Nein, ganz sicher nicht.«
    »Nun, ich bin nicht mehr der jüngste und irgendwann hört auch meine biologische Uhr auf zu ticken. Ich fürchte, ich muß unser Verhältnis bald beenden. Ich habe viel zu bereuen.«
    »Gut, dann bereue. Tu’s jetzt«, sagte sie und sprang vom Tisch.
    »Sag mir ins Gesicht, daß es dir leid tut, mit mir geschlafen zu haben. Komm, sag es.«
    Er zögerte, stand hilflos vor ihr, zuckte die Schultern. »Nein, das kann ich nicht.«
    »Und warum nicht? Ich weiß es – weil es dir nicht leid tut. Weil du zu denen gehörst, die die Regeln und Gesetze aufgestellt haben und von Anfang an wußten, daß es von Menschen gemachte Regeln und Gesetze sind. Dir wird es nie leid tun«, sagte sie und ihr Stimme klang eine Spur schärfer. Sie drehte sich um, stellte sich ans Fenster, das den Blick zum Parkplatz freigab, schob die Jalousie ein wenig auseinander, schaute hinaus. »Weißt du, dir wird nie irgend etwas leid tun. Nichts, was du je in deinem Leben getan hast, nichts Schlechtes, meine ich. Du gehörst nicht zu denen, die bereuen. Nur nach außen hin, aber innen drin bist du eiskalt und hart wie Stahl.«
    Er setzte sich in seinen großen, schwarzen Ledersessel hinter dem Schreibtisch, lehnte sich zurück, hörte ihre Worte, die wie Speerspitzen in seine Ohren drangen.
    »Warum sagst du das?« fragte er leise. »Warum sagst ausgerechnetdu so etwas? Ich bin nicht so hart, wie du denkst, es ist nur Fassade. In meinem Innern bin ich anders, jawohl, ganz anders.«
    Sie lächelte, drehte sich um, trat hinter ihn, massierte seinen Nacken. »Ich habe es nicht so gemeint«, sagte sie sanft, »ich weiß natürlich, daß du in Wirklichkeit anders bist, als du dich sonntags gibst. Ich weiß ja alles von dir, ich kenne dich schließlich in- und auswendig … Tut das gut?« fragte sie.
    »Ich liebe deine Berührungen. Ich bin tatsächlich etwas verspannt, kein Wunder bei der Aufregung der vergangenen Tage.«
    »Der Tod deines Sohnes hat dich sicher sehr mitgenommen, oder?«
    »Es geht. Eigentlich nicht wirklich. Er hatte alle Chancen der Welt, aber er hat alles verspielt. Und jetzt heißt es: Rien ne va plus. Und sein Tod war die natürliche Konsequenz seines Handelns. Hätte er auf mich gehört, hätte er meine gutgemeinten Ratschläge nicht so achtlos in den Wind geschlagen, die Welt hätte ihm zu Füßen liegen können. Aber er hat es vorgezogen, sich zu verkriechen und sein Leben auf geradezu scheußliche Weise zu vergeuden. Nein, sein Tod war gerecht, und trotzdem fühle ich ein wenig Trauer, schließlich war er mein Sohn.«
    »Und wie denken die andern darüber – Laura, Stephan, deine Frau?«
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Ich wußte nie, was Laura fühlt oder denkt, in den letzten Jahren wußte ich nicht einmal mehr, was meine Frau wirklich fühlt. Nur bei Stephan weiß ich, daß er denkt wie ich. Er ist der einzige, von dem ich behaupten möchte, er kommt nach mir. Ich bin stolz auf ihn.«
    »Bricht auch er die Ehe?« fragte sie mit spöttischem Unterton.
    »Keine Ahnung, aber frag ihn doch. Vielleicht würde er bei dir sogar seine Grundsätze vergessen.«
    »Tut mir leid, aber Stephan ist nicht mein Typ. Er ist langweilig und

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