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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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sah den Männern in den gepflegten blauen Uniformen zu, die nervös hin und her rannten. Es waren die Bediensteten des Jachthafens, in dem Millionäre Millionen in Schiffe investiert hatten.
    Beppo bediente das Ruder und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er legte, als müsse er eine Prüfung bestehen, unsere Sea Ghost gekonnt an die Mole, ohne nur einen Pfahl zu rammen.
    Die Dämmerung nahm keine Rücksicht und schloss ihre Schleier vor den Pyrenäen, als zöge sie nach einem Sommertheater den Vorhang zu. Die Häuser setzten Lichter, die sich zu Haufen ballten. Einige verloren sich seitlich, während am Ende der Bucht der Ort nur aus tanzenden Lichtern zu bestehen schien.
    Ich sah, wie sich ein paar Polizisten in einem offenen Citroën den Weg durch die Neugierigen bahnen mussten.
    Unsere Männer lehnten sich an die Reling, bereit, die Herren von der Polizei zu empfangen.
    Es dauerte nicht lange, bis sie außer Atem zu uns auf die Brücke stiegen, sich neugierig umsahen und beeindruckt meine Begrüßung in Deutsch vernahmen.
    Da sie meiner Sprache nicht mächtig waren, ergriff Nababik zu meiner größten Überraschung das Wort. In fließendem Spanisch führte er die Unterredung, zeigte gelegentlich auf mich, und ich wusste, dass ich dann immer nicken musste, egal was es auch war, was er den Polizisten vorlog. Dabei beobachtete ich, dass die Männer beeindruckt sorgenvolle Mienen zogen.
    Nababik sagte zu mir: »Komm, wir müssen ihnen unsere Papiere zeigen.«
    Ich lächelte den Männern zu, setzte mich an die Spitze und führte sie in meine Kabine.
    Ich holte die Kassette, schloss sie auf und zog unseren Ladeauftrag für Sant Feliu de Guixols vor.
    Sie nickten mir mit nachdenklichen Gesichtern zu, die von der spanischen Sonne dunkelbraun gebrannt waren.
    Ich wusste, dass wir bereits gewonnen hatten, dennoch holte ich mein Seebuch hervor, ließ mein Kapitänspatent von ihnen beschnüffeln, legte die Mannschaftslisten vor, packte deren Pässe daneben.
    Sie winkten ab, sie hatten verstanden.
    Nababik führte sie zur Reling und verabschiedete sich von ihnen. Ich packte die Kassette weg und ging wieder zur Brücke.
    Von dort konnte ich sehen, wie sich die Polizisten durch die fragende, neugierige Menge den Weg zum Auto erkämpften. Sie waren stolz, denn solche Auftritte genossen sie selten.
    Ich wartete auf Nababik. Er strahlte, als er die Brücke betrat. »Die Jungs waren okay«, sagte er, klopfte Beppo auf die Schulter.
    »Zwanzigtausend Liter Diesel werden wir heute Abend noch bunkern. Bäcker, Schlachter und Gemüsehändler kommen morgen an Bord.«
    »Und was wird aus Maru Malky?«, fragte ich ihn.
    »Ein Krankenwagen wird ihn abholen. Damit erhält er seine unverdiente Chance, denn es gibt in diesem Nest ein Hospital«, sagte er, als hätte er das Vergehen des Mannes noch nicht vergessen.
    »Haben sie dir die Story so einfach abgekauft?«, fragte ich und fühlte, wie meine Nervosität stieg, denn hier wollten wir auch die restlichen Teile unseres Planes erfolgreich hinter uns bringen.
    »Ohne Weiteres«, antwortete er gelassen.
    Musik drang zu uns. Im Klubhaus NAUTICO tanzten fröhliche Menschen.
    Dunkelheit zog auf, und die Laternen der Hafenpromenade warfen Licht über die Passanten, das sich auch im Wasser spiegelte.
    Wir hatten die Bordscheinwerfer eingeschaltet, während die Deckstrahler unsere weißen Aufbauten beleuchteten.
    Die Besatzung fand Gefallen an der Bewunderung, die sie nach langem Aufenthalt auf der See genoss. Die Männer lehnten über der Bordwand und haschten nach Blicken junger schöner Frauen.
    »Das Monte Carlo Spaniens«, sagte Nababik. Ja, so erschien uns Port de la Selva.
    Die Lichtkulissen rund um die Bucht, die vollen Cafés und Restaurants, von denen uns nur wenige Hundert Meter trennten.
    Ich zitterte mit Inga und Kaya. Sie warteten mit gepackten Taschen auf ihre Befreiung, um ihrer möglicherweise eingeplanten Ermordung zu entfliehen.
    Nababik kam zu mir.
    »Die Polizisten fragten mich, warum wir nicht den Bestimmungshafen Sant Feliu de Guixols angesteuert hätten, denn unser verunglückter Seemann wäre dort ebenfalls medizinisch bestens versorgt worden«, sagte er und fuhr fort: »Ich habe ihnen klargemacht, dass du als Kapitän darauf bestanden hättest, hier anzulegen, weil im benachbarten französischen Perpignon eine Universitätsklinik die Aussichten für das Überleben unseres Matrosen verstärken würden, falls das örtliche Krankenhaus überfordert sein

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