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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Barcelona.
    »Das wäre natürlich ein Trick«, sagte er und fuhr fort: »Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir in Sant Feliu de Guixols einen Kapitänswechsel erleben werden. Er wird neue Ladepapiere mit an Bord bringen und den Diesel bezahlt haben, den wir dort nötig bunkern müssen. Schiffsausrüster werden uns Küchenvorräte liefern, um die Vorratskammern zu füllen.«
    Mich trafen seine nüchternen Worte wie ein Beilhieb. »Dann werde ich dort im Hinterland meine Seele aushauchen dürfen«, sagte ich wehmütig.
    »Allerdings nicht nur du, sondern konsequenterweise auch Inga und Kaya. Ihr steht der Organisation im Weg«, folgerte er.
    Doch dann hob er den Blick von der Karte, schaute mich an, als suche er nach etwas in meinem Gesicht. Doch das war klein geworden, denn ich war seinem Beispiel gefolgt und hatte auf die tägliche Rasur verzichtet. Mein Bart, mit grauen Fäden durchsetzt, konnte selbst den Vergleich mit früheren Kap-Hoorn-Seglern standhalten.
    »Eine Chance hätte Maru Malky«, murmelte Nababik. »Allerdings könnte er mir im Weg stehen, wenn er quatscht und die Organisation erfährt, dass ich Steenblock in die Schwimmbahn zum Satan geworfen habe.«
    Ich summierte die Seemeilen, teilte sie durch die Tagesleistungen der Sea Ghost. Da blieb nicht mehr viel.
    Kaya konnte mir noch die wenigen Tage meines Lebens versüßen, und das auf einem Schiff, das unter südlicher Sonne lief, ein unschuldiges Weiß trug und schön war, aber hässliche Dienste versehen musste.
    Während Nababik eine weitere Flasche öffnete, nahm ich mir vor, kurz vor der Einfahrt in den schicksalhaften Hafen die Schnapsvorräte meines Vorgängers leer zu saufen, um bereits als Leiche von den Verbrechern umgebracht zu werden, damit ich nicht Zeuge werden musste, wenn sie meine Tochter und meine kleine Geliebte liquidierten, weil sie ihren Millionengeschäften Schaden zufügen könnten.
    Ich langte nach einer Flasche Bier und trank gegen meinen Schweiß an. Nababik sagte: »Prost«, nahm einen mächtigen Schluck, setzte die Flasche hart ab und sagte: »Über die Heimkehr verlorener Kinder freut man sich besonders.«
    Ich sah auf seine gebräunte Hand, folgte seinem Blick. Sein Finger glitt an der spanischen Küste vorbei, verharrte vor einer kleinen Landzunge, wie ich auf der Karte sah.
    »El Port de la Selva!«, sagte er und lehnte sich zurück, als wolle er sich die Sache noch einmal überlegen. »Sie haben keinen Funkkontakt. Einer ihrer Bosse gilt als vermisst, unsere Sea Ghost als verschollen. Dennoch kennen wir bereits den Anlandeplatz des Rauschgifts. Es soll nach Schiermonnikoog gebracht werden. Sie werden in Sant Feliu de Guixols nervös auf ein Schiff warten, das Rauschgift für Millionen an Bord hat. Da sie uns aufzugeben beginnen, würden sie unsere Prämien erhöhen, wenn wir doch noch im Hafen anlegen würden. Aber die Risiken! Wenn auch ich überleben will, dann müsste ich mit Injektionen Maru Malkys verpfuschtes Leben beenden, da er der Einzige ist, der sich an Jan Steenblock erinnern könnte.«
    »Was hast du vor?«, fragte ich ihn.
    Er lachte. »Schau her«, forderte er mich auf, während kleine Fältchen sich um seine Augen legten. »Hier befindet sich verborgen der kleine Hafen Port de la Selva! Die französische Grenze liegt in Steinwurfnähe. Unterhalb des Zielhafens Sant Feliu de Guixols anzulegen fände die Bewunderung der Organisation. Aber oberhalb, das entzieht uns ihrer Kontrolle. Steenblock macht es möglich!«
    Ich hatte seine Gedanken nicht ganz verstanden, entnahm aber seinen Äußerungen, dass er sich um die Rettung der Mädchen bemühte. Doch was der tote Holländer Steenblock jetzt noch für uns tun konnte, blieb mir schleierhaft.
    »Selbst wenn wir aufgebracht würden«, frohlockte Nababik, »Maru Malky kann uns als Alibi dienen. Ein Betriebsunfall. Sein Leben gilt es zu retten!«
    Erst jetzt verstand ich seine Absicht. Er wollte die spanische Küste nicht weit vor der französischen Grenze anlaufen und den kranken Seemann als anonymen Patienten in ein Krankenhaus bringen lassen.
    »Inga und Kaya gehen dort von Bord. Wir schaffen sie mit einem Taxi nach Frankreich in Sicherheit. Sie fallen dort als Touristinnen nicht auf. Und wir alle stehen fest dahinter, dass weder Steenblock noch zwei Frauen unser Schiff betreten haben, wie auch aus unserem Logbuch zu entnehmen ist.«
    Mir fiel ein Stein vom Herzen!
    Wenn es dann mein Ende sein sollte, so konnten meine Tochter und Kaya sich

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