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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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sollte.«
    »Hervorragend«, sagte ich dankbar, denn er hatte sich erneut als Herr der Situation gezeigt.
    Ich fragte mich, was passieren würde, wenn ich mir meinen Pass aus der Kassette nehmen würde und einfach die Sea Ghost mit all meinen Sorgen verlassen würde, wenn die Mädchen in Sicherheit waren. Aber Nababik rief mich zurück in die Wirklichkeit. Ein Trawler legte ab und tuckerte davon in die Nacht seinen Fanggründen entgegen.
    »Klaus, uns bleiben nur noch wenige Stunden, Inga und Kaya unerkannt über die Grenze zu bringen«, sagte Nababik. »Der Spielraum unserer Liegezeit, mit Proviantaufnahme und Krankenversorgung zu rechtfertigen, ist eng gezogen, wenn wir nicht das Misstrauen der Polizei erwecken wollen.« Er blickte wie auch ich auf das flackernde Blaulicht des Krankenwagens, der sich über die belebte Straße entlang zur Bucht durchquälen musste.
    Ich folgte Nababik aufs Mannschaftsdeck. Der verletzte Maru Malky schaute uns mit fiebrigen Augen an. Vorwürfe konnte er uns keine machen. Ich entdeckte sogar ein dankbares Lächeln in seinem Gesicht.
    Nababik schob ihm einige Dollarscheine in die Tasche seines verschwitzten Schlafanzugs. Er schien zu begreifen, trotz seiner Fieberträume, dass ihm unsere Fürsorge galt.
    Auch ich hatte gedacht wie Nababik und dem Briefumschlag, der seinen Pass und seinen Seemannsbrief enthielt, Geld zugelegt.
    Die Männer in weißen Hosen und Pilothemden erschienen im Krankenzimmer, legten ihn auf die Trage und trugen ihn weg.
    Wir folgten ihnen und hörten das »Oh« der Neugierigen, die immer noch die Mole belagerten.
    Mit Blaulicht verschwand der Seemann, und wir wünschten ihm in Gedanken alles Gute.
    Sicher war er unser Alibi für den Hafenaufenthalt, aber zum Ausgleich konnte er hier die medizinische Behandlung finden, die wir ihm an Bord nicht hatten bieten können.
    Wir begaben uns zur Brücke. Beppo hielt wachsam Ausschau, denn nur etwa fünfzig Meter trennten uns von der Zapfsäule der Mole.
    Dann sah er glücklich, dass ein Spanier im Overall, auf den das Licht einer Neonröhre fiel, Zeichen gab.
    Nababik ließ die Sirene erklingen und schon bugsierte Beppo sich um einen Trawler und legte die Sea Ghost so an die Mole, dass das Bunkern des Diesels beginnen konnte.
    Die Promenade hatte sich geleert. Nababik schlich sich davon.
    Ich sah von der Brücke zu, wie er das Schiff verließ und eine Telefonzelle aufsuchte. Die Leuchtschrift ließ keine Zweifel zu. Ich las Teléfono.
    Nababik verließ die Zelle, schritt wie ein Tourist die Mole entlang, rauchte eine Zigarette, und ich sah, als er sich für den Rückweg entschied, die glimmenden Punkte der Glut.
    Ich spürte ein Kribbeln im Magen und war erst erlöst, als ich einen sich nähernden Wagen sah und das Wort Taxi erkannte.
    Ich hastete zur Kabine der Mädchen, donnerte gegen die Tür und erreichte damit, dass ich ihre aufgestaute Hektik noch steigerte.
    Ich bemerkte die roten Flecken im Gesicht meiner Tochter.
    »Kommt!«, rief ich und griff nach zwei Taschen, die auf dem Boden standen.
    Inga und Kaya folgten mir durch die Gänge des Schiffes mit dem Restgepäck.
    Nur wenige Spaziergänger nahmen Notiz von uns, als wir die Sea Ghost verließen. An den abgestellten Autos entlang hasteten wir dem Taxi entgegen.
    Ich entdeckte im Licht einer Hafenleuchte das Autoschild eines deutschen Wagens und mir gefror fast das Blut. Ein BMW trug ein Emder Kennzeichen, doch niemand rief mir das übliche »Moin« entgegen.
    Nababik stand vor der geöffneten Heckklappe des Taxis, griff nach dem Gepäck und verstaute es. Der Fahrer saß bereits startbereit hinter dem Steuer. Inga, Kaya und ich setzten uns auf den Rücksitz, während sich Nababik neben dem Fahrer niederließ.
    »Gruissan - France«, sagte Nababik.
    Der Fahrer fragte ihn: »Figueras - Perpignon?«
    Und ich vernahm, wie Nababik, als sei er ortskundig: »No, Llançà, Cerbière!«, die Route bestimmte.
    »Sí«, antwortete der Fahrer und stellte seine Zähluhr. Über die belebte Buchtstraße ging es nur im Schritt. Alles war noch auf den Beinen, denn die Spanier zogen es vor, sich während der Hitze des Tages zurückzuziehen und erst in der Nacht Kühlung zu suchen.
    In voll besetzten Cafés schauten die Touristen in die Bucht, in der als Glanzstück unsere Sea Ghost Abwechslung brachte.
    Als wir die Bucht hinter uns ließen und der Taxifahrer uns über die Serpentinen dem nächsten Ort entgegenfuhr, sah ich gelegentlich aus Schwindel erregender Höhe auf unser

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