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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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schmecken. In Gedanken nahm ich auch einige Kekse, die ich mir in den Mund steckte und kaute, ohne es zu wissen.
    Durch das Fernglas beobachtete ich, dass die Insel größer wurde, doch gleichzeitig damit stieg die Dunkelheit langsam auf.
    Ich schaute Beppo zu, den nichts erschüttern konnte und der das Ruder hielt wie während der vielen Tage, als wir auf dem Mittelmeer von der Sonne verwöhnt worden waren.
    Die Stunden zerrannen, und im grauen Dunst erkannte ich die zweite Insel.
    Es war Vlieland.
    Wir machten volle Fahrt. Noch stampften wir ohne Beleuchtung und Seescheinwerfer an Terschelling, der dritten Insel, unserem Ziel entgegen. Unsere Sicht wurde aber zusehends schlechter.
    Unerwartet sprach Nababik plötzlich in die Stille: »Steuerbord passieren wir Ameland. In etwa zwei Stunden erreichen wir unser Ziel!«
    Ich suchte mit dem Fernglas nach der Insel, von der uns das Flackerlicht der Leuchttürme entgegenblinkte.
    Nababik fuhr fort: »Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine sehne ich mir herbei. Der Fischkutter mit dem Zeichen SK 433 schippert auf seiner vorgesehenen Position und übernimmt die Ladung. Das Wetter ist kein Hindernis. Die andere birgt Gefahren in sich. Es ist mehr eine theoretische Schlussfolgerung.«
    »Das habe ich nicht verstanden, Ole«, antwortete ich.
    Nababik kümmerte sich nicht um meinen Einwand und fuhr fort: »Nehmen wir einmal an, wir hätten, was ja aus den hinterlassenen Angaben Steenblocks nicht ersichtlich wurde, noch einige Vorbedingungen erfüllen müssen, bevor wir auf die Fischer treffen. Steenblock nahm vielleicht eine Art Rückversicherung mit auf seinen Weg in die Hölle.«
    »Du meinst, die Organisation könnte Verdacht geschöpft haben und uns einen unfreundlichen Empfang bereiten?«, fragte ich und fühlte sofort ein starkes Sodbrennen.
    »So könnte es sich verhalten. Für uns war Steenblock nie an Bord. Seine Leute könnten aber annehmen, dass er sich noch auf der Sea Ghost befindet und mit der Funkstille vorgetäuscht hat, die Sea Ghost sei verschollen oder aufgebracht worden«, folgerte Nababik.
    »Die Ladung könnte auch Konkurrenzunternehmen auf den Plan rufen«, sagte ich, nachdem ich lange nachgedacht hatte. Dieser Gedanke brachte mir eine Gänsehaut, die dann von einem Schweißausbruch abgelöst wurde.
    »Klaus, verteil du die Waffen an die Mannschaft, damit wir einen ersten plumpen Überrumpelungsversuch abwehren können«, schlug Nababik vor. Sein Gesicht zeigte mir an, dass er keine Lust verspürte, jetzt irgendwelche Diskussionen zu führen.
    Beppo ließ das alles kalt, er starrte auf die See und ließ dabei keinen Blick vom seitlichen Radarschirm, der in sein Blickfeld reichte.
    Ich drückte die Sprechtaste und forderte mit trockener Stimme die Männer auf, zum Waffenempfang in meine Kabine zu kommen.
    Ohne Murren, als sei das ein selbstverständlicher Abschluss ihrer Reise, nahmen sie die Pistolen und Maschinenpistolen an sich, tauschten sie nach einem System aus, als wisse jeder, wie er sich zu verhalten habe.
    Nababik erschien, nahm noch weitere Waffen für sich und Beppo mit auf die Brücke.
    Wir waren gerüstet. Nababik ließ die Sea Ghost mit Positionslichtern und eingeschaltetem Bugscheinwerfer in die Dunkelheit preschen. Wir fuhren Höchstgeschwindigkeit.
    Erst als Schiermonnikoog vor uns lag und wir es trotz der Dunkelheit fast mit den bloßen Augen ausmachen konnten, stoppten wir die Fahrt.
    Näher durften wir uns nicht heranwagen, denn dann liefen wir Gefahr, aufzulaufen.
    Wir ließen den Anker zu Wasser, löschten alle Lichter, nur unsere Positionsleuchten sollten dem Fischkutter unsere Anwesenheit anzeigen. Nach unserem Tidekalender hatten wir Niedrigwasser, allerdings musste die Flut bald einsetzen.
    Ein leichter böiger Wind pfiff um die Brücke, und der Horizont lag hinter schweren bauschigen Wolken. Von Schiermonnikoog zuckte der Lichtstrahl eines Leuchtturms zu uns.
    Auf der Brücke lag ein beklemmendes Schweigen. Beppo stand wie eine Statue vor der Armaturentafel, die Hände griffbereit, um - falls es notwendig werden sollte - den Motor zu starten und davonzufahren.
    Nababik kam zurück, er hatte mit den Leuten die Situation noch einmal besprochen und sie postiert, wie es zwischen ihnen abgesprochen war. Er rauchte nervös, sagte kein Wort und starrte nach draußen.
    So weit hatte ich noch den Durchblick, dass sich uns der Kutter SK 433 bald nähern musste. Die Situation war für mich fremd, aber dennoch packend. Irgendetwas musste

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