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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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wie sich das Kanonenboot gekonnt an den Bauch der Sea Ghost legte und uniformierte Männer an Bord kletterten.
    Auch sie waren bewaffnet. Aber niemand schoss. Ich verstand die Welt nicht mehr!
    Litzen und weitere Uniformzutaten verrieten, dass der große schlanke Mann ein Offizier sein musste, der sich auf Holländisch an Nababik wandte und eine Frage stellte, die ich nicht verstand.
    Mein Erster Offizier wies auf mich.
    »Kapitän?«, fragte der Offizier und steckte seine Pistole in die Ledertasche, die an seinem Koppel hing.
    Ich nickte ihm zu, sah keine Feindschaft in seinem Gesicht und führte ihn in meine Kabine.
    Dort bot ich ihm einen Platz an, schritt wortlos an meinen Rollschrank, holte wie eingeübt die Stahlkassette heraus, stellte sie auf den Tisch, öffnete den Deckel und schob sie ihm zu.
    Sollte kommen, was kommen musste, nun konnte ich dem Schicksal nicht mehr entrinnen.
    »Sie wird viele Ihrer Fragen beantworten«, sagte ich.
    Der Polizist lächelte höflich, griff in die Kassette, studierte, als hätte er viel Zeit, jedes Dokument und fragte zwischendurch nur: »Deutsch?«
    Doch dass ich genickt hatte, das war an ihm vorbeigegangen. Mein Mund war trocken. Ich wusste nicht, was er denken würde, wenn ich nun nach dem Bier griff und ihm ein Glas anbot.
    Er hob den Blick, strich seinen gewaltigen, gekräuselten blonden Schnurrbart glatt und sagte: »Das Spiel ist aus! Ich gratuliere!«
    Dass das Spiel aus war, hatte ich bereits vorher gewusst, aber dass er mir dazu gratulierte, verwirrte mich. Ich schaute ihn fragend an und wartete auf weitere Überraschungen.
    »Wir schätzen den Wert des Rauschgiftes auf zwanzig Millionen Euro, doch dabei handelt es sich um Angaben unserer Spitzel. Wir werden sehen«, sagte er gelassen.
    Ich stand immer noch wie ein Sünder vor meinem Schreibtisch und starrte den Offizier an, der keine Konsequenzen durchblicken ließ.
    Nababik betrat die Kabine.
    Ohne auch nur einen Ton von sich zu geben, durchquerte er den Raum und schritt an den Kühlschrank.
    Ich vernahm das mir vertraut gewordene Klicken der Tür und sah, dass er drei Flaschen des kühlen Biers auf den Tisch vor uns stellte.
    »Es geht auch ohne Gläser, Herr Kommissar«, sagte er und öffnete die Flaschen. Dann sah er mich an, und ich wusste nicht, was er an mir so lustig fand.
    »Prost, Kapitän!«, rief er mir zu und trank mit lachenden Augen.
    Auch der Polizeibeamte griff zur Flasche. Ich ließ meine stehen aus Protest, weil ich nicht wusste, was hier gespielt wurde.
    »Klaus, happy birthday to you!«, sagte Nababik zu mir und wandte sich an den Offizier. »Kollege, er kann es noch nicht fassen!«
    Mir wurde heiß. Das Blut stieg mir in den Kopf und fassungslos vor Freude gelang mir kein Versuch, Worte der Erleichterung zu formulieren.
    Die Kabine erstrahlte vor mir in einem Licht, das nur ich zu sehen schien, und eine angenehme, unbeschreibliche Wärme überzog meinen Körper, die mich unheimlich glücklich machte.
    »Anke, ich danke dir!«, rief ich laut, und Nababik fragte grinsend: »Klaus, hast du zu Hause noch eine heimliche Geliebte?«
    »Nein«, antwortete ich ohne Scham, »ich dachte an meine verstorbene Frau, an Ingas Mutter.«
    Erst jetzt griff ich zur Bierflasche, trank und setzte sie erst wieder ab, als sie keinen Tropfen mehr enthielt.
    »Nababik, nun heraus mit der Sprache, wer bist du?«, fragte ich.
    Er gab mir die Hand, die meine fest umschlang.
    »Mein Name ist Jan ten Woolf, Interpol Amsterdam! Fünf Jahre habe ich benötigt, den Schweinen das Handwerk zu legen«, sagte er nicht ohne Stolz.
    Mich durchrieselte ein Gefühl der Freude und des Glücks, dass dieser Mann mein Freund war.
    »Und Beppo?«, fragte ich.
    »Auch Interpol«, antwortete er lächelnd.
    Ich dachte an Liebenau, der sein junges Leben für mich geopfert hatte, und fragte wehmütig: »Und der Funker?«
    Ten Woolf sagte mitfühlend: »Ihn erwischte die Kugel, die für dich bestimmt war. Er hatte Waffen verschoben für alle Seiten, die sich im Libanon bekriegen. Die Gewinne hat er auf den Kopf gehauen. Er besaß nur eine Chance, ungeschoren nach Deutschland zu gelangen. Alles Weitere weißt du.«
    »Prost«, sagte der Polizeikommissar, »trinken wir auf Jan!«
    Ich holte frisches Bier und öffnete die Flaschen.
    »Feiern können wir später, aber einen Schluck können wir uns noch gönnen«, sagte Jan ten Woolf.
    »Herr Harms, Jan hat seine Mannschaft selbst aufgebaut. Die Kerle werden glücklich sein, wenn wir ihre Vergehen

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