Letzte Ausfahrt Ostfriesland
»nur bist du dir deiner Sache sicher, während mich Zweifel bedrücken.«
Beppo, glücklich, alles hinter sich zu wissen, versuchte mich zu beruhigen.
»Kapitän«, sagte er, »die Organisation ist zerschlagen und, das wird Jan bestätigen, in Frankreich hat sie nie eine große Rolle gespielt.«
Doch das war nicht alles. Inga hatte mit Fotos, die Mitglieder des Jetsets belasteten, ihre Reise in die Gefangenschaft begonnen.
Hatten diese Leute meine Tochter aus den Augen verloren?
Jan ten Woolf lachte in meine Sorgen hinein.
»Madame Ivon, die Inhaberin des Hotel Floride, war für viele Jahre Kollegin im Kampf gegen das Rauschgift und erzwungener Prostitution. Sie war es, die der holländischen Polizei den Wink gab. Auf sie kann ich mich voll verlassen«, sagte er.
»Darauf trinken wir einen Klaren«, sagte ich beruhigt und suchte nach der Doornkaat-Flasche, die der tote Harms zwischen Hennessy, Bols, Genever, Napoléon und Gordon’s Gin gelagert hatte.
Ich küsste die Flasche, öffnete sie und sagte, während ich mir ein Gläschen füllte: »Wo dieser Schnaps zu Hause ist, da steht meine Schule! Aber auch mein leerer Bungalow. Ich freue mich auf das Gesicht meines Direktors, der für mich keine Prämie bereithält, aber mich vielleicht noch einmal rund um die Welt schicken wird, damit ich mir überall Entschuldigungen besorgen kann.«
Wir lachten ausgelassen, denn die Schlussstriche unter einem Kapitel, das mit dem Tode hätte enden können, waren gezogen und der Alkohol hatte alle Dämme gebrochen.
Zu unserer Überraschung führte Achmed Ben Dota zwei Herren zu uns auf die Brücke. Sie trugen sommerliche Cordjeans und Lederjacken, der eine in Grün, der andere in Beige.
Achmed, der nie einen Tropfen Alkohol trank, blickte uns verächtlich an und hinterließ uns den Besuch als Allahs Strafe.
»Kriminalpolizei«, sagte einer der Männer, die um die dreißig sein mochten.
»Ein Bier oder einen Genever?«, fragte Jan ten Woolf, der glaubte, das Verhör ginge weiter.
Die Herren lehnten ab und fragten mich zielsicher: »Sie sind der Kapitän Bodo Harms?«
Ich lächelte die Männer an, die nicht unsympathisch aussahen.
»Sie müssen uns leider zum Kommissar folgen«, sagte einer der Männer. Er trug sein blondes Haar lang.
Empört sagte ich: »Ich bin nicht Harms. Ich bin Doktor Klaus Udendorf, Lehrer in Norden!« Ich hoffte, damit die Unklarheiten beseitigt zu haben.
Der Beamte reichte mir ein Formular.
»Genau diesen Herrn suchen wir«, sagte er streng.
Mir verschlug es die Stimme. Mitten aus meiner Siegesfeier gerissen, rief ich böse: »Mann, nun bin ich endlich aus der Scheiße raus, und Sie wollen mich in etwas hineinziehen, was mir ein verkrüppelter Paragrafenhengst, der seine Nachbarschaft als feindliches Ausland betrachtet, angehängt hat!« Ich hatte an meinen Direktor gedacht.
Der Alkohol unterstützte meine Empörung. Wütend warf ich das Formular Jan ten Woolf entgegen.
»Sieh nach, was sie von mir wollen«, forderte ich ihn auf.
Ich beobachtete, dass er immer ernster wurde, dann das Blatt von sich hielt und todernst sagte: »Klaus, sie werfen dir vor, mit einer türkischen Extremistengruppe, die die amtierende türkische Regierung bekämpft und die sich Meerestiere nennt, zusammengearbeitet zu haben!«
Hing ich nun, nachdem ich den Rauschgifthändlern entkommen war, erneut in geheimnisvollen Fängen? Hatten die tätowierten Männer mich belastet, nachdem sie mich quer durch Europa gejagt hatten?
Mir wurde schlagartig bewusst, dass es eine Verbindung von einem zum anderen geben musste. Die Angehörigen der Meerestiere benutzten die gleichen Kanäle wie die Rauschgifthändler.
Beppo und ten Woolf, denen ich während unserer gemeinsamen Zeit auf der Sea Ghost keine Einzelheiten meines Schicksals anvertraut hatte, blickten mich mitfühlend und traurig an.
»Das ist doch unmöglich«, sagte ich entsetzt, wusste aber, dass alles Protestieren und Lamentieren umsonst war, denn die beiden Beamten der Kriminalpolizei hatten nur ihr Dienstgeschäft zu verrichten.
»Das wird sich alles aufklären«, sagte ten Woolf und half mir, meine Reisetasche zu packen, nachdem wir in meine Kabine gegangen waren.
Was ich allerdings nie für möglich gehalten hatte, trat ein.
Als ich ihm und Beppo die Hand zum Abschied reichte und die Kabine verließ, die mir für viele Tage zur Heimat geworden war, kamen mir die Tränen.
Ich winkte den Männern der Mannschaft zu, die Bierflaschen in ihren Händen
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