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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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zerschlagenen Rauschgiftsyndikat zusammengearbeitet haben konnte.
    Ich suchte die Abteilung Autodiebstähle auf, denn ich wollte von den Kriminalbeamten erfahren, was aus meinem Golf geworden war, den ich unter der Baumkrone des Hotels Michels zuletzt gesehen hatte.
    Es war zum Kotzen. Denn die Tour begann von vorne.
    »Füllen Sie das Formular aus«, sagte ein junger Beamter und wies auf ein Stehpult, auf dem sich an einem Kettchen ein Schreiber mit Grüßen der Stadtsparkasse anbot.
    Ich mühte mich durch die Fragen.
    Autokennzeichen, Erstzulassung, Motornummer, PS, Gestellnummer, TÜV-genehmigte Einbauten, Farbe, Händler, wann, wo, warum, wer …
    Ich nahm den Fragebogen, schritt an den Tresen: »Herr Kommissar, es ist für mich unmöglich, dieses Ding auszufüllen! Seien Sie so nett und schicken Sie ihn an das Rauschgiftdezernat, denn ich habe ein Schmugglerschiff von Izmir nach Amsterdam gesteuert, erinnere mich nicht mehr an Uhrzeiten und Wochentage. Mein Golf wurde irgendwann, als ich auf dem Mittelmeer schwamm, vor dem Hotel Michels entwendet.«
    Ein Kollege kam zu seiner Unterstützung an den Tresen. Sie sahen mich an und grinsten.
    »Ein bisschen wirr?«, fragte der junge Mann.
    »Leckt mich«, rief ich vor Enttäuschung, »ich muss zum Staatsanwalt!«
    Hinter mir kicherten sie, als ich die Tür zuschlug.
    Mein Weg zum Staatsanwalt bereitete mir mehr Kopfschmerzen als das flapsige Verhalten der Beamten. Ich fragte mich, ob Inga und Kaya bereits verhört worden waren. Hielt die Staatsanwaltschaft den alten Haftbefehl trotz der Änderung der Situation noch aufrecht?
    Die Vorzimmerdame hatte mir den Termin gegeben und erwartete mich. Nur wenige Minuten verbrachte ich auf einem Stuhl.
    Staatsanwalt Doktor Busker war groß, breit und dickbäuchig. Seine Hornbrille und sein volles graues Haar verliehen ihm ein professorales Aussehen. Er schien nur wenige Jahre älter zu sein als ich und begrüßte mich mit den Worten: »Mein lieber Doktor Udendorf.« Er hatte bereits in die Akte geschaut. »Mutig, Sie als Lehrer, ohne Rücksicht auf beamtenrechtliche Konsequenzen! Hut ab, Herr Udendorf!«
    »Herr Staatsanwalt, es geht zurzeit nicht um meine Person. Noch ist meine Mission nicht beendet, und deshalb ist es für mich unmöglich, in den nächsten Zug zu springen, um mich in Norden bei meinem Schulleiter zu melden. Sie haben einen Haftbefehl älteren Datums, den ich gern vom Tisch hätte. Meine Tochter Inga wurde von einem Charly irregeführt, schließlich erpresste er sie, wie Sie wissen werden. Ebenfalls hat die Terroristenbande der Meerestiere die Türkin Kaya Bayranük unter Drohungen zum schmutzigen Geschäft mit Rauschgiften missbraucht.«
    »Aber, lieber Herr Doktor Udendorf«, sagte er jovial, »unterschätzen Sie die Radikalität türkischer Untergrundbewegungen auf deutschem Boden nicht. Selbst wenn die Untersuchungen bereits zu Ende geführt worden wären, würde ich eine Schutzhaft anordnen. Ansonsten müssen noch etliche Zeugen gefragt werden, die uns ein Urteil über die Beteiligung Ihrer Tochter Inga an der Berliner Szene ermöglichen. Fassen Sie sich mit Geduld, denn Sie wissen so gut wie ich, dass sofort Gangster in die Lücken springen, die wir gerade geschaffen haben. Die Nachfrage steigt.«
    »Das sagen Sie als Fachmann bitte den Politikern«, stöhnte ich.
    Der Staatsanwalt grinste. »Diese werden den Schwarzen Peter an die Kultusminister weiterreichen.«
    Er mochte in allem recht haben, dennoch bäumte sich mein Inneres auf. Soll er mich ruhig abspeisen, dachte ich böse, bisher bin ich auch ohne ihn zurechtgekommen.
    »Herr Doktor Busker, meine Erlebnisse haben mein Gefühl für die Zeit gestört. Ich könnte in den Kalender schauen, doch das würde mir nicht weiterhelfen, denn ich habe nur noch Fakten, Ereignisse und Begebenheiten im Kopf. Darum gestatten Sie mir eine Frage: Hier in Berlin wurde in der Rauschgiftszene ein Student erschossen, der Journalistik studierte. Er verstarb in seiner Wohnung. Seine Adresse würde mich interessieren.«
    Doktor Busker blickte mich mit verkniffenen Augen an.
    »Kannten Sie ihn?«, fragte er mich.
    »Ich benötige einen Namen, seine Straße und die Hausnummer, um Ihre Frage zu beantworten«, sagte ich.
    »Einen Augenblick«, sagte er und verließ das Büro. Als er zurückkam, meinte er: »Ich verrate Ihnen kein Geheimnis, denn die Archive der Zeitungen stehen Ihnen offen.«
    Das Telefon klingelte. Er nahm ab, nickte mir zu und schrieb mit der freien Hand

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