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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Duisburg festgenommen hatten, kein anderer als Kayas Vater!
    Er würde es sein, den sie mir gegenüberstellen würden.
    Die Berliner Polizei hatte fleißig gearbeitet. Mich interessierte es plötzlich, was sie über den Verbleib von Inga und Kaya wussten.
    Dumm war er nicht, dieser Oberkommissar. Seine Augen waren auf mich gerichtet, als durchschauten sie mich.
    »Ihre Tochter und deren Freundin Kaya Bayranük befinden sich auf dem Flug von Toulouse nach Berlin. Sie sind für uns wichtige Zeugen, und ich muss darauf hinweisen, dass von Ihrer Tochter bei uns bereits eine belastende Akte vorliegt.«
    Über diese Nachricht freute ich mich. Nur beunruhigte mich sein Hinweis auf Ingas angebliche Beteiligung am Dealergewerbe, denn nur das konnte sie belasten.
    Es wäre falsch gewesen, ihm den Hinweis zu liefern, dass es Filmmaterial gab, das geachtete Prominenz schwer anklagen konnte, und dass gerade Inga es gewesen war, die unter dem Einsatz ihres Lebens den Kampf gegen den Rauschgifthandel eingeleitet hatte.
    Ich schwieg. Meine Tochter hatte bewiesen, dass sie selbstständig zu handeln gelernt hatte.
    »Ach, Herr Oberkommissar, ich habe noch eine kleine Sache vorzubringen«, sagte ich. »Ich reiste damals mit einem Golf an, den ich vor dem Hotel Michels abgestellt hatte. Können Sie mir etwas über den Verbleib des Wagens sagen?«
    Er wollte höflich bleiben, denn er erwartete von mir, dass ich wusste, dass diese Frage nicht in seinen überlasteten Bereich gehörte.
    Er schaute auf die Uhr.
    »Wenden Sie sich an die Abteilung Autodiebstähle. Und zu dem, was in mein Ressort fällt, ordne ich an, dass Herr Hammes Ihnen weiterhin zum Schutz zur Verfügung steht. Von der Seite der Rauschgiftorganisation dürfte Ihnen keine Gefahr mehr drohen. Inwieweit die Meerestiere Interesse an Ihrer Existenz zeigen, vermag ich nicht einzuschätzen. Für heute ist das Hotel Michels noch für Sie und auch für Sie, Herr Hammes, gebucht. Ich wäre Ihnen dankbar, Herr Doktor Udendorf, wenn Sie den Termin um sechzehn Uhr ernst nehmen und uns für die Gegenüberstellung zur Verfügung stehen.«
    Ich nickte.
    Paul Hammes begleitete mich nach draußen.
    Über Berlin lag ein blauer Himmel. Die Hitze war erträglich.
    Mein Begleiter und ich bummelten ohne Angst vor Attentätern durch Berliner Straßen. Wir tranken Kaffee, aßen ausgiebig in einem Restaurant zu Mittag. Die Welt war heil.
    Nur als ich Paul von meinem Freund Werner erzählte und meinen Wunsch aussprach, ihn zu besuchen, winkte er ab.
    Verlegen gab er zu, dass er mich nicht nur schützen sollte, sondern mich auch dem Kontakt allzu Neugieriger entziehen musste.
    »Klaus, vergiss nicht, die Regierung in Ankara legt großen Wert auf die Aufklärung des Mordes an Mustafa Öchigyl, der mit Großaufträgen an die westdeutsche Industrie angereist war.«
    Beklommen fühlte ich, dass es noch lange nicht so weit war, mich ohne Bedrohung frei und glücklich zu fühlen.

Kapitel 12
     
    Berlin, Polizeipräsidium, sechzehn Uhr zehn.
    Der Mann, der mir entgegentrat, interessierte mich. Er wirkte um einige Jahre älter, als ich ihn mir vorgestellt hatte, und er war einige Zentimeter größer als ich. Sein Gesicht war gebräunt, knochig und schlank, seine Haare tiefschwarz, und über den schmalen Lippen saß ein dichter Schnurrbart. Er war korrekt gekleidet mit einer dunkelblauen Hose, weißem Hemd und Jackett.
    Er reichte mir die Hand, und ich fühlte das Vertrauen, das sein harter Druck in mir hervorrief. Ein Blick in seine Augen verriet mir, dass sie nicht einem Mörder gehören konnten.
    In seinem schlanken Gesicht wiesen die steilen Gesichtsfalten ihn eher als einen Intellektuellen aus. Das war kein Mann, der Bomben bastelte und andere umbrachte, weil sie seine Gesinnung nicht teilten.
    Ein Beamter führte uns in einen Raum, in dem um Tische die Kommissare und Pädagogen saßen und uns mit neugierigen Blicken empfingen.
    Wie ein Dressman auf einer Textilmesse kam ich mir vor. Ich sah in die Augenpaare der gut gekleideten, unverheirateten Lehrerinnen, die uns betrachteten.
    Fernab von echten Sorgen, mit stimmigen Gehältern hatten sie stets im Baedeker nach den Rosinen im Reiseangebot gesucht und auf das verzichtet, was dem Leben Würze gibt, nämlich Partnerschaft, Liebe und Kinder. Mit gespreizten, beringten Fingern rührten sie in Kaffeetassen, denn für sie war bereits alles entschieden. Sie hatten der Polizei einen Dienst erwiesen. Ich hörte, wie sie tuschelten, sich wie Schüler laut

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