Letzte Ausfahrt Oxford
dem glitschigen Lehm griffen sie längst nicht so gut, wie es ihre Laufschuhe mit den Allwettersohlen getan hätten. Ihr Rock klebte an ihren Schenkeln und bremste sie ebenfalls. Schon hörte sie Vivian hinter sich. Sein Overall raschelte. Er atmete vernehmlich. Seine Füße steckten in Laufschuhen mit Profilsohlen.
Aber sie konnte ihm entrinnen. Sie war fit. Sie joggte vier Mal die Woche. Selbst in Lederpumps war sie immer noch schneller als die meisten anderen. Sie raffte den nassen Rock über den Knien zusammen und legte noch einen Schritt zu.
Da rutschte sie auf dem nassen Lehm aus. Ihre Hände klatschten in glitschigen Matsch. Und schon war Vivian über ihr. Er drehte ihr einen Arm auf den Rücken, packte sie bei den Haaren und riss ihren Kopf nach hinten. Dann ließ der Schmerz plötzlich nach. Er hatte ihren Kopf losgelassen und schlang die Strumpfhose um ihren Hals.
Mit beiden Händen zog er zu. Kates Hände hatte er freigegeben, und sie bemühte sich, die Finger zwischen das straff gespannte Nylon und ihren Hals zu zwängen. Aber da war kein Platz mehr. Sie hörte ihn vor Anstrengung grunzen. Der Schmerz steigerte sich ins Unerträgliche. Ihr wurde schwarz vor Augen.
Kate würgte. Sie bekam keine Luft mehr. Sie würde sterben. Das war es also. Logoff. Die letzte Ausfahrt.
Von weit her hörte sie eine Stimme. »Schnapp ihn dir, Gav. Ich kümmere mich um die Frau.«
Plötzlich war nasser Lehm unter ihrer Wange. Und dann warmer Stoff. Eine Männerjacke. Kates Hals brannte, ihr Kopf schmerzte, und sie konnte nicht sprechen. Ihr Magen revoltierte. Sie erkannte, dass sie in stabiler Seitenlage auf dem Boden lag. Jemand musste sie gerettet haben.
»Sind Sie okay?«, fragte Paul Taylors Stimme.
Was zum Teufel hatte er hier zu suchen? Und wenn er es wirklich war, warum war er ihr nicht früher zu Hilfe geeilt?
»Wo sind Sie hergekommen?«, krächzte sie irgendwann. »Wie kamen Sie darauf, eine Baustellenausfahrt zu benutzen?«
»Wir sind Ihnen gefolgt.«
Kate schlotterte vor Kälte und Nässe. Fürsorglich legte er ihr sein Jackett über die Schultern.
»Es ist fast genauso nass wie ich«, sagte sie und brach unvermittelt in Tränen aus. Reine Hysterie, diagnostizierte sie selbstkritisch.
Zwar wurde ihr nicht wärmer, als Paul sie in die Arme nahm und ihr zärtlich »Blöde Kuh« ins Ohr flüsterte, aber es war irgendwie tröstlich. Verhielt sich so ein Bruder? Nein, das hatte nichts mit brüderlicher Zuneigung zu tun. Aber in Kates Leben war einfach kein Platz für eine weitere, unbefriedigende Beziehung.
»Sind Sie mir die ganze Zeit gefolgt? Und wieso?« Wollte denn diese Neugier niemals aufhören?
»Seit Kennedy House sind wir hinter Ihnen her. Ein verärgerter Anwohner hat die Polizei angerufen, weil auf dem Parkplatz ständig eine Alarmanlage schrillte und er den Lärm satt hatte. Wir hörten es über Polizeifunk, und weil wir gerade in der Nähe waren, sagten wir, dass wir uns darum kümmern wollten. Als wir ankamen, hatte der Alarm aufgehört, aber wir waren gerade rechtzeitig zur Stelle, um Sie in Kielers Wagen steigen zu sehen.«
»Und wie kamen Sie auf die Idee, dass etwas nicht stimmen könnte?«
Er seufzte. »Können Sie sich das nicht vorstellen? Hinten in seinem Auto lag ein dicker Strauß roter Pfingstrosen. Ich entdeckte sie, als Sie in die Straße einbogen. Außerdem sind Sie nicht gerade besonders gut gefahren.«
»Aha. Und da haben Sie sich Sorgen um meine Sicherheit gemacht.«
»Nun, ich dachte: Was macht dieses dämliche Weib jetzt schon wieder? Warum zieht sie mit einem potenziellen Vergewaltiger und Mörder los? Erst spielte ich mit dem Gedanken, Sie selbst damit fertig werden zu lassen – das hatten Sie mir schließlich nahe gelegt, nicht wahr? –, aber dann dachte ich an die Berge von Formularen, die ich hätte ausfüllen müssen, wenn Sie es dieses Mal geschafft hätten, ermordet zu werden.«
»Das klingt nicht besonders galant.«
»Ich bemühe mich eben, nicht wie ein männlicher Chauvinist zu klingen. Haben Sie das nicht bemerkt?«
»Und warum haben Sie uns nicht schon viel früher angehalten? Warum ließen Sie mich die ganze Angst und die Schmerzen durchmachen?«
»Was hätten wir ihm denn vorwerfen können? Einen Blumenstrauß zu besitzen?«
»Er hatte ein Messer. Gilt das nicht als Angriffswaffe?«
»Es war ein Küchenmesser. Er hätte immer behaupten können, dass er es nicht benutzen, sondern Ihnen nur Angst einjagen wollte.«
»Na toll. Ich habe es
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