Letzte Rache: Thriller (German Edition)
halten.
Er riss den Bericht in kleine Stücke und ordnete diese dann zu einem Häufchen auf seinem Schreibtisch, den er mit Genugtuung betrachtete, während er einen ersten Schluck von seinem Whisky nahm. Nachdem er das Glas wieder auf den Schreibtisch gestellt hatte, schob er die Papierfetzchen sorgfältig in einen abschließbaren Behälter, der beschriftet war mit: VERTRAULICHE AKTEN FÜR DEN REISSWOLF .
Nach einem weiteren Schluck Whisky spürte der Bürgermeister, wie seine Wangen sich röteten und eine sanfte Wärme seinen Bauch füllte. Mit einem befriedigten Seufzer nahm er ein zweites Blatt Papier von seinem Schreibtisch. Dies war eine E-Mail vom Geschäftsführer bei Pierrepoint Aerospace, der bestätigte, dass man den endgültigen unterschriebenen Vertrag vom chilenischen Rüstungskonzern LAHC Consulting erhalten habe. Daraus ergab sich, dass Pierrepoint tatsächlich große Teile ihres Vertrags zur Verwaltung britischer Militärstützpunkte in Afghanistan zu einem Bruchteil des Preises, den sie dem Verteidigungsministerium berechneten, als Unterauftrag an die Südamerikaner weitervergeben hatten. Die Auswirkungen auf die Einnahmen des Unternehmens würden beträchtlich sein. Was ebenfalls für die Auswirkungen auf seinen Bonus am Jahresende gelten würde. Als er über den warmen Regen nachdachte, in dessen Genuss er käme, dämmerte es Holyrod, dass dies eines der letzten Dinge gewesen sein musste, um die der arme Matias Gori sich vor seinem bedauernswerten Tod gekümmert hatte. Der Bürgermeister hob sein Glas auf abwesende Freunde. »Hervorragende Show«, sagte er und grinste breit. »Wirklich gut gemacht.«
»Möchten Sie etwas trinken, Inspector?«
»Warum nicht?« Carlyle nahm in seinem weichen Ledersessel Platz und lächelte. »Ich nehme einen Whisky, vielen Dank.« Der Inspector sah Claudio Orb hinterher, der ihre Getränke holen ging, und ließ seine Blicke über den neuen Terminal des Flughafens Heathrow schweifen. Dies war das erste Mal, dass er einen Fuß in eine VIP -Lounge setzte. Die wenigen Male, die er anlässlich der Ferien den Flughafen betreten hatte, war Carlyle zusammen mit dem übrigen Volk um die Fast-Food-Restaurants und die Duty-free-Shops in der Flughafenhalle herumgeschlendert. Das hatte nicht für eine glückliche Erinnerung gesorgt. Das hier dagegen war wirklich ruhig und angenehm. Ruhe und Frieden war das, wofür man bezahlte; das und der kostenlose Alkohol. Carlyle wandte sich vom Fenster ab und betrachtete die verstreuten, reich aussehenden Typen, die sich lässig einen hinter die Binde kippten, während sie zur gleichen Zeit vor dem Abflug ein paar letzte Schläge auf ihren BlackBerrys einsteckten. »Wie die andere Hälfte lebt«, sagte er leise vor sich hin. Eher die andere Hälfte von einem Prozent.
»Bitte sehr.« Orb reichte ihm ein Glas, das zur Hälfte mit einem anonymen Whisky gefüllt war, und hielt selbst ein hohes Glas mit einer rotenFlüssigkeit in der Hand. »Nur ein Cranberrysaft für mich«, sagte er und lächelte, während er langsam in den gegenüberstehenden Sessel sank. »Es ist ein langer Flug. Cheers!«
Carlyle hob sein Glas ein wenig. »Cheers.« Er nahm einen Schluck. Weich. Und, wieder einmal, besser, als er es gewohnt war.
Orb stellte sein Glas auf den niedrigen Tisch zwischen ihnen ab. »Also, darf ich annehmen, dass Sie gekommen sind, um mich in aller Stille aus dem Land zu werfen?«
»Nein, ganz und gar nicht«, erwiderte Carlyle. »Ich wollte Sie nur sehen, bevor Sie uns verlassen, um mich bei Ihnen für all Ihre Hilfe bei meiner Untersuchung zu bedanken.«
»Ach, kommen Sie, Inspector«, sagte Orb, »ich habe nicht den Eindruck, dass Sie der Typ Mann sind, der den ganzen Weg bis zum Flughafen zurücklegt, nur um eine höfliche Floskel an den Mann zu bringen.«
Carlyle nahm noch einen Mundvoll Whisky, den er eine Weile unter der Zunge behielt, bevor er ihn die Kehle hinunterrinnen ließ. »Nun ja, vielleicht bin ich nicht nur hier, um mich zu bedanken. Ich hoffte, Sie könnten vielleicht ein paar Dinge für mich aufklären – ein paar offene Fragen.«
Orb zog eine Augenbraue hoch. »Es gibt offene Fragen?«
»Nicht offiziell. Mein Fall – die Ermordung von Agatha Mills – ist abgeschlossen.«
»Gut.«
»Der endgültige Urteilsspruch lautete, dass ihr Mann es gewesen ist.«
»Ich verstehe.«
»Aber …«
Der Botschafter lächelte. »Aber Sie glauben nicht, dass es ein simpler Fall von einem Mann war, der seine Frau
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