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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Schrotthaufen von General Motors hat wieder mal den Geist aufgegeben, und als ich ihn endlich repariert hatte, war es zu spät für Steady und zu spät, dich am Dulles abzuholen. Wie schlägt sich Mutti mit der ganzen Verwandtschaft?«
    »Wacker«, sagte McCorkle. »Und die Schule?«
    »Vorbei. Erledigt.«
    »Du bist abgegangen?«
    »Abschluß bestanden.«
    McCorkle sah Haynes an. »Ist es etwa schon Juni?«
    Er lächelte. »Für den einen oder anderen, vielleicht.«
    »Ein Diplomat«, sagte sie zu Haynes und wandte sich wieder an McCorkle. »Mein Grundstudium?«
    »Heidelberg.«
    »Weißt du, im Keller eines Verwaltungsbaus sitzt ein netter kleiner Mann, und der hat nichts als einen Shack-Computer, und zufällig hat er meine Trimesterresultate durchgecheckt und festgestellt, daß man mir für das Heidelberg-Jahr nicht annähernd genug Punkte angerechnet hat. Tatsache ist, ich hab' mehr als genug für einen akademischen Grad. Ich sag' also Auf Wiedersehen und bitte sie, mir das Diplom mit der Post zu schicken.«
    McCorkle stand auf, ging um den Schreibtisch herum und nahm seine Tochter in den Arm. »Ich bin schrecklich stolz auf dich.«
    »Außerdem bist du die Gebühren für Studium und Tutorien los.«
    »Und deine Mutter kann jetzt ihren warmen Wintermantel kriegen.«
    Ihr alarmierend sonniges Lächeln erschien wieder. »Wo ist Mike?«
    »Er ist schwimmen gegangen«, sagte McCorkle. »Bist du fürs Dinner fertig?«
    »Aber sicher. Ich wünschte nur, Mutti wäre hier.«
    »Wir werden sie anrufen.«
    »Gegen zehn. Das wird dort so um drei Uhr morgens sein. Das wird sie mögen.«
    Seine Tochter stellte sich auf die Zehenspitzen, um McCorkle einen raschen Kuß zu geben, wandte sich an Haynes und sagte: »Ich freue mich, Sie kennengelernt zu haben. Steady hat oft von Ihnen gesprochen.«
    »Ich muß auch gehen«, sagte Haynes.
    »Kann ich Sie mitnehmen?«
    Jetzt lächelte er ein Lächeln, das, wie McCorkle argwöhnte, sowohl Felsen wie auch Frauenherzen schmelzen lassen konnte. »Wenn Sie Richtung Connecticut fahren.«
    »Also los«, sagte sie.
    Das plötzliche Unbehagen, das McCorkle spürte, als sie gingen, machte sich an der Stelle breit, wo sich dem Vernehmen nach sein Herz befinden sollte. Einen Moment lang durchlitt er einen milden Fall von Atemnot. Die Symptome verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren, und McCorkle stellte fest, daß er hoffte, es möge sich um seine erste Angina handeln. Sollte dem nicht so sein, dann, so wußte er, hatte er gerade seinen ersten ernsthaften Anfall männlicher Parentitis erlitten.
    Zwanzig Minuten später betrat Padillo das Büro und fand McCorkle düsteren Blicks und einen irischen Whiskey vor sich am Doppelschreibtisch vor.
    »Noch jemand gestorben?« fragte Padillo, während er ein Glas ortete und sich einen Schuß Bushmills eingoß. »Die Kindheit«, sagte McCorkle. »Na ja, ewig konnte sie nicht dauern - nicht mal deine.« »Erikas. Irgendwie haben die ihre CollegeNoten durcheinandergebracht und gerade entdeckt, daß sie schon jetzt statt im Juni ihren Abschluß kriegen kann. Heute abend feiern wir. Du bist eingeladen.« »Bist du sicher, daß es ein Fest und keine Trauerfeier ist?« »Du hast das Lächeln nicht gesehen«, sagte McCorkle und starrte wieder in sein Glas.
    »Welches Lächeln?«
    »Das Lächeln, das Haynes ihr geschenkt hat.«
    »Ach so. Das.«
    »Genau.«
    »Keine Sorge«, sagte Padillo. »Der kleine Haynes ist vier- oder fünfmal so clever, wie sein alter Herr jemals war, was heißt, er ist blitzgescheit, und vielleicht zehnmal so ehrlich, was in etwa dem Durchschnitt entsprechen dürfte. Aber wenn du wirklich was brauchst, worüber du an den langen Januarabenden brüten kannst, wie wär's damit: An wen erinnert Granville Haynes dich - von Steady abgesehen? Laß dir Zeit.«
    McCorkle wandte den Blick nicht von seinem Drink. Fünfzehn Sekunden später starrte er immer noch in sein Glas, als er sagte: »An dich.«
    »Und an noch jemanden.«
    »An wen?«
    »An dich«, sagte Padillo.
    McCorkle ächzte nur.
    »Erika könnte es schlimmer treffen«, sagte Padil-
    lo.
    Endlich hob McCorkle den Blick. »Wie?«

 
     
    A CHT
    Sie wechselten kaum ein Wort, bis Erika McCorkle ihren fünf Jahre alten Oldsmobile Cutlass vor einer roten Ampel an der Kreuzung Connecticut und R Street abbremste. Sie zeigte auf den ehrwürdigen Schwartz-Drugstore an der Nordwestecke der Kreuzung und sagte: »Da hab' ich mich immer rumgetrieben, als ich noch ein richtiges kleines

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