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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Triller sich an Haynes und fragte: »Beck's?«
    »Bestens.«
    Während er das Bier eingoß, fragte Triller: »Sie sind Steady Haynes' Sohn, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich bin Karl Triller, und es tut mir aufrichtig leid, daß Steady tot ist, und ich wünschte, ich hätte an der Beerdigung oder was es war teilnehmen können. Vor ein paar Jahren, direkt nach seiner Trennung von Ihrer Stiefmutter, haben wir hier fast jede Nacht zusammen das Licht ausgemacht und sind zu dem Chinesen an der Connecticut gegangen, um Dim Sum oder Rippchen zu essen. Er hat behauptet, die ganze Botschaft würde dort essen. Die chinesische Botschaft.«
    »Welche Stiefmutter war das?« fragte Haynes.
    »Letty Melon - mit einem >l< statt zwei wie in
    Pittsburgh Mellons. Letty ist nur mittelmäßig reich, wenn überhaupt.«
    »Dann muß es sich um Stiefmutter Nummer vier handeln. Die, die ich nie kennengelernt habe.«
    »Nun ja, eigentlich waren sie und Steady gar nicht so lange verheiratet. Trotzdem hat er sich die Trennung sehr zu Herzen genommen und angefangen, mehr als üblich zu trinken. Eines muß ich allerdings zu Steadys Gunsten sagen: Je mehr er trank, desto höflicher wurde er zu jedermann.«
    »Der letzte Verfechter des Gleichheitsgedankens?«
    Triller dachte über die Frage nach, zuckte die Achseln und wandte sich an McCorkle. »Da ich schon einmal hier bin: Möchten Sie noch etwas?«
    »Nein.«
    »Gut«, sagte Triller und kehrte zum anderen Ende der Bar und seinem Wall Street Journal zurück.
    Haynes wandte sich an McCorkle. »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    »Klar.«
    »Es ist privat.«
    McCorkle rutschte von seinem Hocker. »Dann gehen wir doch hinter ins Büro.«
    Das Büro war ein kleines Zimmer hinter der Küche, am Ende des Restaurants. Bevor Mac's Place von dem siebenstöckigen Bürogebäude verschlungen worden war, hatte das Zimmer ein Fenster mit Blick auf die Mauer auf der anderen Straßenseite gehabt. Das Fenster war zugemauert und überputzt worden. An seiner Stelle befand sich ein fotorealistisches Washingtoner Panorama, wie es sich von der Treppe des Jefferson Memorial aus bietet. Das Gemälde war ein Geschenk von Fredl McCorkle. Padillo behauptete stets, es gefalle ihm ganz besonders, weil es das einzige Gemälde aus dieser Perspektive sei, das keine blühenden Kirschbäume zeige. Ein weiteres, älteres Geschenk von Fredl an McCorkle und Padillo war der prachtvolle Doppelschreibtisch, der das kleine Büro beherrschte. McCorkle setzte sich an den Schreibtisch und Haynes auf eine braune Ledercouch, die so aussah, als sei sie dafür entworfen, zu einem langen Nickerchen einzuladen. Das übrige Mobiliar bestand aus einigen Stühlen, einem Stahlaktenschrank mit vier Schüben, einem Mosler-Tresor, im Geburtsjahr von McCorkles Vater angefertigt, und einem Wandkalender, auf dem noch der Dezember 1988 aufgeschlagen war.
    »So«, sagte McCorkle, zog einen kleinen silbrigen Würfel aus seiner Jackentasche und begann, die Hülle abzuschälen. Er entnahm ihm einen ähnlich kleinen Würfel aus einem Stoff, der beinahe wie Kitt aussah, beäugte ihn mit offenkundigem Abscheu und steckte ihn in den Mund.
    »Ich kenne Leute, die zwei, drei Packungen am Tag verpafft haben und auf Nicorette-Kaugummi umgestiegen sind«, sagte Haynes. »Ihnen geht das Rauchen überhaupt nicht ab. Und ich kenne Junkies, denen das Heroin nicht abgeht, solange sie ihr sicheres Quantum Methadon haben. Ein paar von den Nicorette-Jungs suchen zwei oder drei Ärzte wegen zusätzlicher Rezepte auf, weil sie dreißig bis vierzig Stück am Tag kauen, was in etwa dasselbe ist, was sie vorher an Zigaretten verqualmt haben. Der Hauptunterschied ist, daß die Zigaretten sie in Kalifornien zirka neun Cents pro Stück kosten, aber das Nikotinkaugummi kostet sie vierzig oder fünfundvierzig pro Happen.«
    Kauend sagte McCorkle: »Eine wirklich hübsche Predigt.«
    Er zog eine Schreibtischschublade auf, nahm ein blaues Kleenex heraus, spuckte das Nikotinkaugummi hinein, zerknüllte das Papier zu einem Kügelchen und warf es in den Papierkorb. Dann öffnete er die mittlere Schublade des Schreibtischs, zog ein Päckchen Pall Mall ohne Filter heraus, zündete sich eine Zigarette an, inhalierte tief, stieß den Rauch aus und sagte: »Mir ist die Meinung des Bundesgesundheitsministers wohl bewußt.«
    Haynes stand auf, trat an den Schreibtisch und stellte die braune Einkaufstüte darauf. McCorkle blies etwas Rauch gegen die Tüte und sagte: »Ich bin mir ziemlich sicher, daß

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