Letzte Runde in Mac's Place
Mädchen war.«
»Wie klein?« fragte Haynes.
»Sechs oder sieben. Die beiden schnellsten Eisbarmixer der Welt haben dort gearbeitet. Einer hatte ein schlimmes Bein. Der andere schielte schrecklich. Und beide müssen deutlich über vierzig gewesen sein. Paps hat mich manchmal mitgenommen, weil es dort nach seinen Worten die besten Eiskremsodas in der ganzen Stadt gab. Wir haben an der Eisbar gesessen und den beiden bei der Arbeit zugeschaut. Mein Gott, waren die schnell. Ich weiß noch, wie Paps ihnen immer gesagt hat, sie gehörten einer vom Aussterben bedrohten Lebensform an. Glauben Sie, daß sie noch da sind?«
»Wir könnten es rausfinden«, sagte Haynes.
»Ist das Ihr Ernst?«
»Aber sicher.«
Als die Ampel auf Grün wechselte, erspähte Erika McCorkle eine Parklücke direkt südlich von Larimer's Market und erspurtete sie vor einem BMW. Sie hielt neben dem Wagen vor der Parklücke, legte den Rückwärtsgang ein, drehte das Lenkrad nach rechts, setzte zurück, drehte das Lenkrad erneut, diesmal nach links, und setzte den Cutlass mit Schwung in die Lücke, wobei die Räder rechts maximal fünf Zentimeter von der Bordsteinkante entfernt zum Stehen kamen.
Haynes suchte in der Hosentasche nach Münzen für die Parkuhr. »Sehr elegant«, sagte er.
»Eher gewieft als elegant.«
Sie überquerten die Connecticut bei grüner Ampel, nur um festzustellen, daß sie auf der Fußgängerinsel in Straßenmitte festsaßen. »Als Sie bei dem Sandwich und den Soda-Akrobaten rumsaßen«, sagte Haynes, »haben Sie da hier in der Gegend gewohnt?«
»Meine Familie hat schon immer höchstens eine Meile vom Dupont Circle entfernt gewohnt. Deshalb geht Paps gern zu Fuß zur Arbeit, obwohl er in letzter Zeit oft ein Taxi nimmt.«
»Aber mit ihm ist doch alles in Ordnung, oder?«
»Nein«, sagte sie und trat auf die Fahrbahn, als die Ampel umsprang. »Er ist faul.« Sie sah Haynes an. »Kennen Sie ihn schon lange?«
»Neunzehnhundertvierundsiebzig haben wir uns einmal unterhalten. Es war mein achtzehnter Geburtstag, und Steady hat mich zum Dinner in Mac's Place eingeladen. Ihr Vater ist damals an unseren Tisch gekommen, und später hat er zwei Cognac bringen lassen, die mir das Gefühl gaben, richtig erwachsen zu sein.«
»Dann sind Sie jetzt dreiunddreißig, nicht?« fragte sie.
»Erst im August.«
Im Schwartz-Drugstore gab es keine Mixer mehr und auch keine Eisbar, an der sie hätten arbeiten können. Der junge nigerianische Drogist hinten sagte Haynes, die Eisbar sei mindestens schon seit zehn Jahren weg, vielleicht sogar seit zwölf. Jetzt schien sich der Drugstore auf den Verkauf von Toilettenartikeln, Discount-Vitaminen, rezeptfreien Allheilmitteln, Junk-Food und einigen Medikamenten zu konzentrieren.
Sie blieben gerade so lange in dem Drugstore, daß Haynes dem jungen Drogisten die karge Auskunft entlocken konnte. Als sie wieder draußen waren, stand Erika McCorkle an der Straßenecke und sah sich mit finsterem Blick um, als versuche sie, das Viertel in die Verfassung zurückzuzwingen, in der es sich befunden hatte, als sie sechs oder sieben war.
»Ich bin nicht alt genug, um Veränderung zu hassen«, sagte sie, mehr zu sich selbst als zu Haynes. »Am meisten haßt man sie, wenn man fünf oder sechs ist.«
»Als ich fünf oder sechs war, hat sich nichts verändert.«
»Dann hatten Sie offenbar eine fröhliche Kindheit.«
»Was ich hatte, waren zwei ältere, aber bemerkenswert gutsituierte und ziemlich gut zueinander passende Eltern.«
»Glück hatten Sie also auch«, sagte Haynes. »Möchten Sie einen Kaffee trinken?«
»Das Junkanoo«, sagte sie. »Die Hunde haben das Junkanoo abgerissen.«
»Ein Nightclub, nicht wahr?«
»Direkt dort drüben«, sagte sie und zeigte auf eine Zahnlücke auf der Ostseite der Connecticut Avenue. »Ich habe gehört, daß es geschlossen ist. Aber jetzt ist es weg. Es war bloß ... Ach, scheiß drauf! Trinken wir einen Kaffee!«
Einige Schritte weiter fanden sie ein kleines griechisches Restaurant namens Odeon, in dem man äußerst bemüht war, ihnen zu Diensten zu sein. Er trank seinen Kaffee mit Milch und Zucker, sie trank ihren schwarz. Während er den Kaffee umrührte, sagte Haynes: »Haben Sie Steady häufig gesehen?«
»Erst, seit ich siebzehn bin. Es war kurz nach seiner Trennung von Letty, und Steady hat Paps' Laden als Hauptquartier benutzt. Das war der Sommer vor meinem ersten Highschool-Jahr, und ich habe als Aushilfe bei ihm gearbeitet. Steady war Tag und Nacht da,
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