Letzte Runde in Mac's Place
Leiche?«
»Gilbert Undeans. Ein sauberer Schuß in den Kopf. Kleines Kaliber. In seinem Haus draußen in Reston.«
»Hast du ihn erschossen oder gefunden?«
»Gefunden.«
»Was hast du bei Undean gewollt?«
»Ich wollte mit ihm über Steadys Buch sprechen.«
»Wieso sollte Undean etwas drüber wissen?«
»Willst du damit sagen, er hat nichts gewußt?«
»Ich will damit gar nichts sagen, Tinker. Es ist deine Leiche. Deine zweite binnen drei Tagen.«
»Okay, ja, ja, es ist meine Leiche, und ich rufe an, weil ich vielleicht einen Anwalt brauche und dachte, ich könnte den nehmen, den Steady hatte, wie heißt er gleich noch?«
»Howard Mott.«
»Genau. Mott.«
»Keine Chance, dich aus dem Staub zu machen?«
»Ich hab' schon drei Gespräche von Undeans Telefon geführt.«
»Dann haben sie dich am Arsch.«
»Das weiß ich selber, Granny. Und jetzt gib mir Motts Telefonnummer!«
Haynes nannte Motts Privatnummer ein einziges Mal, und Burns sagte: »Und jetzt gib mir Padillo!«
»Bist du in Reston?« fragte Padillo, sobald er an der Strippe war.
»Exakt.«
»Okay. Das gehört zum Fairfax County. Wähl die 911 und sage, egal, wer sich meldet, deinen Namen, deine Anschrift und daß du einen Toten gefunden hast. Dann leg auf und ruf deinen Anwalt an. Besser noch, du rufst ihn zuerst an.«
»Mein Gott, das klingt ja, als müßte ich mir echte Sorgen machen.«
»Tinker, die Cops aus D. C. und Fairfax County machen sich über jeden her, der in drei Tagen zwei Leichen findet. Also halte deinen Mund, bis dein Anwalt vor Ort ist.«
»Meinst du nicht, ich sollte ihnen sagen, daß ich den Schützen gesehen habe, als er mit Skimaske, dunkler Brille und einem Paar Skiern über der Schulter aus dem Haus des Toten kam?«
Nach langem Schweigen sagte Padillo sehr leise: »Ich wünschte wirklich, du hättest mir das nicht gesagt.«
Burns kicherte. »Genau das hab' ich mir gedacht.«
F ÜNFUNDZWANZIG
In Ledersesseln vor drei glühenden Kiefernbohlen sitzend, die gelegentlich wider den Kaminschirm fauchten und zischten, ähnelten McCorkle und Padillo genaugenommen einem Paar würdiger Clubmitglieder, die mit mildem Interesse dem Bericht eines jüngeren Mitglieds über ein durchwachsenes Polomatch lauschten, dem dieser jüngst beigewohnt hatte.
Tatsächlich aber lauschten sie Granville Haynes' Theorie darüber, wie sein Vater und die gleichermaßen tote Isabelle Gelinet heimlich geplant hätten, Steadfast Haynes' nichtexistente Memoiren für große Summen Geldes zu veräußern.
»Summen?« sagte McCorkle.
»Steady hätte was ausgetüftelt, wie er sie mehr als einmal verkaufen kann.«
»Und Isabelle?« sagte Padillo.
»Falls sie und Steady einen Schwindel ausheckten, und falls Isabelle sich entschied, nach seinem Tod solo weiterzumachen, könnte sie einen grundlegenden Fehler begangen haben. Steady war immer sehr vorsichtig, sehr geheimtuerisch, und möglicherweise hat er ihr nicht gesagt, was Stufe
Nummer zwei war. Es könnte also sein, daß Isabelle von Stufe eins zu Stufe drei gehüpft ist, Stufe zwei ausgelassen hat, ins Straucheln geraten, gefallen und ertrunken ist.«
Padillo stand auf, schaute auf seine Uhr, sah, daß es 12.32 Uhr war, und fragte: »Wer möchte was trinken?«
Sowohl Haynes als auch McCorkle baten um Scotch mit Wasser. Padillo drehte sich um und steuerte das kleine Eßzimmer an, das eigentlich eine Verlängerung des Wohnzimmers war. Links von dem Eßzimmer war die Küche und dahinter der winzige schneebedeckte Hinterhof. Der Hof war in ein drei mal vier Meter großes Gärtchen, in dem Padillo Rosen und Basilikum zog, und eine kleine Garage aufgeteilt, in der er seinen Mercedes 280 SL, Baujahr 1972, unterstellte.
Sein kleines Reihenhaus aus weißen Ziegeln stand auf einem neun Meter breiten Grundstück und hätte eine flache Vorderseite gehabt, wäre da nicht das Erkerfenster gewesen, durch das es, wie McCorkle behauptete, aussah wie im siebten Monat schwanger. Das Haus hatte oben zwei Zimmer und ein Bad. Unten waren das Wohn- und Eßzimmer, die Küche, ein Gäste-WC mit Dusche und eine weitere Treppe, die ins Kellergeschoß führte, wo ein mindestens sechzig Jahre alter turniergerechter Brunswick-Snookertisch stand.
Der Snookertisch hatte zum Haus gehört, und niemand erinnerte sich, wie er die Treppe hinunter und ins Kellergeschoß gekommen war, in dem sich außerdem die Heizung, eine Waschmaschine und ein Trockner befanden. Das Kellergeschoß war ein Ort, den Padillo nicht
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