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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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die Gäste etwas trinken konnten, während sie auf ihren Tisch warteten.
    Allerdings hatte nie jemand gewartet, weil es nie Gäste gegeben hatte, abgesehen von den alten Leuten aus dem Viertel, die nicht viel darum gaben, was sie aßen, solange es billig und sättigend war. Pong dachte ernsthaft daran, Konkurs anzumelden, als die ersten Scouts eintrafen.
    Die Scouts waren ein Haufen weißhaariger OSS-
    Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg und dem darauf folgenden Kalten Krieg. Ihnen folgten recht bald die Taxatoren. Das waren blühend aussehende, grauhaarige Ex-Kennedy-Männer, die es noch immer in nur zwei Ausführungen zu geben schien: jovial oder aalglatt.
    Nachdem die Taxatoren eine positive Einschätzung abgegeben hatten, fielen die anderen über Pong's her. Das größte Kontingent bestand aus Ex- CIA-Leuten (die meisten von Jimmy Carter vor die Tür gesetzt), die, wenn man sie hart rannahm, durchaus ihre Bereitschaft zu erkennen gaben, hier oder da ein bißchen zu fingern. Direkt dahinter kam der neue Haufen, die Überlebenden des längsten Kriegs, deren Tausendmeterblicke um ein Drittel oder gar um die Hälfte reduziert worden waren und die ständig alle und jeden fragten, ob sich die Dschungel Mittelamerikas tatsächlich so enorm von denen Südostasiens unterschieden.
    Zwei Monate nach dem Zeitpunkt, den Pong und seine Frau stets als die Invasion der anciens espions bezeichneten, kam der Palace in die schwarzen Zahlen. Umsichtig wandelte Pong den großen Eßbereich in einen großen Trinkbereich um, ließ eine viel längere Bar einbauen, feuerte seinen Koch und ersetzte ihn durch einen Mikrowellenherd und einen ständigen Vorrat an beinahe eßbaren Tiefkühlpizzas. Außerdem stellte er die drei hübschen Cousinen seiner Frau als Barmädchen ein. Die Cousinen sprachen kaum Englisch, doch das schien keine Rolle zu spielen, denn viele der anciens espions sprachen ein Beinahefranzösisch, und einige konnten sich sogar in Thai verständigen.
    McCorkle und Padillo mußten nicht warten, bis sich ihre Augen an das Innere von Pong's Palace gewöhnten, wo die vorherrschenden Farben Feuerwerksrot und Grasgrün waren und immerwährende Nachmittagshelligkeit herrschte. Wie üblich waren die meisten Gäste Nachrichtendienstler aus Vergangenheit und Gegenwart. Daneben fanden sich einige Söldnertypen, die zweifelhafte Dienste feilboten. Die klammheimliche Komplizenschar repräsentierten gleichgeschaltete Reporter und ehrgeizige Stabsmitglieder von Kongreßkomitees.
    Am hinteren Ende des Palace waren zwei Tische zusammengeschoben, so daß sieben Männer bequem Platz fanden, drei an jeder Seite und einer, mit dem Rücken zur Wand, am Kopfende. Der siebte Mann war Anfang Vierzig, breitschultrig und rothaarig, und mit seiner rosigen Haut und den grünen Augen war er fast perfekt an Pong's Farbdessin angepaßt. Der Rothaarige blickte jetzt auf, sah McCorkle und Padillo und bat sie mit einem Grinsen und einer einladenden Geste an den Tisch.
    Der Lärm im Pong's rührte von einer Cocktailparty her, die neunzig Minuten zu lange gedauert hatte. Padillo hob die Stimme, um sich verständlich zu machen. »Meinetwegen können wir auch mit Warnock anfangen.«
    Mit einem Kopfnicken stimmte McCorkle zu und brüllte zurück: »Ich mach' den Höflichkeitsbesuch.« Er ging zur Bar und lächelte den kleinen Mann an, der hinter der Kasse beim Eingang thronte. »Was macht das Geschäft, Billy?«
    »Beschissen. Und deins?«
    »Ebenso.«
    Billy Pong grinste vergnügt. »Wir beide sind schon ein tolles Lügenpärchen, was, Mac?«
    McCorkle erwiderte Pongs Grinsen und fragte: »Immer noch nach Padillos Ratschlag: nur Bares, kein Plastikgeld, kein Scheck?«
    »Was ist ein Scheck?« sagte Pong.
    Nachdem McCorkle wieder zu Padillo gestoßen war, drängten sie sich durch ernsthafte, teils sogar hingebungsvolle Trinker, von denen ein paar gelegentlich Gäste in Mac's Place waren. Einige blickten auf und schossen böse Blicke auf Padillo.
    McCorkle hatte die gleichen bösen Blicke bei anderen Gelegenheiten gesehen, obschon Padillo sie anscheinend nicht bemerkt hatte - oder nur so tat. Die Blicke kamen von Männern Ende Fünfzig, Anfang Sechzig, die Padillo in der guten, alten Zeit gekannt hatten und ihn jetzt voller Neid, Bosheit und sogar Wut anstarrten.
    McCorkle deutete die bösen Blicke als Anklage gegen Padillo, das Geheimnis ewig währenden mittleren Alters gestohlen zu haben, und da er das Geheimnis offenbar mit niemandem teilen wollte, besagten die

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