Letzte Runde in Mac's Place
meiner.«
»Wie?«
»Telefonisch, nehme ich an.«
»Oh«, sagte Keyes und klang alles andere als erfreut.
»Möchten Sie, daß sich alle im gleichen Raum aufhalten?«
»Ich hätte keinen Einwand.«
»Die anderen vielleicht.«
»Also gut, dann per Telefon«, sagte Keyes. »Und die Zahlungsweise?«
»Was schlagen Sie vor?«
»Die Summe kann in jeder von Ihnen gewünschten Währung bei buchstäblich jeder Bank auf der Welt deponiert werden.«
»Das würde dem Finanzamt nicht gefallen, deshalb nehmen wir bankbestätigte US- Dollarschecks.«
»Das heißt, Sie wollen es versteuern«, sagte Keyes.
»Enttäuscht?«
»Nicht im mindesten. Es bedeutet, daß wir einen Teil zurückbekommen.« Keyes stand auf und reichte Haynes eine Karte. »Bitten Sie Mr. Mott, mich unter meiner Privatnummer anzurufen, sobald die Vorbereitungen für die Auktion abgeschlossen sind.«
»Okay.«
Keyes ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und nickte beiden zum Abschied zu. »Mr. Haynes. Miss McCorkle.«
Erika McCorkle blickte von ihrem Kreuzworträtsel hoch. »Ein anderes Wort für Schurke, vier Buchstaben, der erste ein L?«
»Heute morgen habe ich es mit >Lump< probiert«, sagte Hamilton Keyes. »Und es paßte recht gut.« Er öffnete die Tür, ging hinaus und zog sie leise wieder ins Schloß.
D REISSIG
Gerüchte behaupten, daß alles 1961 an einem düsteren Schweinebucht-Sonntagnachmittag begann, als zwei deprimierte CIA-Karrieristen mittleren Dienstgrads das Old Executive Office Building beim Weißen Haus verließen und auf der verzweifelten Suche nach einem Drink per Zufall in eine schmuddelige Cafebar nahe dem mittlerweile abgerissenen Roger Smith Hotel an der Ecke 18th Street und Pennsylvania Avenue spazierten.
Kaum drinnen, entdeckten die Karrieristen angenehm überrascht, daß sie in direktem Verstoß gegen das inzwischen aufgehobene SonntagsAlkoholverbot des District of Columbia Kaffeetassen voll schottischem Whisky kaufen konnten. Kurz nach dieser Entdeckung machten Mitglieder der Geheimdienst- und Freibeuterbruderschaft der Hauptstadt die prohibitionsfeindliche Bar zu ihrem inoffiziellen Treffpunkt. Sie tranken dort - wenn sie auch nichts aßen - fast vierzehn Jahre lang, bis zu dem Tag im Jahre 1975, als der letzte Helikopter vom Dach der US-Botschaft in Saigon abhob.
Am nächsten Tag kehrten sie, wie vom Wandertrieb gepackt, der Bar hinter dem Roger Smith den
Rücken und treckten ein paar Blocks weiter westlich an der Pennsylvania Avenue zur nächsten Schnapsherberge, beinahe gegenüber vom mittlerweile verschwundenen Circle Theatre. Und genau hier, im sogenannten »neuen Schuppen«, hielten sie fünf Jahre später ihre berühmtberüchtigte achtzehnstündige Leichenrede auf die vermurkste Unternehmung zur Befreiung der amerikanischen Geiseln, die in einer persischen Wüste mit Tod und, wie einige behaupteten, Schande geendet hatte.
Wie sich herausstellte, war es weniger eine Leichenrede denn eine verbale Rangelei, die etwa zur Mittagsstunde begann und am nächsten Morgen um 5.57 Uhr immer noch tobte, als die Stadtpolizei, herbeigerufen von Geschrei, Gebrüll, Flüchen und dem Geräusch splitternder Glasscheiben, den neuen Treff schloß und alle Anwesenden in Taxis nach Hause schickte.
Eine Woche nach der katastrophalen Leichenredenparty machten sie sich erneut auf den Treck, diesmal nach ganz weit draußen, zur Wisconsin Avenue, fast an der Staatsgrenze nach Maryland, wo ihre Scouts ein beinahe bankrottes ThaiRestaurant mit Namen Pong's Palace aufgespürt hatten, das in einer Shopping-Mall lag und vier wesentliche Erfordernisse feilbot: eine rechtlich einwandfreie Schanklizenz, wenig Kunden, schlechtes Essen und überreichlich Parkplätze. Zwei Wochen später war Pong's Palace durch stillschweigende Akklamation dazu auserwählt, als dritte inoffizielle heimliche Wasserstelle zu fungieren.
Der dunkelgrüne, siebzehn Jahre alte Mercedes 280 SL bog drei Häuser von Pong's entfernt in eine Parkbucht und hielt vor Naughty Marietta's XXX Video Shoppe. Als der Motor abgestellt und die Scheinwerfer ausgeschaltet waren, öffnete sich die Fahrertür, und Michael Padillo stieg aus. Einen Augenblick später stieg auf der anderen Seite McCorkle aus. Als sie den Eingang von Pong's Palace erreichten, ging Padillo als erster hinein.
Als er 1978 den Palace eröffnete, hatte Pong den größten Teil des Innenraums für das Restaurant vorgesehen und nur wenig Raum für eine kleine Bar mit ein paar Hockern gelassen, wo
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