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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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ist er bei Brad. Frank kennt ihn seit seiner Kindheit. Wir alle kennen Brad schon so lange. «
    Will nickte nur.
    Sara legte das Lineal neben Allisons Handgelenk, damit er ein Foto machen konnte. Danach drehte sie die Hand um. In der Falte des Handgelenks war eine schwache Narbe zu sehen. Sie kontrollierte die andere Hand. » Sie hat schon einmal versucht, sich umzubringen. Eine Rasierklinge, vielleicht ein sehr scharfes Messer. Ich würde sagen, während der letzten zehn Jahre. «
    Will betrachtete die leicht erhöhten, weißen Linien. » Wie war Tommy so? «
    Die Frage überraschte sie, weil sie auf Allison konzentriert war. Letzte Nacht hatte Sara nicht viel geschlafen. Sie hatte viel Zeit gehabt, über Tommy nachzudenken. » Er war fröhlich « , antwortete sie. » Ich kann mich an keine Minute erinnern, in der er nicht lächelte. Auch wenn er traurig war. «
    » Haben Sie ihn je wütend gesehen? «
    » Nein. «
    » Hatte er je Knochenbrüche oder blaue Flecken? «
    Sie schüttelte den Kopf, weil sie wusste, wohin das führte. » Gordon ging sehr sanft mit ihm um. Wütend sah ich ihn nur einmal, als Tommy ein Glas Kleister gegessen hatte. «
    Will lächelte versonnen. » Ich habe auch Kleister gegessen. « Er ließ die Kamera seitlich an den Körper sinken. » Ob er wohl immer noch so gut schmeckt wie damals? «
    Sara lachte. » Ich würde Ihnen nicht empfehlen, es auszuprobieren. Tommy fühlte sich danach tagelang schlecht. «
    » Sie haben mir nicht gesagt, dass Lena vergewaltigt wurde. «
    Diese Bemerkung kam völlig aus heiterem Himmel. Sara war überrumpelt, und vermutlich war genau das seine Absicht gewesen. » Das ist schon sehr lange her. «
    » Faith hat es im Internet gefunden. «
    Sie beschäftigte sich an der hinteren Arbeitsfläche und fand eine Rolle braunes Packpapier, auf dem sie die Kleidungsstücke auslegen konnte. » Ist das wichtig? «
    » Weiß ich nicht. Es stört mich nur, dass Sie es nicht gesagt haben. «
    Sara breitete das Papier aus. » Viele Frauen wurden vergewaltigt. « Als er nicht reagierte, schaute sie auf. » Sie sollten kein Mitleid mit ihr haben, Will. Sie kann das perfekt – bei Leuten Mitleid erwecken. «
    » Ich glaube, sie bedauert das, was mit Tommy passiert ist. «
    Sara schüttelte den Kopf. » Sie können von ihr nichts Gutes erwarten. Sie ist kein normaler Mensch. Sie hat keine Freundlichkeit in sich. «
    Er wählte seine Worte mit Bedacht und versuchte, mit seinem Blick zu verstärken, was er meinte. » Ich habe in meinem Leben eine Menge Menschen kennengelernt, die wirklich unfreundlich waren. «
    » Trotzdem… «
    » Ich glaube nicht, dass Lena völlig seelenlos ist. Ich glaube, sie ist zornig und selbstzerstörerisch, und sie fühlt sich in die Enge getrieben. «
    » Ich habe das früher auch gedacht. Und ich hatte Mitleid mit ihr. Kurz bevor sie sich mitschuldig machte am Tod meines Mannes. «
    Danach konnte Sara nicht mehr viel sagen. Sie knöpfte Allisons Bluse auf und zog das Mädchen weiter aus. Will wechselte die Speicherkarte und fotografierte, wenn sie es ihm sagte. Sie bat ihn nicht um Hilfe, als sie ein weißes Laken über Allisons Leiche zog. Das kameradschaftliche Schweigen war nur noch eine vage Erinnerung. Die Spannung war jetzt so stark, dass Sara Kopfschmerzen bekam. Sie ärgerte sich über sich selbst, dass ihr das wichtig war. Will Trent war nicht ihr Freund. Seine Legasthenie, sein merkwürdiger Humor, seine schmutzigen Klamotten– das alles ging sie nichts an. Sie wollte von ihm nur, dass er seine Arbeit abschloss und dann zu seiner Frau zurückkehrte.
    Draußen hörte man die Metalltür knallen. Augenblicke später kam Frank Wallace mit einem Pappkarton unter dem Arm herein. Er trug einen langen Trenchcoat und Lederhandschuhe. Seine Haare waren regennass.
    » ChiefWallace. Schön, Sie endlich kennenzulernen«, sagte Will. »So langsam dachte ich, Sie wollen mir aus dem Weg gehen. «
    » Wollen Sie mir sagen, warum Sie die Hälfte meiner Jungs im strömenden Regen im Kreis herumlaufen lassen? «
    » Ich nehme an, Sie haben gehört, dass wir den Tatort gefunden haben, wo Allison Spooner erstochen wurde. «
    » Haben Sie das Blut schon getestet? Wer weiß, könnte ja auch von einem Tier sein. «
    » Ja, ich habe es vor Ort getestet«, erwiderte Will. »Es ist menschliches Blut. «
    » Na gut, dann hat er sie also im Wald umgebracht. «
    » Sieht so aus. «
    » Ich habe die Suche abgeblasen. Sie können Ihr eigenes Team antanzen lassen, wenn Sie

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