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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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aber sie war dankbar, dass seine Gedanken sich jetzt von Tommy wegbewegten. » Allison war klein. Eine Frau hätte sie überwältigen und zum Wasser tragen können. «
    » War der Mörder Linkshänder? Oder Rechtshänder? «
    » Na… « Sara wollte schon fragen, warum das von Bedeutung war für jemanden, der links und rechts nicht auseinanderhalten konnte, stattdessen aber antwortete sie: » Ich nehme an, Rechtshänder. « Sara hob ihr rechte Hand. » Der Angreifer muss eine erhöhte Position gehabt haben, er stand über ihr oder saß vielleicht rittlings auf ihr, als die Klinge eindrang. « Sie hielt kurz inne. » Das ist der Grund, warum ich nicht gerne Mutmaßungen anstelle. Ich muss ihren Magen und die Lunge untersuchen. Wenn wir Seewasser finden, heißt das, dass sie wahrscheinlich mit dem Gesicht im Wasser lag, als man sie erstach. «
    » Zu wissen, ob sie im Wasser oder im Schlamm lag, als sie erstochen wurde, wird für meine Ermittlungen von grundlegender Bedeutung sein. «
    Sie runzelte die Stirn. » Wollen Sie den Klugscheißer spielen, Agent Trent? «
    » Ausgehend von der Art Ihrer Fragestellung denke ich, dass meine Antwort Nein lauten sollte. «
    Sara lachte. » Gute Replik. «
    » Vielen Dank, Dr. Linton. « Er sah sich in dem Einbalsamierraum um und schüttelte sich. » Es ist kalt hier unten. Ist Ihnen nicht kalt? «
    Sie merkte, dass er dieselbe Kleidung wie gestern trug, bis auf das schwarze T-Shirt, das er gegen ein weißes ausgetauscht hatte. » Haben Sie keine Jacke dabei? «
    Er schüttelte den Kopf. » Mit meiner Kleidung bin ich in einer schrecklichen Situation. Ich muss mir heute Abend bei Ihrer Mutter Waschmaschine und Trockner leihen. Meinen Sie, sie hat was dagegen? «
    » Nein, natürlich nicht. «
    » Haben Sie heute schon was von Frank Wallace gehört? «
    Sie schüttelte den Kopf.
    » Langsam ärgert es mich, dass er sich noch nicht gezeigt hat. Überlässt er auch sonst Lena die ganze Schwerarbeit? «
    » Ich weiß nicht, wie sie inzwischen zusammenarbeiten. Früher pendelte sie zwischen Frank und meinem Mann hin und her, je nachdem, wer sie gerade brauchte. «
    » Ich frage mich nur, ob sie Frank Bericht erstattet oder ob die beiden ihr eigenes Ding durchziehen. « Will deutete auf die Bahren. » Kann ich Ihnen bei irgendwas helfen? «
    » Wo liegt Ihre Empfindlichkeitsgrenze? «
    » Ich mag keine Ratten, und mit Erbrochenem kann ich schlecht umgehen. «
    » Da sind wir in beiden Punkten auf der sicheren Seite. « Sara wollte endlich anfangen, damit sie nicht bis nach Mitternacht hier war. » Können Sie mir helfen, Allison auf den Tisch zu wuchten? «
    Aus der schnippischen Kameraderie von eben wurde sehr schnell eine ernsthafte Zusammenarbeit. Sie arbeiteten schweigend, rollten die Bahre in den Gefrierraum, hoben gemeinsam die Leiche darauf. In den Boden war eine Waage eingelassen. Die digitale Anzeige war so eingestellt, dass das Gewicht der Bahre abgezogen wurde. Sara rollte die Bahre auf die Wiegeplatte. Allison Spooner hatte sechsundvierzig Kilo gewogen.
    Als Sara Gummihandschuhe überstreifte, tat Will es ihr gleich. Sie ließ ihn den Reißverschluss aufziehen und das Mädchen nach links und rechts drehen, damit sie den Plastiksack unter der Leiche herausziehen konnte. Dann hielt er ein Ende des Maßbands, damit sie die Größe des Mädchens feststellen konnte.
    » Einhunderteinundsechzig Komma fünf Zentimeter«, sagte Will. »Nicht mal eins zweiundsechzig. «
    » Ich muss mir das notieren. « Sara wusste, dass sie sich die Zahlen unmöglich alle merken konnte. An der Wand über der Arbeitsfläche hing eine Weißwandtafel. Mit dem Marker, der an einer Schnur daran befestigt war, schrieb sie Allisons Gewicht und Größe auf. Um gründlich zu sein, fügte sie auch noch ihr Alter, das Geschlecht, die Rasse und die Haarfarbe dazu. Die Augen des Mädchens waren offen, die Augenfarbe war braun.
    Als Sara sich umdrehte, sah sie, dass Will die notierten Daten anstarrte. Sara hatte Abkürzungen benutzt, die auch ein normal lesefähiger Mensch kaum verstehen würde. » Geburtsdatum, Größe, Gewicht… «
    » Schon verstanden « , sagte er so knapp und barsch, wie sie es kaum je gehört hatte.
    Sara verkniff es sich, das Offensichtliche auszusprechen, ihm zu sagen, dass es dumm von ihm war, sich zu schämen. Er hatte sein ganzes Leben damit zugebracht, seine Legasthenie zu verbergen, und sie würde das nicht aus der Welt schaffen, indem sie ihn im Keller des Bestattungsinstituts

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