Letzte Worte
geschweige denn eine Waffe tragen. «
Frank kniete sich vor sie hin. » Du könntest noch eine ganze Menge mehr verlieren als nur deine Marke, Lena. Überleg dir das mal. «
» Da gibt’s nichts zu überlegen. «
» Ich könnte ja mal mit Gavin Wayne ein paar Takte über deinen kleinen Freund sprechen. «
» Aber sieh zu, dass du deine Fahne loswirst, bevor du das tust. «
» Wir wissen beide, was ich alles anrichten könnte. «
» Jared wird erfahren, dass ich einen Fehler gemacht habe « , sagte Lena. » Und er wird sehen, dass ich die Konsequenzen trage. «
» Seit wann bist du denn so edel? «
Sie antwortete nicht, aber bei dem Gedanken, dass Tommy Braham in seiner Zelle saß und mit ihrer Kugelschreibermine an seinen Handgelenken herumriss, kam sie sich vor wie der am wenigsten edle Mensch auf dieser Welt. Wie hatte sie es nur geschafft, in so kurzer Zeit so viel Mist zu bauen?
Frank redete weiter auf sie ein. » Kennt dein kleiner Freund dich wirklich, Lena, und ich meine, wirklich kennen? « Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. » Denk mal an all die Sachen, die du mir im Lauf der Jahre erzählt hast. An die vielen Stunden im Einsatzwagen, die wir miteinander verbracht haben. Die langen Nächte und frühen Morgenstunden nach Jeffreys Tod. « Er bleckte seine gelben Zähne. » Du bist ein dreckiger Bulle, Lee. Glaubst du wirklich, dein Freund wird dir das verzeihen? «
» Ich bin nicht dreckig. « Schon oft war sie kurz vor dieser Grenze gestanden, aber überschritten hatte sie sie noch nie. » Ich bin eine gute Polizistin, und das weißt du. «
» Bist du dir da ganz sicher? « Er grinste sie höhnisch an. » Brad wurde in den Bauch gestochen, und du hast daumenlutschend dabeigestanden. Du hast einen neunzehnjährigen Zurückgebliebenen in den Selbstmord getrieben. Ich habe einen Zeugen in der Nachbarzelle, der alles bestätigen wird, was ich ihm sage, solange ich ihn nur zu seiner Frau zurücklasse. «
Lena meinte, das Herz würde ihr stehenbleiben.
» Glaubst du wirklich, dass ich meine Pension so einfach aufgebe und meine Waffe und meine Marke niederlege, nur weil du plötzlich ein Gewissen entwickelt hast? « Er lachte verächtlich. » Glaub mir, Mädchen, du willst nicht, dass ich auch nur anfange, den Leuten zu erzählen, was ich über dich weiß, denn wenn ich wieder aufhöre, dann kannst du von Glück reden, wenn du dich nicht auf der falschen Seite einer Zellentür wiederfindest. «
» Das würdest du mir nie antun. «
» Du stolzierst durch die Stadt, als wärst du eine ganz heiße Nummer, die ihren schlechten Ruf als Abzeichen auf dem Ärmel trägt. Hat nicht Jeffrey dich immer genau davor gewarnt? Zu viele abgebrochene Brücken? Zu viele Leute in der Stadt mit Messern im Rücken? «
» Halt den Mund, Frank. «
» Das Dumme an einem schlechten Ruf ist, dass die Leute alles glauben, was irgendjemand über einen sagt. « Er kauerte sich hin. » Jeffrey wäre mit Mord davongekommen, weil kein Mensch ihm je etwas Schlechtes zugetraut hätte. Glaubst du, dass die Leute über dich auch so denken? Glaubst du, dass sie deinem Charakter trauen? «
» Du kannst nichts beweisen, und das weißt du. «
» Weiß ich das? « Er grinste so breit, dass die Zähne zu sehen waren. » Ich habe mein ganzes Leben in dieser Stadt verbracht. Die Leute kennen mich. Sie vertrauen mir– vertrauen auf das, was ich ihnen sage. Und wenn ich sage, dass du ein dreckiger Bulle bist… « Er zuckte die Achseln.
Lenas Brust war so eng, dass sie kaum atmen konnte.
» Vielleicht lade ich den guten Jared ja mal auf ein Bier ein « , fuhr Frank fort. » Ich wette, Sara Linton hätte auch nichts dagegen mitzukommen. Was hältst du davon? Dass die beiden sich mal so richtig ausführlich über dich unterhalten. « Lena starrte ihn hasserfüllt an. Franks verquollene Augen starrten zurück. » Vergiss nicht, was für ein Hurensohn ich bin, Mädchen. Und glaub nicht eine Sekunde lang, dass ich deinen nutzlosen Arsch nicht vor den Bus stoßen würde, um meinen zu retten. «
Sie wusste, dass er es ernst meinte. Sie wusste, diese Drohung war so real und so gefährlich wie eine tickende Zeitbombe.
Frank zog seinen Flachmann heraus. Betont langsam schraubte er die Kappe ab und nahm einen tiefen Schluck.
Lenas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. » Was soll ich tun? «
Frank grinste so breit, dass sie sich fühlte wie etwas, das er sich von der Schuhsohle gekratzt hatte. » Bleib einfach bei der Wahrheit.
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